INDUSTRIA legt eine Umfrage vor: Investoren setzen auf Wohnen, Logistik sinkt in der Beliebtheit. Geschlossene Fondsstrukturen bekommen mehr Interesse, knapp 20 Prozent der Befragten wollen ihre Immobilienquote erhöhen.
19 Prozent der institutionellen Investoren in Deutschland planen in den kommenden eineinhalb Jahren, ihre Immobilienquote zu erhöhen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Frankfurter Asset-Managers INDUSTRIA. „Das ist positiv: Es gibt Investoren, die interessiert sind an Immobilien – wenn sie denn das richtige Produkt finden“, so Thomas Wirtz FRICS, Geschäftsführer von INDUSTRIA.
Gegenüber der Vorjahresbefragung, bei der nur drei Prozent eine Aufstockung planten, bedeutet dies einen deutlichen Stimmungsumschwung. Dennoch bleibt die generelle Investitionszurückhaltung auf hohem Niveau – vor allem bei direkten Investments. Etwa drei Viertel der Befragten wollen gar nicht direkt, etwa zwei Drittel wollen nicht indirekt investieren. Dies ist eine Diskrepanz zwischen grundsätzlich investitionswilligen Investoren und der konkreten Umsetzungsbereitschaft, benennen investitionsbereite Anleger durchschnittlich 69,1 Millionen Euro für indirekte und 17,5 Millionen Euro für direkte Engagements. Im Schnitt liegt die Immobilienquote der befragten Investoren bei 22 Prozent. Etwa die Hälfte plant, diese Quote konstant zu halten (2023: 64 Prozent), ein weiteres Drittel will sie reduzieren – ein Wert auf Vorjahresniveau. Thomas Wirtz sagt: „Die starke Sicherheitsneigung der Investoren ist leicht rückläufig.“
Die Beliebtheit deutscher offener Spezial AiF – noch führend im vergangenen Jahr – ist jetzt rückläufig, dafür gewinnen deutsche geschlossene Fondstrukturen deutlich. „Wir interpretieren das als Trend zu Club Deals“, so Thomas Wirtz. Durch die schwierige Marktsituation sei die Homogenität nicht mehr gegeben, die Einigung innerhalb von Club-Deals mit weniger Beteiligten einfacher. 2025 soll noch etwa ein Drittel des Kapitals in offene Vehikel fließen – 2024 waren es knapp 50 Prozent. Der Anteil geschlossener deutscher Spezial-AIFs stieg von elf auf 30 Prozent. Luxemburgische Fondsstrukturen verlieren hingegen leicht an Boden.
Zentrale Ergebnisse im Überblick:
- 19 Prozent der Befragten wollen ihre Immobilienquote steigern (2024: drei Prozent)
- 50 Prozent planen eine gleichbleibende Quote, ein Drittel eine Reduktion
- Durchschnittliche Immobilienquote: 22 Prozent
- Durchschnittliche Investitionsbereitschaft: 69,1 Millionen Euro indirekt, 17,5 Millionen Euro direkt
- etwa drei Viertel der Befragten planen keine direkten Investments
- etwa ein Drittel will nicht indirekt investieren.
Auch die Analyse der bevorzugten Nutzungsarten zeigt eine Verschiebung: Wohnimmobilien stehen wieder klar im Fokus. Sowohl nationale als auch internationale Wohninvestments werden häufiger genannt als Logistik, die im Vorjahr noch gleichauf lag. „Logistik verliert deutlich von 34,1 auf 22,5 Prozent“, so Thomas Wirtz. Büroimmobilien legen leicht zu – von 22 auf 25 Prozent –, während das Interesse an Healthcare-Investments zurückgeht.
Beim Rendite-Risiko-Profil der Investments lässt sich eine leichte Öffnung erkennen. Zwar bleibt der Fokus klar auf Core- und Core+-Strategien, doch auch Value Add (von 15,4 auf 22,2 Prozent) und opportunistische Investments (von 1,4 auf 5,7 Prozent) gewinnen an Zuspruch. Interessant: Die Risikobereitschaft für Projektentwicklungen steigt wieder. „Ein Großteil will eine Mischung aus Neubau und Bestand“, so Thomas Wirtz. „Manage to Green-Strategien sind eher weniger nachgefragt.“
Wohnen ist und bleibt der Favorit – auch wenn die Anforderungen an die Ausschüttungsrenditen sinken. Bei Wohnen national fordert die Mehrheit zwischen 3,5 und 4,0 Prozent Ausschüttungsrendite, was einen leichten Rückgang darstellt. „Am besten fährt man, wenn man eine Vier anbietet. Das lässt ein wenig Spielraum.“ Bei Wohnen international ist der Renditeanspruch höher (etwa 50 Basispunkte), was auch das länderpolitische Risiko abbilde.
Während innerhalb der Immobilienbranche und vor allem in der Politik immer wieder das Thema ESG hochgehalten wird, zeigt sich bei den Investoren eine andere Entwicklung: Der Anteil derer, die überwiegend in Artikel-8-Fonds gemäß EU-Offenlegungsverordnung investieren möchten, ist von über 72 Prozent im Jahr 2024 auf 57,5 Prozent gesunken. Gleichzeitig verdoppelte sich der Anteil jener, die eine Präferenz für Artikel-9-Fonds angeben, auf zehn Prozent. Für 32,5 Prozent der Befragten haben ESG-Kriterien bei Investitionsentscheidungen jedoch keine oder nur geringe Relevanz.
„Wir sehen ein großes Potenzial bei den Befragten im Bereich serielles und modulares Bauen“, so Thomas Wirtz. Fast 45 Prozent würden in Fonds investieren, die Objekte dieser Bauweise enthalten. Nur gut zehn Prozent schließen dies aus. Gleichzeitig sind die Erwartungen an die Performance solcher Produkte hoch: 56 Prozent der Investoren rechnen mit höheren Renditen als bei konventionellen Bauweisen, rund 37 Prozent erwarten ein vergleichbares Niveau. Für rund 40 Prozent der Befragten ist es bei Investments wichtig, auch sozialen Wohnraum zu schaffen. INDUSTRIA selbst investiert seit Jahren in bezahlbaren Wohnraum, verwaltet etwa 2.600 Wohnungen im Segment des öffentlich geförderten Wohnens.
Die Umfrage wurde im März und April 2025 durchgeführt. Von den 253 kontaktierten institutionellen Investoren beteiligten sich 41 an der Befragung. Die Teilnehmer stammen unter anderem aus Banken und Sparkassen (36,6 Prozent), Pensionskassen (19,5 Prozent), berufsständischen Versorgungswerken (17,1 Prozent), Stiftungen (12,2 Prozent), Versicherungen (9,8 Prozent) und Fund-of-Funds/Dachfonds (2,4 Prozent). Das durchschnittlich verwaltete Vermögen betrug 7,9 Milliarden Euro, der Median lag bei 1,3 Milliarden Euro.