Betriebsoptimierung: „Die Branche ist erwachsen geworden“

Betriebsoptimierung: „Die Branche ist erwachsen geworden“

Betriebsoptimierung: „Die Branche ist erwachsen geworden“
Autorin Ivette Wagner im Gespräch mit Johannes Fütterer

Die Betriebsoptimierung im Gebäudebestand hat sich von einem experimentellen Ansatz zu einem festen Bestandteil professioneller Immobilienbewirtschaftung entwickelt. Dr.-Ing. Johannes Fütterer, Geschäftsführer des Kölner PropTechs aedifion, beschreibt, wie sich innerhalb weniger Jahre ein Nischenthema zur Voraussetzung für regulatorische Konformität und wirtschaftlichen Betrieb gewandelt hat.

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Seit 2017 bietet aedifion digitale Lösungen an, mit denen sich Energieverbräuche, CO2-Emissionen und Betriebskosten senken lassen. Der Markteintritt war schwierig, der Begriff der aktiven Betriebsoptimierung neu, die Bereitschaft zur Integration digitaler Systeme gering. Heute sind standardisierte Schnittstellen, cloudbasierte Plattformen und automatisierte Analysen für viele Eigentümer selbstverständlich geworden. „Große Portfolios werden flächendeckend angeschlossen, Pilotprojekte weichen skalierbaren Anwendungen“, so Dr.-Ing. Johannes Fütterer, Geschäftsführer von aedifion.

Die Richtung ist eindeutig. Laut seiner Einschätzung wird Betriebsoptimierung in den kommenden Jahren flächendeckend zum Standard. Eigentümer, die frühzeitig in Datenstrukturen investieren, sichern nicht nur Energieeinsparungen, sondern schaffen die Voraussetzung für Compliance, Transparenz und stabile Betriebskosten. Für Johannes Fütterer steht fest: Die technische Reife ist erreicht, die organisatorische folgt. „Die Branche ist erwachsen geworden“, sagt er. „Jetzt geht es nur noch um Umsetzungstempo.“ Für ihn ein positives Zeichen: Große Portfolios werden optimiert.

Diese Entwicklung folgt einer klaren zeitlichen Linie. Die EU-Taxonomie brachte 2019 erstmals Nachhaltigkeit als verbindlichen Faktor in die Unternehmenssteuerung. Der Energiepreisschock 2022 machte Energieeffizienz schließlich zu einem wirtschaftlichen Argument. Seitdem wächst das Bewusstsein, dass digitale Transparenz nicht nur ökologisch notwendig, sondern betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Betreiber können ihre Anlagen datenbasiert steuern, Abweichungen erkennen und den laufenden Betrieb messbar verbessern.

Johannes Fütterer beschreibt diesen Prozess als überfällige Professionalisierung. Die Lösungen seien inzwischen ausgereift, der Integrationsaufwand überschaubar. „Früher ging es darum, ob man so etwas überhaupt braucht. Heute stellt sich nur noch die Frage, wer es wie schnell umsetzt“, sagt er. Die hohe Nachfrage belege, dass große Eigentümer und institutionelle Investoren das Thema zur Priorität gemacht haben.

Parallel dazu verändert sich das Zusammenspiel der Akteure. Viele Unternehmen lagern Innovationsaufgaben temporär aus und nutzen externe Partner als Bindeglied zwischen Technologie und Betrieb. aedifion versteht sich in diesem Zusammenhang als „ausgelagerte Innovationsabteilung“, mit der Aufgabe, vorhandene Systeme zu vernetzen und Datenflüsse zu strukturieren.

Zunehmend entstehen Dienstleisterstrukturen, die ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategien kuratieren. Dabei werden verschiedene Einzellösungen kombiniert – vom Energiemanagement über Monitoring bis zur automatisierten Steuerung. Auch kleinere Unternehmen können dadurch schneller reagieren, weil technische und regulatorische Aufgaben an spezialisierte Partner delegiert werden. Grundlage dieser Entwicklung ist die Offenheit der Systeme: Daten aus dem Gebäudebetrieb müssen in andere Anwendungen integrierbar sein – etwa für ESG-Reporting, Benchmarking oder Portfoliosteuerung.

Inhaltlich verschiebt sich der Fokus von symbolischen Nachhaltigkeitsmaßnahmen hin zu überprüfbaren Ergebnissen. Entscheidend ist nicht die Größe der Investition, sondern die Effizienz im laufenden Betrieb. Viele Lösungen lassen sich ohne zusätzliche Investitionskosten einführen, wenn die technische Infrastruktur vorhanden ist. Johannes Fütterer bringt es auf den Punkt: „Wer dafür keine Zeit hat, kann Gebäude langfristig nicht rechtskonform betreiben.“