Real Blue hat eine Umfrage unter institutionelle Investoren und Asset Managern initiiert. Mit einem durchaus streitbaren Ergebnis, findet Ivette Wagner.
Die jüngste Real Blue-Umfrage zeigt einmal mehr, wie widersprüchlich die Immobilienbranche unterwegs ist. Fast die Hälfte der Investoren will verkaufen, um ihre Portfolios zu „bereinigen“. Übersetzt heißt das: Altlasten raus. Ob die Käufer dafür Schlange stehen, ist eine andere Frage. Parallel schielt man plötzlich massenhaft auf Rechenzentren. Zukunft, Rendite, Nachfrage – das klingt gut, wenn man die PowerPoint vollbekommen muss. Nur blöd, dass nicht einmal 40 Prozent der Befragten angeben, überhaupt Know-how für diese Assetklasse zu besitzen. Wer also investieren will, tappt mehr im Dunkeln, als ihm lieb sein dürfte.
Noch bitterer ist der Blick auf Sozialimmobilien. Kitas, Schulen, Bildungseinrichtungen – also genau das, was gesellschaftlich dringend gebraucht wird – rangiert am unteren Ende der Beliebtheitsskala. Investorenfantasie Fehlanzeige. Das Bild ist eindeutig: Die Branche jagt neuen Trends hinterher, verkauft Altes unter dem Label „Bereinigung“ und ignoriert, wo die Gesellschaft wirklich Bedarf hat. Zukunftsfähig sieht anders aus.
Die Real Blue Kapitalverwaltungs-GmbH hat institutionelle Investoren und Asset Manager zu ihren Erwartungen an die Immobilienmärkte befragt. Trotz bestehender Unsicherheiten rechnen viele mit einer Belebung des Transaktionsgeschehens. Auf der Käuferseite planen 57 Prozent in den kommenden sechs Monaten neue Investments, bevorzugt in Wohnimmobilien, gefolgt von Logistik, Light Industrial und erneuerbaren Energien. Weniger gefragt sind Büro- und Sozialimmobilien. Auf der Verkäuferseite geben 48 Prozent an, Immobilien veräußern zu wollen, vor allem zur strategischen Portfoliobereinigung und zur Sicherung von Liquidität.
Deutlich wird zudem ein wachsendes Interesse an Rechenzentren und digitaler Infrastruktur: 46 Prozent der Befragten wollen hier aktiv werden, getrieben von der steigenden Nachfrage, den Renditechancen und der Zukunftssicherheit des Segmentes. Für die Standortwahl sind Energieversorgung, geringe Naturgefahrenrisiken und Kundennähe entscheidend. Allerdings verfügen erst 38 Prozent der Investoren über ausreichendes Know-how in diesem Bereich. Insgesamt bleibt Wohnen neben Logistik im Zentrum der Strategien, während nachhaltige und zukunftsfeste Assets wie erneuerbare Energien und digitale Infrastruktur stärker in den Fokus rücken.