„Bildung ist systemrelevant – auch für Investoren“

„Bildung ist systemrelevant – auch für Investoren“

„Bildung ist systemrelevant – auch für Investoren“
Andreas Ehlers sprach mit Ivette Wagner über Bildung als Kapitalanlage.

Andreas Ehlers von der TERRA KVG spricht über soziale Infrastruktur, langfristige Fondsstrategien und den neuesten Ankauf der Grundschule im Bremer Hulsberg-Viertel.

Agentur

IMMOBILIEN AKTUELL (IA): Wenn man sich Ihr Portfolio anschaut, sieht man: Sozialimmobilien spielen eine große Rolle. Warum?

Andreas Ehlers (AE): Wir investieren dort, wo Immobilien gesellschaftlich relevant sind – und zwar ganz konkret. Das beginnt bei der Kita, geht über die Schule und reicht bis hin zu gefördertem Wohnraum. Für uns bedeutet das nicht Verzicht auf Rendite, sondern eine klare Fokussierung: Wir setzen auf kommunale oder gemeinnützige Nutzer, langfristige Verträge und ein partnerschaftliches Verständnis von Investment. Wer mit uns investiert, denkt in Dekaden, nicht in Quartalen.

IA: Aktuell haben Sie im Hulsberg-Viertel in Bremen ein Schul- und Kitaensemble erworben – mitten in der Stadt, mit Denkmalschutz. Warum dieses Objekt?

AE: Weil es alles vereint, was uns wichtig ist: ein hochwertig saniertes Bestandsgebäude, ein kommunaler Hauptmieter, eine zentrale Lage mit wachsendem Bedarf. Die Stadt Bremen wird die Grundschule dauerhaft betreiben, die Kita ergänzt das Angebot im Quartier. Für uns ist das ein Paradebeispiel für soziale Infrastruktur, die langfristig wirkt. Dazu kommt: Solche Objekte sind rar. Dass wir hier zugreifen konnten, war auch das Ergebnis guter Partnerschaften.

IA: Wie komplex war die Transaktion – gerade mit Blick auf Denkmalschutz und die verschiedenen Projektpartner?

AE: Komplex – aber lösbar. Wir hatten starke Partner an unserer Seite: rechtlich, steuerlich, technisch, wirtschaftlich. Aufgrund des Zusammenspiels aus Denkmalschutz und Kernsanierung, in Kombination mit den Anforderungen der öffentlichen Hand, erforderte die Transaktion individuelle Lösungen. Unser Team ist darauf spezialisiert, solche Strukturen durchzudenken und auch operativ umzusetzen.

IA: Der Fonds „Terra IF 1 Bildungs-Welten“, in dem das Objekt liegt, ist bereits mehrfach gewachsen. Welche Strategie verfolgen Sie hier konkret?

AE: Wir investieren in Bildungsimmobilien – und zwar mit kommunalen oder gemeinnützigen Nutzern. Das können Kitas, Grundschulen, weiterführende Schulen, aber auch berufliche Bildungseinrichtungen oder Spezialnutzungen sein. Unser Ziel ist es, ein resilientes, zukunftsfähiges Portfolio aufzubauen. Die Nachfrage nach solchen Flächen wächst, und die öffentliche Hand ist – trotz angespannter Haushaltslagen – auf funktionierende, moderne Bildungsorte angewiesen. Genau hier setzen wir an und fördern die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft.

IA: Wachstum heißt auch Verantwortung. Wie gehen Sie mit der Frage der Wirkung um – Stichwort Impact?

AE: Impact ist für uns kein Label, sondern ein Prüfstein. Unsere Fonds sind so strukturiert, dass sie konkrete soziale Wirkung entfalten – belegbar, messbar, nachvollziehbar. Dazu gehört auch ein klarer Dialog mit den Kommunen, Nutzern und Investoren. Wir sehen uns als Teil der Daseinsvorsorge – mit unternehmerischer Verantwortung.

IA: Wie gewinnen Sie das Vertrauen von Städten und Gemeinden?

AE: Indem wir zuhören. Viele Investoren kommen mit standardisierten Konzepten, die in der Realität nicht funktionieren. Wir dagegen sprechen mit den Entscheidungsträgern vor Ort, verstehen deren Bedarf und bauen darauf unser Investment auf. Das schafft Akzeptanz – und übrigens auch Geschwindigkeit. Zudem können wir viele Positivbeispiele aufzeigen, bei denen wir bereits erfolgreich Objekte für die öffentliche Daseinsvorsorge realisieren konnten. Das schafft Vertrauen.

IA: Was muss sich ändern, damit mehr Kapital in soziale Infrastruktur fließt?

AE: Drei Dinge: Erstens brauchen wir verlässliche politische Rahmenbedingungen. Zweitens: eine Reform der Förderpolitik, die Qualität belohnt statt nur Volumen. Und drittens: eine neue Haltung im Markt. Wer heute nur auf kurzfristige Rendite schaut, verpasst die strukturellen Trends. Bildung, Gesundheit, soziale Infrastruktur – das sind die resilienten Märkte von morgen.