Data Center: Schwarz Digits mit Spatenstich für Milliardenprojekt und Savills mit aktuellen Zahlen

Data Center: Schwarz Digits mit Spatenstich für Milliardenprojekt und Savills mit aktuellen Zahlen

Data Center: Schwarz Digits mit Spatenstich für Milliardenprojekt und Savills mit aktuellen Zahlen
Quelle: Yamu_Jay/Pixabay

Lübbenau markiert den Auftakt für eines der ambitioniertesten Digitalvorhaben in Deutschland. Auf dem 13 Hektar großen Gelände des ehemaligen Kraftwerks entsteht ein Rechenzentrum, das in dieser Dimension europaweit Maßstäbe setzt. Schwarz Digits, die IT- und Digitalsparte der Schwarz Gruppe, investiert insgesamt elf Milliarden Euro und errichtet damit die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte.

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Der erste Bauabschnitt des Schwarz Digits Datacenter mit drei Modulen soll bis Ende 2027 fertiggestellt sein. Der Standort wird im Regelbetrieb vollständig mit Grünstrom versorgt, ab 2028 speist die Anlage ihre Abwärme in das Fernwärmenetz ein. Im Spreewald entsteht also ein Datacenter der Superlative. Schwarz Digits verfolgt das Ziel, Rechenkapazitäten nach europäischen Rechtsstandards im eigenen Verantwortungsbereich aufzubauen. Die Digitalisierung erzeugt enorme Datenmengen, deren sichere Verarbeitung zunehmend zu einer Frage wirtschaftlicher und technologischer Souveränität wird. Mit dem neuen Standort stärkt Schwarz Digits zugleich den eigenen Cloud-Anbieter STACKIT, der künftig sein fünftes Rechenzentrum in Betrieb nimmt. Die Anlage erhält zunächst eine Anschlussleistung von 200 Megawatt und schafft die Infrastruktur, um bis zu 100.000 GPUs zu betreiben. Diese dienen vor allem dem Training großer Modelle und der KI-Inferenz. Die Projektgröße erfüllt damit zentrale Anforderungen der von der EU-Kommission ausgerufenen AI Gigafactories.

Dr. Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung, sagte: Dieses Projekt zeigt: „Wir haben das Können und die Kompetenzen, Deutschlands digitale Souveränität voranzubringen.“ Zudem zeige es, dass Deutschland „in der ersten Liga bei Künstlicher Intelligenz mitspielen“ könne. Auch die Unternehmensleitung ordnet das Projekt als strategischen Schritt ein. „Die Zunahme hybrider Bedrohungen in den letzten Jahren und einseitige digitale Abhängigkeiten sind für Unternehmen in ganz Europa ernstzunehmende Herausforderungen. Insbesondere kritische Infrastruktur gilt es deshalb zukünftig noch besser vor unerlaubten Fremdzugriffen zu schützen“, kommentiert Co-CEO Christian Müller. Rolf Schumann, ebenfalls Co-CEO, betont die gesamtgesellschaftliche Dimension: Lübbenau sei ein Ankerpunkt für die gelebte digitale Souveränität Europas und ermögliche eine sichere, unabhängige Dateninfrastruktur für Wirtschaft und Bürger.

Das Vorhaben ist zugleich ein Infrastrukturprojekt mit klarer regionaler Verantwortung. Die Schwarz Gruppe setzt auf eine Brownfield-Entwicklung und hat das frühere Kraftwerksgelände umfassend zurückgebaut. Mehr als 20.000 Kubikmeter Beton und Steine, 110 Tonnen Stahl und 20 Tonnen Holz wurden getrennt, recycelt und wiederverwendet. Dies folgt der Kreislaufstrategie REset Resources der Schwarz Gruppe, die darauf abzielt, Wertstoffe in ihre Kreisläufe zurückzuführen. Für den laufenden Betrieb kommen Photovoltaikflächen zum Einsatz, die jährlich bis zu 520.000 Kilowattstunden erneuerbare Energie erzeugen. Die Server werden zudem durch Direct Liquid Cooling gekühlt, wodurch hochwertige Abwärme mit Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius entsteht. Diese wird über das Fernwärmenetz des Versorgers Süll genutzt.

Globaler KI-Markt mit Wachstum von mehr als 30 Prozent

Der Spatenstich erfolgt in einer Phase, in der Rechenzentren weltweit vor einem dynamischen Nachfrageanstieg stehen. Die jüngste Savills-Analyse zur Entwicklung der Rechenzentrumsindustrie in der EMEA-Region unterstreicht die zentrale Rolle der Künstlichen Intelligenz als Wachstumstreiber. Laut International Data Corporation wird der globale KI-Markt bis 2028 auf 144,6 Milliarden US-Dollar wachsen, mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent. Dieser Trend erzeugt einen erheblichen Druck auf die digitale Infrastruktur, insbesondere beim Training und Betrieb komplexer Sprachmodelle und KI-Anwendungen.

Savills verweist darauf, dass sich die Nachfrage vor allem auf bestehende Verfügbarkeitszonen konzentriert und die FLAP-D-Märkte weiterhin dominieren. Die Kapazitäten in EMEA stiegen im Jahresvergleich um zwölf Prozent, in Deutschland um zehn Prozent. Zugleich bleibt das Angebot begrenzt. Seit Jahresbeginn wurden lediglich 850 Megawatt Stromkapazität neu bereitgestellt, ein Rückgang um elf Prozent. Die Flächennachfrage liegt mit 845 Megawatt auf hohem Niveau. Die Auslastungsquote erreichte im dritten Quartal ein Rekordniveau von 91 Prozent.

Die Studie zeigt zudem, dass die durchschnittlichen Baukosten für Rechenzentren stark gestiegen sind. In der EMEA-Region liegen sie zwischen 7,3 und 13,3 Millionen US-Dollar pro Megawatt installierter IT-Last. Wien, Warschau, Stockholm und Kopenhagen verzeichnen die höchsten jährlichen Kostensteigerungen. Fachkräftemangel, Grundstücksverfügbarkeit und Lieferkettenprobleme verschärfen die Situation. Entwickler reagieren mit frühzeitigem Materialeinkauf und engeren Kooperationen mit Zulieferern.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Rechenzentrumsmarkt einer der widerstandsfähigsten Sektoren der europäischen Immobilien- und Infrastrukturlandschaft. Die vertraglich zugesicherte Stromkapazität erreichte fast 14.500 Megawatt, ein Plus von zwölf Prozent. Private Equity, Immobilienfonds und Infrastrukturanleger finanzieren inzwischen bis zu 90 Prozent der Transaktionsvolumina. Auch die Kapitalbeschaffung für Rechenzentrumsfonds liegt deutlich über dem Vorjahresniveau.

Im IMMOBILÈROS-Podcast hat Martina Williams von JLL kürzlich über den Markt der Data Center und die Herausforderungen gesprochen.