„Parkhäuser sind längst mehr als Betonbauten mit Stellplätzen“

„Parkhäuser sind längst mehr als Betonbauten mit Stellplätzen“

„Parkhäuser sind längst mehr als Betonbauten mit Stellplätzen“
Autorin Ivette Wagner interviewte Katrin teichert von APCOA.

Im Interview mit IMMOBILIEN AKTUELL erläutert Katrin Teichert, Geschäftsführerin von APCOA Deutschland und Regionaldirektorin DACH & Luxemburg, wie das Asset zukunftsfähig und zu einem Teil der Stadtentwicklung wird.

Agentur

IMMOBILIEN AKTUELL: Der Markt für Parkraumbewirtschaftung gilt als hart umkämpft. Wie nehmen Sie das wahr?

Katrin Teichert (KT): In der Tat ist das Wettbewerbsumfeld sehr intensiv. In Deutschland sind nur wenige Investoren in diesem Segment direkt aktiv, was die Marktdynamik zusätzlich prägt. Hinzu kommt: Jede Stadt, jede Kommune geht beim Thema Parkraum und Stadtentwicklung ganz unterschiedlich vor. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung im Umgang mit den jeweiligen Rahmenbedingungen.

IA: Parkhäuser spielen in vielen Städten eine Rolle bei der Revitalisierung der Innenstädte. Welche Bedeutung messen Sie diesem Aspekt bei?

KT: Parkhäuser sind ein wesentlicher Bestandteil funktionierender Innenstädte. Sie tragen dazu bei, Stadt und Kultur lebendig zu halten, denn Menschen müssen überhaupt die Möglichkeit haben, in die Stadt zu kommen. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen: Wir sehen Parkhäuser zunehmend als multifunktionale urbane Hubs, die mehr leisten als reines Parken.

IA: Was heißt das konkret?

KT: Wir betten unsere Parkhäuser in unser Urban-Hub-Konzept ein. Das bedeutet: Die Flächen werden unterschiedlich genutzt: Manche Mieter benötigen sie tagsüber, andere vor allem nachts. So schaffen wir eine hohe Auslastung über den gesamten Tag. Ergänzend integrieren wir Ladeinfrastruktur, arbeiten mit Logistikpartnern wie Amazon oder UPS für die letzte Meile zusammen und haben zahlreiche Verträge mit Flottenbetreibern sowie mit Sharing-Anbietern. So entstehen Mini-Logistik-Hubs, die den Raum maximal effizient nutzen.

IA: Sie haben eine Partnerschaft mit Carglass. Was steckt dahinter?

KT: Carglass eröffnet seine erste Filiale direkt in einem unserer Parkhäuser in Frankfurt am Main. Wir prüfen derzeit, welche weiteren Standorte sich dafür eignen – auch in Österreich. Solche Kooperationen helfen, Parkraum optimal zu nutzen und zusätzliche Services für die Kunden zu schaffen.

IA: Wie sieht aktuell das Portfolio von APCOA aus?

KT: In Deutschland betreiben wir rund 300 Objekte, von klassischen City-Parkhäusern über Flughäfen wie Stuttgart, Düsseldorf und Berlin-Brandenburg bis hin zu Shoppingcentern, Universitäten, Krankenhäusern und dem Kreuzfahrtterminal in Hamburg. Auch die Allianz Arena gehört zu unserem Portfolio. Insgesamt beschäftigen wir in Deutschland knapp 1.000 Mitarbeiter.

IA: Welche Rolle spielt das Thema Expansion?

KT: Wir wachsen derzeit überproportional im Bereich Urban Hubs. Auch unsere Tochtergesellschaft Park & Control entwickelt sich stark. Sie bewirtschaftet private Parkflächen etwa bei Einzelhändlern, Stadien oder Kliniken. Zudem übernehmen wir zunehmend bestehende, ältere Parkhäuser und entwickeln sie weiter.

IA: Viele Eigentümer sehen Parkhäuser mittlerweile als schwierige Assets. Unter welchen Bedingungen können Sie mit neuen Konzepten Wertstabilität sichern?

KT: Wie in der gesamten Immobilienbranche gilt auch hier: Location, Location, Location. Der strukturelle Umbau älterer Parkhäuser ist oft eine Herausforderung: Die Stellplätze waren kleiner, die Ein- und Ausfahrten enger. Aber durch gezielte Repositionierungen, zum Beispiel mit moderner Technik, neuen Mobilitätsangeboten oder der Integration von Ladeinfrastruktur, können wir den Nutzwert und damit auch den Wert eines Objektes deutlich steigern. Wo das bauliche oder wirtschaftliche Potenzial nicht mehr gegeben ist, muss man allerdings ehrlich prüfen, ob eine Revitalisierung noch Sinn ergibt.

IA: Welche Faktoren entscheiden heute über den Zuschlag – Preis, digitale Lösungen, ESG-Kriterien?

KT: Es ist eine Kombination aus allem. Preis bleibt natürlich ein Faktor, aber Digitalisierung und ESG gewinnen massiv an Bedeutung. Wir investieren stark in digitale Zugangssysteme, App-basierte Abrechnung und automatisiertes Flottenmanagement. Und wir achten darauf, dass neue Projekte energetisch optimiert sind, vom Einsatz nachhaltiger Materialien und beraten den Eigentümer bis zur Integration von Photovoltaik.

IA: Es wurde bereits mehrfach angesprochen: Ladeinfrastruktur gilt als Wachstumsfeld. Wie weit sind Sie hier?

KT: Wir bauen das konsequent aus. Die Ladeinfrastruktur ist ein entscheidender Bestandteil unseres Urban-Hub-Konzeptes. Dabei arbeiten wir sowohl mit eigenen Betreiberlösungen als auch mit Revenue-Sharing-Modellen und Drittpartnern. Wichtig ist, dass die Infrastruktur nicht isoliert gedacht wird, sondern in ein ganzheitliches Nutzungskonzept eingebettet ist.

IA: Parkhäuser sind also ein Asset für die Zukunft?

KT: Parken bleibt unser Kerngeschäft, aber die Rolle von Parkhäusern wandelt sich rasant. Sie sind keine reinen Stellplatzbauten mehr, sondern zunehmend multifunktionale, digital gesteuerte Knotenpunkte für Mobilität, Logistik und Energie. Das macht sie zu einem wichtigen Baustein der urbanen Infrastruktur der Zukunft.