Die Stadthotellerie sucht den Ausweg

Die Stadthotellerie sucht den Ausweg

Die Stadthotellerie sucht den Ausweg
Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg kommt gut durch die Krise. Copyright: Guido Leifhelm

„Großes Sterben“, „apokalyptisch“, „Blutbad“ – die Nerven liegen blank in der Hotellerie ob solcher Schlagzeilen. Und der Herbst und Winter könnten vor allem für die Stadthotellerie noch schlimmer werden, wenn die internationalen Gäste, Geschäftsreisenden und das Messe- und Kongressgeschäft weiter ausbleiben. Doch manche sehen trotzdem auch Licht am Ende des Tunnels.

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Die Branche war geschockt, auch wenn sie mit etlichen Schließungen und Insolvenzen rechnete. Aber das so etablierte Häuser wie das Anna Hotel in München oder das Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt die Segel streichen müssen, erzeugte zuletzt ein kleines Beben in der Branche, dem viele weitere folgen werden.

Stadthotellerie kommt unterschiedlich gut durch die Corona-Krise

Unaufholbare Verluste, dramatisch schmelzende Rücklagen – das sind Gründe, die man dieser Tage häufig hört. Vor allem in München und Frankfurt am Main, wo die Hotels besonders unter dem Ausbleiben des Businessgeschäftes und der internationalen Reisenden leiden. Und wo wegen Corona Veranstaltungen wie das Oktoberfest ausgefallen sind oder nur sehr reduziert stattfinden, wie die EXPO REAL, die Bau oder die Buchmesse. Im August 2020 verbuchten die Hotels in Frankfurt und München eine Belegung von 27,4 Prozent und 33,1 Prozent, so die Branchenzahlen von STR/Fairmas, der September dürfte ähnlich ausfallen. „Das ist zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig“, brachte es gerade ein Münchner Hotelier auf den Punkt.

Hamburg kommt im Vergleich im Moment besser durch. „Das haben wir in der Stadt vorausgesehen. Denn was wir bisher als Nachteil empfanden – die geringere Zahl an internationalen Gästen – ist jetzt von Vorteil", berichtet Ingo Peters, der Geschäftsführende Direktor des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg. Im August generierte er eine Auslastung von 50 Prozent in seinem Luxushotel, vor allem mit skandinavischen Gästen oder mit Küstenurlaubern, die ein paar Hamburg-Tage angehangen haben.

The Student Hotel in Berlin setzt auf die Reiselust der Gen Y bis Gen Z. Copyright: Brick Visual/KSP Jürgen Engel Architekten,
 Berlin
The Student Hotel in Berlin setzt auf die Reiselust der Gen Y bis Gen Z. Copyright: Brick Visual/KSP Jürgen Engel Architekten, Berlin

In Berlin dagegen hoffen viele, neben dem Tagungsgeschäft, vor allem auf die schnelle Rückkehr der internationalen Gen Y bis Gen Z. „Sie werden die ersten sein, die wieder reisen wollen und werden“, sagte Philip Ibrahim, General Manager des Student Hotel Berlin, beim Berliner Immobilienkongress im September. Doch ein Herbst mit steigenen Corona-Infektionszahlen, unzähligen europäischen Risikogebieten und weiter zögernden Geschäftsreisenden braucht auch in der Hauptstadt einen langen Atem. Und ohnehin wird sich das Geschäftsmodell Stadthotel überall neu erfinden müssen, wenn künftig mindestens 10 bis 30 Prozent aller Businessreisen, so die Prognose des Geschäftsreiseverbands VDR, wegfallen sollten.

Hotel-Eigentümer fordern mehr Zahlentransparenz von Betreibern

„In den letzten Monaten sind die Akteure in der Branche auf Sicht gefahren und schlossen mit den Verpächtern häufig kurzfristige Agreements“, sagte Albrecht Richard, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton, im Rahmen des Hotelforums 2020 im Oktober. Doch jetzt sei ein Schnittpunkt und eine steigende Nervosität erkennbar, die Liquidität und Bewertung würde immer dramatischer, auch mit Blick auf das teilweise wieder geltende Insolvenzrecht. Deshalb, so der Tenor vieler, sei es nun besonders wichtig, dass die Betreiber bei ihren Verpächtern mehr Transparenz zeigen, Kennzahlen wie mittel- und langfristige Strategien kommunizieren.

Nur so könne man Vertrauen schaffen und gemeinsam die richtigen Schlüsse ziehen, auch wenn der Blick in die Zukunft für alle schwer sei. Denn grundsätzlich wolle man am Standbein Hotel festhalten, bestätigte Andreas Löcher, Abteilungsleiter Investment Management Hospitality der Union Investment Real Estate, beim Hotelforum. Der Markt wird momentan allerdings einige „pausierende“ Investoren und Entwickler erleben. Das hatte jüngst auch die UBM Development für sich erklärt.

„Deutschland wird touristisch von der Krise profitieren“

Die Hotellerie blickt zurück auf zehn Wachstumsjahre, mit zuletzt teilweise extrem überhöhten Pachtverträgen bei dünnen Konzepten. Die Konsolidierung kommt vor diesem Hintergrund mit großen Schritten, da sind sich alle in der Branche sicher. In den Städten könnte dies vor allem die in die Jahre gekommenen Businesshotels treffen, genauso einige Upscale-Hotels, weniger die Economy-Häuser, die schon jetzt einigermaßen gut gebucht sind. Doch wer durchhalten kann und bleibt, wird in den nächsten zwei, drei Jahren viele Hausaufgaben gemacht haben und danach in einem bereinigten Markt besser positioniert sein als zuvor, das vermuten Experten wie Olaf Steinhage, Managing Partner von MRP Consult Germany.  

Ingo Peters vom Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg formuliert es so: "Wir müssen uns komplett umorientieren, wer flexibel ist und außerhalb der Box denkt, wird überleben. Eine extrem spannende Zeit", findet er. Und er ist durch viele Gespräche mit internationalen Geschäftspartnern inzwischen überzeugt: „Deutschland ist schon jetzt extrem attraktiv für den Rest der Welt, weil wir sicher sind, eine hohe Krisenmanagement-Reputation genießen und viel touristisch zu bieten haben. Deutschland wird touristisch von der Krise profitieren.“ Und sobald der Impfstoff gegen Corona da sei, wird der große Nachholbedarf gestillt werden. „Für diesen Zeitpunkt müssen wir uns aufstellen und die Menschen mitnehmen.“

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