"Dachaufstockung ist eine zukunftsweisende Bauweise"

"Dachaufstockung ist eine zukunftsweisende Bauweise"

"Dachaufstockung ist eine zukunftsweisende Bauweise"
Das ist das aktuelle Aufstockungs-Projekt der Dortmunder Spar- und Bauverein eG. Quelle: Patrick Demme

Im Jahr 2024 gewinnen Dachaufstockungen in Deutschland an Bedeutung, da sie eine Lösung bieten, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ohne zusätzliche Grundstücksflächen zu bebauen. Jährlich werden rund 10.000 Dachaufstockungen realisiert, wobei die größten Potenziale in Städten wie Berlin und Frankfurt liegen. IMMOBILIEN AKTUELL hat aktuelle Projekte zusammen getragen.

In Berlin könnten etwa 67.000 neue Wohneinheiten durch Dachaufstockungen entstehen, während in München das Potenzial weitgehend ausgeschöpft ist. Dachaufstockungen sind oft günstiger als Anbauten, da keine neuen Erschließungskosten anfallen und die bereits vorhandene Gebäudestruktur genutzt wird. Allerdings gibt es nach wie vor rechtliche und baurechtliche Hürden, die solche Projekte verzögern können, etwa durch lokale Bebauungspläne oder Statikprobleme. Einige Städte wie Berlin arbeiten jedoch an Erleichterungen, um diese Bauvorhaben zu beschleunigen und den Druck auf den Wohnungsmarkt zu mildern. Zudem werden nachhaltige Bauweisen, wie die Verwendung von Holzrahmenkonstruktionen, zunehmend gefördert?

Die Dortmunder Spar- und Bauverein eG widmet sich diesem Thema auch aktuell: Im vergangenen Jahr wurde das Modernisierungsprojekt im Wohngebiet Bergmanns Wiesen in Dortmund-Hostedde erfolgreich abgeschlossen, bei dem durch Dachaufstockungen 28 neue Wohnungen entstanden sind. Seit Anfang 2024 läuft das nächste große Bauprojekt der Spar- und Bauverein eG: Am Goldschmiedingweg in Kirchderne werden in vier Bauabschnitten 14 Häuser um jeweils ein Geschoss aufgestockt. Im ersten Bauabschnitt werden bereits acht neue Wohneinheiten in vier Gebäuden fertiggestellt. Insgesamt entstehen so bis 2028 28 neue Wohnungen in Holzrahmenbauweise mit Putzfassade und 2.300 Quadratmeter zusätzliche Wohnfläche. Die neuen Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern und einer Größe von 71 bis 98 Quadratmetern ergänzen die bestehenden 56 Wohneinheiten am Goldschmiedingweg und erhöhen das Wohnungsangebot im Quartier um 50 Prozent.

„Die Dachaufstockung ist eine zukunftsweisende Bauweise, die in Ballungsräumen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Sie ermöglicht es, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, ohne neue Flächen zu bebauen“, erklärt Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender der Spar- und Bauverein eG Dortmund. „Besonders unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit bietet diese Methode viele Vorteile: Vorhandene Grundstücke werden effizient genutzt und der Bedarf an Neubauten mit zusätzlicher Flächenversiegelung wird reduziert. Zudem profitieren die Bewohner:innen von teilweise niedrigeren Nebenkosten, da sich die allgemeinen Fixkosten der Bestandsgebäude auf mehr Parteien verteilen“. Neben der Erweiterung des Wohnraums legt die Genossenschaft großen Wert auf die Aufwertung des gesamten Quartiers. Ein neuer, zentral gelegener Spielplatz soll die Wohnqualität für Familien erhöhen und die bestehenden Garagen werden um 36 zusätzliche Stellplätze erweitert. Langfristig sind auch E-Ladesäulen für das Wohngebiet geplant. Abgerundet wird das Mobilitätskonzept durch die Errichtung von zwei Fahrradhäusern und weiteren Fahrradstellplätzen. Darüber hinaus ist die zentrale Beheizung aller Objekte über ein Blockheizkraftwerk vorgesehen, das mittelfristig durch eine Luftwärmepumpe und Photovoltaikanlagen ergänzt werden soll.

Weitere Beispiele sind beispielsweise die realisierten Bauvorhaben von B&O Bau. In Berlin wurden so schon mehr als 150 neue Wohneinheiten in Form von Dachaufstockungen geschaffen. Als Pilotprojekt realisierte das Unternehmen für die städtische Gesellschaft HOWOGE auch mehrgeschossige Dachaufstockungen in Holzhybrid-Bauweise. Durch eine dreigeschossige Aufstockung in Berlin-Buch und eine zweigeschossige Aufstockung in Berlin-Hohenschönhausen entstanden 50 neue Mietwohnungen. In München kombiniert B&O Bau aktuell eine dreigeschossige Aufstockung von zwei Bestandsgebäuden mit einer fünfgeschossigen seriellen Fassadensanierung für die Baugenossenschaft Hartmannshofen e. G. Die 24 dort neu entstehenden Wohnungen erhalten komplett vorgefertigte und sofort nutzbare Fertigbäder. Die Bestandsfassade erhält eine neue Hülle aus geschosshohen vorgefertigten Holz-Fassadenelementen mit bereits eingebauten Fenstern. Diese minimalinvasive Modernisierung ermöglicht, dass die vermieteten Wohnungen der fünf Bestandsgeschosse nahezu vollständig bewohnt bleiben konnten.