Hauspreiswachstum: Geht es weiter steil nach oben?

Hauspreiswachstum: Geht es weiter steil nach oben?

Hauspreiswachstum: Geht es weiter steil nach oben?
Weltweit steigen die Hauspreise. Copyright: Gerd Altmann auf Pixabay

Nach den kräftigen Zuwächsen in den vergangenen Jahren könnte man meinen, dass das Wachstum der Hauspreise allmählich abflachen müsste. Stattdessen haben sich die Hauspreise – auch in den Toplagen – weltweit weiter beschleunigt. Nach Berechnungen des Immobilienberatungsunternehmens Knight Frank, hat sich der Wert eines durchschnittlichen Hauses im dritten Quartal 2021 auf Jahressicht um 9,4 Prozent erhöht.

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Zu den Ländern mit dem stärksten Preiswachstum im dritten Quartal 2021 zählten die Türkei mit 35,5 Prozent (inflationsbereinigt: 15,9 Prozent), Südkorea mit 26,4 Prozent (23,9 Prozent) und Neuseeland mit 21,9 Prozent (17,0 Prozent). Innerhalb Kontinentaleuropas verzeichneten die Niederlande mit 18,4 Prozent, Luxemburg (13,7 Prozent), Dänemark (13,3 Prozent) und Deutschland mit 12,5 Prozent das größte Preiswachstum.

Globaler Anstieg der Hauspreise von rund elf Prozent im Jahresverlauf 2021

Im Durchschnitt legten in denen von Knight Frank beobachteten 150 Städten die Preise im Jahresverlauf bis zum 30. September 2021 um 10,6 Prozent zu – und damit so schnell wie seit fast 17 Jahren nicht mehr. Im City-Jahres-Ranking setzte sich die türkische Stadt Izmir mit einem Preis Wachstum von 34,8 Prozent auf den ersten Platz, dahinter rangieren Wellington, Phoenix, Istanbul, Seoul und Halifax mit einem Zuwachs vom mehr als 30 Prozent.

Insgesamt konnten 93 Prozent der 150 von Knight Frank untersuchten Städte über den Zwölf-Monats-Zeitraum hinweg einen Preisanstieg verzeichnen, während in 44 Prozent der Städte die Preise um mehr als zehn Prozent zulegten. Im Zwölf-Monatsvergleich (drittes Quartal 2020 versus drittes Quartal 2021) zogen die Preise innerhalb Europas in Stockholm (plus 23,8 Prozent), Bratislava (plus 21,6 Prozent), Malmö (plus 21,5 Prozent) und Gothenburg (plus 19,3 Prozent) am deutlichsten an. In Deutschland hingegen erzielten Hamburg (plus 11,4 Prozent), München (plus 10,5 Prozent), Berlin (plus 10,5 Prozent) und Frankfurt (plus 8,5 Prozent) die größten Preiszuwächse.

Im Prime-Segment setzte sich Miami an die Spitze

Deutliche Preisavancen gab es auch in den Toplagen, wo sich die Hauspreise in den ersten neun Monaten 2021 um 9,5 Prozent erhöhten. Laut dem Prime Global City Index von Knight Frank sind in 16 Städten die Preise im Zwölf-Monats-Zeitraum um mehr als zehn Prozent gestiegen, wobei sich Miami mit einem Zuwachs von 26,4 Prozent im dritten Quartal an die Spitze setzte. Die Experten begründen das überdurchschnittliche Wachstum in der Florida-Hochburg mit der hohen Nachfrage nach größeren Unterkünften, den niedrigen Steuern in Florida und der neuen Generation von Remote-Arbeitnehmern in den USA.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung verzeichneten 51 Städte zwischen Juni und September einen Rückgang ihres jährlichen Preiswachstums, wobei Moskau, Tel Aviv und Perth zu den größten Verlierern gehörten. Vor dem Hintergrund der hochverschuldeten Immobilienentwickler Evergrande und Kaisa gingen die Hauspreise auf dem chinesischen Festland im Jahresverlauf 2021 landesweit zurück, wobei Guangzhou den stärksten Einbruch verzeichnete.

Allerdings war der Anstieg in den entwickelten Märkten stärker ausgeprägt als in den Schwellenregionen, was sich auch an dem US Case-Shiller-Index, der im Juli 2021 eine nominale Hauspreisinflation von fast 20 Prozent anzeigte, ablesen lässt. Und selbst in Ländern, deren Wohnungsmärkte nicht sehr zyklisch sind, wie beispielsweise in Deutschland, erreichte die Hauspreisinflation etwa zehn Prozent, was zum Teil auf den Anstieg der Wohnungsnachfrage und durch die zunehmende Zuwanderung zurückzuführen ist, heißt es in einer Studie von Capital Economics.

Was waren die treibenden Faktoren für die Hauspreise?

Drei Hauptfaktoren haben den Anstieg der Hauspreise angetrieben:

All diese Faktoren könnten die Preise sogar noch weiter in die Höhe treiben, ist sich Knight Frank sicher.

Der starke Anstieg der Hauspreise und Mieten in vielen EU-Ländern seit 2010 treibt auch den EZB-Beamten die Sorgenfalten auf die Stirn. So könnte ein weiter Anstieg der Wohnkosten in bestimmten Märkten die Bankenaufsicht dazu veranlassen, die Kreditvergabe einzuschränken, um somit die Märkte abzukühlen. Auf einer Konferenz im Januar sagte Luis de Guindos, Vizepräsident der EZB, dass die Überbewertung auf vielen Wohnungsmärkten in der Eurozone Anlass zur Sorge gebe.

Ausblick: Zinsanstieg und Inflation könnten den Preisanstieg abbremsen

Getrieben durch staatliche Anreize, Ersparnisse während der pandemiebedingten Restriktionen, niedrige Zinssätze und einen veränderten Lebensstil sind die Hauspreise weltweit gestiegen. Wie sich die Preise im Jahresverlauf 2022 entwickeln, hängt maßgeblich von der Geschwindigkeit des Zinsanstiegs, den Auswirkungen der Omikron-Variante und der Inflationsrate ab. Falls sich die Marktbedingungen verschlechtern sollten, könnte sich das negativ auf das verfügbare Einkommen und zu einer schwächeren Kauflaune führen – und damit auch die Entwicklung der Wohnungspreise bremsen. 

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