Das Königsufer in Dresden: Ideenwettbewerb zur Umgestaltung

Das Königsufer in Dresden: Ideenwettbewerb zur Umgestaltung

Das Königsufer in Dresden: Ideenwettbewerb zur Umgestaltung
Das Königsufer in Dresden. Quelle: BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten GmbH, Berlin mit Prof. Günther Vogt, Landschaftsarchitekt in Berlin / Zürich

Die Stadt Dresden bezieht ihre Bürger bei einem Ideenwettbewerb direkt ein. Noch vor der Jurysitzung konnten sie ihre Meinung sagen. Wird nun weniger gemeckert?  
 

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Den ersten Preis im Ideenwettbewerb für das Königsufer und den Neustädter Markt erhielt die BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH aus Berlin mit Vogt Landschaftsarchitekten aus Berlin und Zürich. Bis Ende März waren die Arbeiten der fünf Teilnehmer aus der Endrunde im Zentrum für Baukultur Sachsen im Dresdner Kulturpalast zu sehen. An drei Nachmittagen luden der Bürgermeister, sein Amtsleiter und andere Vertreter zu Führungen durch die Ausstellung ein. Für die Dresdner Seele war das Balsam. Die meisten Einwohner fühlen sich ungewöhnlich stark mit ihrer Stadt verbunden. Daraus leiten sie aber auch ein Recht ab, bei Bauvorhaben mitzusprechen. Doch meist blieb es in der Vergangenheit beim Meckern im Nachhinein. Das soll sich ändern. 

Dresdner Königsufer: Ideen zur Neugestaltung gesucht

Ein Beispiel ist das Königsufer, die Fläche am Neustädter Elbufer, grob gesagt zwischen dem Japanischen Palais und dem Finanzministerium beziehungsweise der Carolabrücke. Das Elbufer gegenüber punktet mit Dresdens barocker Präsenz, mit Frauenkirche und Hofkirche, mit der Brühlschen Terrasse und dem Theaterplatz. Für die Neustädter Seite gab es zahlreiche Vorschläge. So wollte dort einst Opern-Architekt Gottfried Semper die Gemäldegalerie errichten. Nach 1990 gab es mehrere Anläufe für ein Konzerthaus an dieser Stelle. Im Sommer 2015 hatte die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. vorgeschlagen, am Kopf der Augustusbrücke, gegenüber vom Blockhaus, das Narrenhäusel wieder zu errichten. 

Mit dem Dresdner Unternehmer Frank Wießner fand sich zugleich ein Investor, der das Gebäude nicht nur aufbauen und bewirtschaften, sondern nach 60 Jahren der Stadt übergeben wollte. Dresdner wie Stadtrat fanden daran nichts auszusetzen. So rückte das gesamte Areal erneut in den Fokus. „Das Neustädter Ufer ist in städtebaulicher und kulturhistorischer Hinsicht von herausragender Bedeutung für die Stadt“, schätzt Raoul Schmidt-Lamontain ein. Der Bürgermeister für Stadtentwicklung erläutert, dass die Verwaltung deshalb einen zweistufigen städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerb für das Königsufer und den Neustädter Markt ausgelobt hat. In Frage kämen die Nutzung durch private und öffentliche Kunst- und Kultureinrichtungen, Büro- und Dienstleistungen, durch Hotels, Gastronomie, Wohnen sowie kleinteiligen Handel, Versorgungseinrichtungen wie Praxen. Allerdings gehören der Stadt Dresden nur wenige Flächen. 

Die anderen sind im Besitz des Freistaates, des Bundes und in privater Hand. Doch mit dem Wettbewerb soll ein Rahmen geschaffen werden, was auf der Fläche später entstehen kann. Die Dresdner konnten sich in den Bürgerwerkstät ten und bei zwei Bürgerblick-Ausstellungen direkt einbringen. Sie machten davon reichlich Gebrauch. „Es motiviert uns, diesen Weg der Bürgerbeteiligung weiter zu beschreiten“, kündigte der Politiker nach der letzten Jurysitzung an. Das Verfahren könnte für andere Vorhaben oder für andere Städte beispielhaft sein.  

Planung für alle 

Noch bevor der Wettbewerb ausgeschrieben wurde, initiierte der Baubürgermeister eine Planungsrunde mit Verwaltung, Stadt- und Ortsbeiräten, um die Ziele des Wettbewerbes zu formulieren. Anschließend gab es im Herbst 2017 die Bürgerwerkstatt I. Mehr als 130 Dresdner meldeten sich zu diesem Workshop an. In drei Gesprächsrunden diskutierten sie ihre Bedürfnisse und Vorstellungen zu den baulichen Entwicklungen. Die am häufigsten angesprochenen Themen flossen in die Ausschreibung des offenen zweiphasigen, anonymen Ideenwettbewerbes im Frühjahr 2018 ein. In der ersten Wettbewerbsphase beteiligten sich 28 Planungsbüros. Die Ergebnisse waren recht unterschiedlich, von klassisch über futuristisch bis extravagant. 

Ehe die Preisrichter zusammenkamen, konnten die Dresdner an drei Tagen die Möglichkeit, die Arbeiten im Bürgerblick I zu sehen. Sie füllten Zettel aus und notierten, was an den einzelnen Entwürfen gut und schlecht ist. Dabei gab es strenge Spielregeln, schließlich mussten die Inhalte der Arbeiten bis zum Schluss geheim bleiben. Deshalb durften die Besucher weder Fotos und Videos machen noch Berichte schreiben. Handykameras wurden zugeklebt. Auch die Presse berichtete nicht im Vorfeld. Raoul Schmidt-Lamontain: „Wir sind ein Risiko eingegangen, aber es hat sich gelohnt, die Teilnehmer haben sich daran gehalten.“ Im September folgte eine zweite Bürgerwerkstatt. Deren Ergebnisse wurden ebenso wie die des Bürgerblicks als öffentliche Empfehlungen an das Wettbewerbsteam übermittelt, bevor das Preisgericht fünf Arbeiten für die zweite Wettbewerbsphase auswählte. 

Vor der zweiten Preisgerichtssitzung hatte die Stadt zum Bürgerblick II eingeladen. Wie bereits zum ersten kamen wieder rund 600 Dresdner. Im Vorfeld des Wettbewerbes loste der Stadtrat zwei Bürger als nicht-stimmberechtigte Sachverständige in das etwa 50-köpfige Preisgericht. 23 Jurymitglieder unter Leitung der Stuttgarter Architektin Jórunn Regnarsdóttir besaßen ein Stimmrecht. 

Die Entscheidung für den Preisträger, dessen Preisgeld 24.000 Euro beträgt, fiel deutlich aus. Im Urteil der Preisrichter überzeugte die Arbeit durch die gute Maßstäblichkeit und ein sehr schlüssiges Gesamtbild sowie eine ruhige und dennoch differenzierte Raumkante zur Elbe sowie die gut proportionierten Freiräume. Es greift die Strukturen der einstigen Bürgerhäuser auf, interpretiert sie aber mit größeren Innenhöfen neu. In Richtung Elbe sind pavillonartige Häuser in terrassenartigen Gärten geplant. Westlich des Blockhauses sieht der Entwurf Bürgerhäuser vor, die teilweise rekonstruiert werden könnten.  

Nicht ohne Kritik 

In der Begründung findet sich auch Kritisches. So sei eine Prüfung notwendig, ob die Hotelerweiterung wirklich so dicht an das Japanische Palais reichen soll. Weniger befriedigend sei die Ausgestaltung und Anordnung der beiden Blöcke auf dem Neustädter Markt. Nicht nur die dortigen Brunnen würden in eine etwas bedrängte Lage geraten. Zu überarbeiten sei außerdem die Querung der Großen Meißner Straße. Größter Knackpunkt, das sahen die Dresdner ebenfalls so, ist die Frage, wie mit den DDR-Blöcken auf dem Neustädter Markt umgegangen wird. Unmittelbar nach der Preisvergabe gab es dazu Statements der Anwohner. Im Gästebuch zur Ausstellung bezeichnet beispielsweise eine Frau die geplante „Verschönerung“ als eine „Verschandlung“ des Neustädter Marktes. Sie finde niemanden, der den Postplatz attraktiv finde: „Soll das nächste Opfer der Neustädter Markt sein?“ 

Es bleibt viel zu tun. Das Stadtplanungsamt erarbeitet auf der Grundlage des Wettbewerbes einen städtebaulichen Rahmenplan und einen Bebauungsplan. Das dauert wahrscheinlich noch zwei bis drei Jahre. Aber wann wirklich gebaut wird, könne heute niemand sagen. Das sei Sache der einzelnen Investoren, schränkt Raoul Schmidt-Lamontain überzogene Hoffnungen ein. 

Solange will Bauunternehmer Frank Wießner mit dem Narrenhäusel nicht warten. Obwohl er das Gebäude möglichst originalgetreu wiederaufbauen möchte und der Stadtrat dies auch seit vier Jahren unterstützt, muss er auf Wunsch der Stadt einen Fassadenwettbewerb starten. „Seit eineinhalb Jahren warten wir auf den Kaufvertragsentwurf. Wenn der vorliegt, starten wir“, sagte der Unternehmer Ende März. 

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