Wie Architektur Verantwortung für nachhaltige Stadtentwicklung übernimmt

Wie Architektur Verantwortung für nachhaltige Stadtentwicklung übernimmt

Wie Architektur Verantwortung für nachhaltige Stadtentwicklung übernimmt
Das Ärztehaus am Leipziger Simsonplatz / Robert Raithel

Ein guter Streit verlangt immer eine noch bessere Streitkultur. In medialen Wellen gibt es mehr Beschimpfungen als Lob. Doch wie soll sie denn nun aussehen, die Architektur, die sich frei macht vom Urteil „Klötzchenbau“? Und wie passt das zusammen mit immer höher steigenden Baukosten?

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Martin Faßauer mag das Wort Verantwortung. Immer wieder kommt er darauf zu sprechen. Seine eigene, die der Investoren, die der gesamten Gesellschaft. „Wir bewegen uns natürlich nicht im luftleeren Raum“, sagt der Architekt. Mit seinem Büro BAUKOMPLEX arbeitet er meist für private Geldgeber. „Ihnen ist es wichtig, eine Architektur zu haben, die eine positive Stadtentwicklung vorantreibt. Trotzdem denken sie an ihre Rendite, was, wie in jedem anderen Unternehmen natürlich Relevanz hat.“ Das bedeutet aber nicht: Billiges Bauen. „Meiner Meinung nach gibt es einige Möglichkeiten, um mit einem hohen Qualitätsanspruch Verantwortung für die nachhaltige Stadtentwicklung zu übernehmen.“

Das Stadtbild positiv beeinflussen

Die Spannbreite in der Realisierung zeigt sich mannigfaltig: Durch intelligente Grundrisse, durchlaufende Schächte, die alle Medien beinhalten, durch ausgefeilte Statik. Martin Faßauer bringt das mit einem Satz zum Ausdruck: "Was wir am Rohbau gespart haben, können wir an der Fassade ausgeben.“ In seine Verantwortung fällt, dass es eben keine farbig gestrichenen Putzfassaden sind, sondern hochwertige Materialien wie Klinker, Metall oder beispielsweise eine Mischung aus Stein, Holz und Putz Anwendung finden. „Eine das Stadtbild positiv gestaltende Wirkung bedeutet das intelligente Einsetzen eines normalen Budgets. Dafür muss man aber den Willen haben, mit allen Beteiligten wie den Bauphysikern oder den Experten für den Tiefbau zu ringen.“

Die viel beschworene Änderung der Grundrisse trägt ebenfalls dazu bei. Martin Faßauer erinnert an die Gründerzeit, als große Korridore die Attraktion waren. Heute versucht man genau jene zu vermeiden. „Das Ziel ist eine repräsentative, aber kompakte Empfangszone.“ Große Wohn-Kochund Essbereiche prägen dagegen die modernen Wohnungen. Dabei gibt es verschiedene Überlegungen: Küche und Essbereich im Kreuzungspunkt zueinander führen, um einen Bezug zu haben. „Der Wohnbereich hat diesen zur Küche nicht. Das macht für viele Sinn, da sie beispielsweise den Abwasch nicht sehen wollen, wenn sie im Wohnzimmer sitzen.“

In der Architektur ist Vielfältigkeit das Salz in der Suppe

Selbstverständlich dürfe man bei allen Überlegungen hinsichtlich einer inneren Aufteilung nicht die Kubatur des Gebäudes vergessen. Die Hauptwohnbereiche bleiben maximal groß, die Nebennutzungsflächen wie beispielsweise Arbeits-, oder Gästezimmer werden weniger großzügig bedacht. Nichtsdestotrotz müsse gerade bei Eigentumswohnungen die Ausstattung stimmen: „Fußbodenheizung, ebenerdige Duschen sowie große Fliesen gehören einfach dazu. Das ist Standard, der bei solchen Wohnungen erwünscht, zugleich aber auch finanzierbar ist.“ Das BAUKOMPLEX-Team um Martin Faßauer entwarf bisher sehr unterschiedliche Projekte: Wohnhäuser, den Neubau des Geschäftssitzes der Firma BEDAV GmbH, das Ärzte-Kompetenzzentrum am Simsonplatz im Leipziger Zentrum, einen KTM Flagshipstore oder Apollo XI. Das 40-Millionen-Projekt eines Joint Ventures aus dem Flughafen Leipzig / Halle und dem Projektentwickler KSW GmbH soll auf knapp 21.000 Quadratmetern hochmoderne Büroflächen bieten.

„Diese Vielfältigkeit ist das Salz in unserer Suppe. Immer wieder in andere Dinge eindenken, bedeutet immer Spannung. Zudem laufen wir nicht Gefahr, uns zu sehr in gewohnten Standards zu bewegen. Damit bekommen wir den Geist frei.“ Architektonisch gebe es zwischen Wohn- und Gewerbebauten natürlich Unterschiede, als Beispiel nennt Martin Faßauer Schall- und Emissionsschutz. „Der Anspruch an die Gestaltungsqualität ist aber nicht anders. Das sieht man bei dem Projekt Apollo XI sehr gut. Das Thema Fliegen und Dynamik haben wir aufgenommen. Wir bauen den Flughafen weiter, setzen einen neuen Baustein.“ Später gehöre dieser dazu, so als wäre er schon immer da. Bei allen Projekten gelte, dass sie im städtebaulichen Kontext gesehen werden müssen.

BAUKOMPLEX über die Klötzchenarchitektur

Die viel beschimpfte „Klötzchenarchitektur“ hat, so sieht es Martin Faßauer, immer mit Verantwortung zu tun. „Ich teile die Auffassung, dass viele Projekte vom Rotstift regiert werden. Davon zeugen dichte und hohe Bebauungen, die sehr ‚effizient‘ gestaltet wurden.“ Doch auch hier gilt für den Experten: Das Ethos der Architekten ist keine Konzentration auf sich selbst, sondern ein wesentlicher Teil der Stadtgestaltung, die wiederum alle betrifft. „Ich bin der Überzeugung, dass man modern, sogar minimalistisch mit hoher Gestaltungsqualität bauen und durchdachten Details einen gelungenen Baustein zum Stadtgefüge beitragen kann. Dafür braucht man einen Investor, der sagt: Ich bin bereit den Ort mitzugestalten.“

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