Leipzig ein Leckerbissen für Investoren?

Leipzig ein Leckerbissen für Investoren?

Leipzig ein Leckerbissen für Investoren?
Dorothee Dubrau. Quelle: Stadt Leipzig

Je enger es in den Top Sieben wird, umso mehr treten B- und C-Lagen aus dem Schatten ins Licht: verfügbare Flächen, gesunde Mieten, nennenswerte Renditen, kooperative Kommunen. Ganz Mitteldeutschland ein Schlaraffenland? Wie bewertet etwa Leipzig das wachsende Interesse der Investoren? Im Interview denkt Dorothee Dubrau, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau in der Messestadt, über soziale, ökonomische und ökologische Balance nach.

Einladung zum Magdeburger Immobiliengespräch

IMMOBILIEN AKTUELL: Eine A-Stadt wird definiert als ein stabiler Immobilienstandort von hoher Qualität mit positiven sozioökonomischen Rahmenbedingungen, der in allen Segmenten große, funktionsfähige Märkte hat. Schafft Leipzig als B-Metropole den Aufstieg?

Dorothee Dubrau: Als eine der attraktivsten Städte unter den B-Metropolen fühlen wir uns recht wohl. Wir dürfen nicht nur den Immobilienmarkt betrachten, sondern müssen unsere Verantwortung für alle gesellschaftlichen Gruppen wahrnehmen. Was Leipzig dafür braucht, ist eine weitere Stärkung der Wirtschaftskraft und der Gewerbesteuereinnahmen, um die Aufgaben des Wachstums zu bewältigen. Vielleicht ist dies mit einem Aufstieg zur A-Stadt verbunden. Gut für Leipzig wäre dies jedoch nur, wenn dies in einer sozialen, ökonomischen und ökologischen Balance erfolgt, also als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

IMMOBILIEN AKTUELL: Leipzig, so wird immer wieder kolportiert, profitiert von den hohen Preisen in Berlin. Gibt es hierfür bestätigende Zahlen?

Dorothee Dubrau: Mit Statistiken lässt sich das kaum belegen, da es ja weniger um die direkten Zuzüge aus Berlin geht. Aber die steigenden Auspendlerzahlen von Leipzig nach Berlin – immerhin eine Verdreifachung in den letzten fünf Jahren – sind ein Indiz für die These. Darüber hinaus konnte ich vielen Gesprächen entnehmen, dass Leipzig auf Grund der Kosten – aber auch wegen der weichen Standortfaktoren – Berlin vorgezogen wurde. Ob das angesichts der Bodenpreisdynamik in Leipzig noch lange so bleibt, ist aus meiner Sicht aber fraglich.

IMMOBILIEN AKTUELL: Der Zuzug hat sich abgeschwächt. Verliert Leipzig an Dynamik?

Dorothee Dubrau: Sagen wir es so: Die Dynamik geht wieder auf ein gesundes Maß zurück und verteilt sich stärker regional. Dennoch kann man Dynamik nicht lediglich am Bevölkerungswachstum festmachen. Davon abgesehen hat Leipzig im vergangenen Jahr noch weit über 6.000 Einwohner hinzugewonnen. Der zusätzliche Bedarf an Wohnungen, Büros und Schulen, aber auch die Herausforderungen von Mobilität bis Klimawandel lassen sich bei einem Wachstum in diesem Maßstab jedoch deutlich besser bewältigen als zuvor.

IMMOBILIEN AKTUELL: Die Mieten steigen in Leipzig, Widerstand formt sich. Im kompletten Stadtgebiet entstehen Neubau-Wohnungen, die meisten werden nicht unter zwölf Euro Kaltmiete auf den Markt kommen. Wer soll dort einziehen?

Dorothee Dubrau: Diese Frage müssen sich natürlich zuerst die Bauherren stellen. Welche Wohnungsangebote sind nachfragegerecht und für die Leipzigerinnen und Leipziger bezahlbar? Ich nehme wahr, dass Neubauwohnungen nach Fertigstellung oft mehrere Monate leer stehen. Angesichts der nach wie vor unterdurchschnittlichen Einkommenssituation in Leipzig ist uns deshalb der mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungsbau mit Fördermitteln des Freistaates Sachsen mit 6,50 Euro Kaltmiete so wichtig.

IMMOBILIEN AKTUELL: Laut einer Prognose des Angebotsportals Immowelt für die größten Kommunen im Land werden sich die Preise für Eigentumswohnungen in Leipzig bis 2030 um satte 40 Prozent verteuern. Stimmen Sie dieser Prognose zu?

Dorothee Dubrau: Durch die Dynamik der Bodenpreise werden perspektivisch die Preise für Eigentumswohnungen steigen. Gegenüber den von Ihnen angeführten A-Städten sind die Kaufpreise in Leipzig ja noch vergleichsweise günstig. Ich setze mich mit unseren baurechtlichen Möglichkeiten dafür ein, dass dies noch möglichst lange so bleibt und Wohnungen nicht zum Luxusgut werden.

IMMOBILIEN AKTUELL: Welche Assetklassen werden neben dem Wohnen in den kommenden fünf Jahren zu einem Steilflug ansetzen?

Dorothee Dubrau: Ich erwarte in den nächsten Jahren wieder einen florierenden Büromarkt. Steigende Nachfrage und attraktive Flächen dafür sind vorhanden oder befinden sich bereits in der Entwicklung.

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