Frauendorf - Ein Dorf kriegt die Kurve

Frauendorf - Ein Dorf kriegt die Kurve

Frauendorf - Ein Dorf kriegt die Kurve
Das Landhaus Anni ist seit Juni 2019 bewohnt. Copyright:  CR Immobilien Verwaltungs GmbH & Co. KG

Seit der Wende verlor Frauendorf in der Oberlausitz über ein Viertel seiner Einwohner. Nun regt sich hier neues Wachstum. Insbesondere zahlreiche Zuzügler zeitigen einen regelrechten Bauboom.

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So viele Einwohner zählte die Gemeinde Frauendorf OL – dieser Zusatz für die Oberlausitz ist wichtig, weil es in der Niederlausitz noch ein Frauendorf gibt – in den letzten zehn Jahren bis zur Wende: 937. Im Jahr 2000 waren es 829, 2010 noch 733. Seinen eigentlichen Tiefpunkt erreichte das Dorf 2016. 696 Menschen waren damals noch übrig. Das war zwar immerhin noch einer mehr als im Folgejahr. Dennoch markiert 2017 das Jahr, in dem ein neuer Aufschwung begann. Seitdem erlebt Frauendorf OL weitaus mehr Zu- als Wegzüge. Und wäre nicht ein der jahrzehntelangen Schrumpfung geschuldetes Missverhältnis zwischen Jung und Alt beziehungsweise Geburten- und Sterberate, befände sich das Dorf schon jetzt in einer neuen Wachstumsphase.

Baubemühungen und der Wohnpark „Modernes ländliches Wohnen in Frauendorf“

In Sachen Immobilien hat diese bereits begonnen: 2018 wurde der Bau an insgesamt sieben neuen Häusern gestartet. Vier davon bilden den Wohnpark „Modernes ländliches Wohnen in Frauendorf“, mit insgesamt 16 neuen Mietwohnungen. Anni, Carl, Gerald und Heidi – dies sind nicht etwa die Namen der Kinder aus einer bildungsbürgerlichen Großfamilie, sondern die der vier Landhäuser, aus denen sich der neue Wohnpark zusammensetzt. „Frauendorf ist ein wunderschönes kleines Örtchen mit viel Flair und einer traumhaften, ruhigen Landschaft“, schwärmt Bauherrin Carolin Reißig. Für sie sind die Schönheit und hohe Lebensqualität eindeutig der Hauptgrund dafür, weshalb sich inzwischen viele für ein Leben in dem Ort entscheiden.

3,5 Millionen Euro haben sie und ihr Mann Torsten Reißig – beide ihres Zeichens „autochthone“ Frauendorfer – für das Projekt in die Hand genommen und eigens die CR Immobilien-Verwaltungs GmbH & Co. KG gegründet. Vor zehn Jahren hätte man wohl noch den Kopf darüber geschüttelt, 2019 gibt ihnen der Andrang recht: Zur Begehung der Musterwohnungen Mitte März kamen 130 Interessenten, die sich für ländliches Wohnen begeistern. Und genau das bekommt man in den Landhäusern auch geboten: Einen unverbauten Blick ins Freie, Kamin, Fliesen in Holzoptik, Fußbodenheizung, hochwertige moderne Bäder, große Terrasse oder geräumiger Balkon. All das barrierefrei und für 8,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter – ein freier Stellplatz sowie ein Carportstellplatz samt Neun-Quadratmeter-Abstellraum inklusive.

Haus Anni und Carl sind seit Juni, Gerald seit Anfang September bewohnt. In der frisch fertiggestellten Heidi läuft derzeit der Erstbezug. Für die Zukunft ist noch ein parkähnliches Außengelände geplant.

Rückkehrer  und Stadtflüchtige treffen auf Mietwohnungsmangel

„Seit Jahren stellen wir fest, dass es bei uns im Ort an Mietwohnungen mangelt“, erklärt Mirko Friedrich. „Vor allem für junge Leute, die irgendwann in ihr Elternhaus zurückziehen wollen, oder auch für ältere, welche das Haus an ihre Kinder übergeben möchten. Unter diesem Aspekt sind wir glücklich, dass das Geld für die vier Wohnhäuser in Frauendorf investiert wird und wir uns damit eventuell besser für die Zukunft aufstellen können.“

Der 45-Jährige kennt die Entwicklung seines Dorfes wie kaum ein anderer. Seit 1998 bekleidet er bereits das Ehrenamt des Bürgermeisters. Bei Amtsantritt war er mit 24 Jahren der jüngste Würdenträger Brandenburgs. Unter den jungen Leuten mit Mietwohnbedarf tummeln sich viele der Zuzügler, bei denen es sich oftmals um Rückkehrer mit kleinen Kindern handelt, die wieder die Nähe zur Familie als Unterstützung im Alltag suchen. Dass eine solche Rückkehr inzwischen ökonomisch tragbar ist, hat viel mit dem wirtschaftlichen Erfolg Dresdens zu tun. Denn auch wenn Frauendorf OL zu Brandenburg gehört, befindet es sich im Speckgürtel der sächsischen Metropole.

Die Gemeinde liegt in unmittelbarer Nähe zur A 13. Bis zur Landeshauptstadt braucht man lediglich etwa eine halbe Stunde mit dem Auto. Wer auf dem Land, mitten im Grünen, in einer lieblichen Heide-, Teich- und Waldlandschaft leben und gleichzeitig einem lukrativen Job in der Großstadt nachgehen möchte, ist hier also genau richtig. Dabei dürfte gerade für junge Familien auch die gute Versorgung durch Kindergartenplätze ins Gewicht fallen. Und schnelles Internet. „Bereits vor elf Jahren begannen erste Gespräche mit der Firma LKG Lausitzer Kabelbetriebsgesellschaft mbH aus Lauchhammer“, erzählt Mirko Friedrich. „Als vor einem Jahr der Gehweg gebaut werden sollte, gab dies, neben anderen Faktoren, den Ausschlag für eine Investition der LKG in ein modernes Glasfaserkabel in Frauendorf.“

Bis heute wurden zwei Drittel fertiggestellt und viele Eigentümer haben schon zum neuen Netz gewechselt. Die komplette Fertigstellung der schnellen Leitung wird bis Ende des Jahres oder Anfang 2020 erfolgen.

Schrumpfung oder Wachstum? Das ist in Frauendorf OL die Frage

Für die Zukunft ist noch ein parkähnliches Außengelände geplant. Copyright: CR Immobilien Verwaltungs GmbH & Co. KG
Für die Zukunft ist noch ein parkähnliches Außengelände geplant. Copyright: CR Immobilien Verwaltungs GmbH & Co. KG  

Was Frauendorf wohl insbesondere für die vielen Rückkehrer umso reizvoller macht, ist die enge Dorfgemeinschaft. Es gibt ein reges Vereinsleben, der Bürgermeister nimmt sich Neulingen (oder Wiederkehrern) persönlich an – gerne auch mit einem kleinen Willkommensgeschenk. All das schweißt zusammen und erklärt, warum Mirko Friedrich sich nicht unbedingt wünscht, dass sein Dorf sonderlich wächst. „Die örtlichen Verantwortlichen möchten, dass die Gemeinde nicht weiter schrumpft. Ein Wachsen ist unter Umständen nicht erwünscht, da es teilweise auch Nebenwirkungen haben kann“, sagt der Bürgermeister.

Im Kampf gegen die Schrumpfung stellen die 16 neuen Wohnungen im Feldweg einen wichtigen Baustein dar. Ferner soll ein Bebauungsplan für die Lindenauer Straße dafür sorgen, dass einheimische junge Familien bei Bedarf Einfamilienhäuser bauen können. Erste Anfragen stehen bereits auf der Warteliste.

Derweilen arbeitet die Gemeinde noch an der Umsetzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Mirko Friedrich berichtet etwas zerknirscht: „Hier wünsche ich mir mehr Unterstützung von den Behörden, welche uns teilweise im Regen stehen lassen. Die Landesentwicklungsplanung Berlin-Brandenburg mit ihrem Fokus auf Berlin und dessen Umland macht es nicht einfacher. Die Anziehungskraft von Dresden hat man hier unterschätzt.“ 

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