Deutscher Immobilientag: „Vertrauen gegen Vertrauen“

Deutscher Immobilientag: „Vertrauen gegen Vertrauen“

Deutscher Immobilientag: „Vertrauen gegen Vertrauen“
Dirk Wohltorf bietet der neuen Budesregierung "Vertrauen gegen Vertrauen" an. Quelle: IVD/Christian Kruppa

Dirk Wohltorf, Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD), schlägt auf dem Deutschen Immobilientag 2025 der Bundesregierung einen politischen Neustart vor – basierend auf klarer Verantwortungsverteilung und partnerschaftlichem Umgang.

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„Vertrauen gegen Vertrauen – das ist unser Angebot an die Politik“, sagte er. Die Hand der Branche sei ausgestreckt – mit Respekt und dem Willen zur Zusammenarbeit. „Nicht nur reden, nicht nur ankündigen, sondern handeln – umsetzen, Lösungen schaffen. Eben machen“, fordert Dirk Wohltorf in seiner Eröffnungsrede. Das Motto des Kongresses – „Besser. Gemeinsam. Machen.“ – stehe für eine Branche, die Verantwortung übernehmen wolle, aber auf bessere Rahmenbedingungen angewiesen sei.

Dirk Wohltorf stellte die Eigentumsbildung in den Mittelpunkt seiner Ausführungen – und übte scharfe Kritik an der politischen Rhetorik. „Ich höre in der politischen Diskussion immer wieder, Deutschland sei ein Mieterland. Ich sage: Wir sind kein Mieterland – wir sind ein Land der verhinderten Eigentümer“, so der IVD-Präsident. Hürden wie hohe Erwerbsnebenkosten, überzogene Anforderungen an das Eigenkapital und gestiegene Baupreise machten den Schritt ins Eigentum für viele unmöglich.

Die seit Langem vom IVD geforderte Befreiung des erstmaligen Immobilienerwerbes von der Grunderwerbsteuer sei überfällig. Zugleich sprach sich Dirk Wohltorf gegen eine Kopplung an höhere Erbschaftssteuern aus: „Eigentumsförderung mit Eigentumsbestrafung zu kombinieren, ist kein Kompromiss – es ist ein Widerspruch.“ Eigentum bedeute nicht nur individuelle Sicherheit, sondern habe gesamtgesellschaftliche Relevanz.

Scharf kritisierte er auch die Zusammensetzung und Wirkungslosigkeit politischer Gesprächsformate wie des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum. „Was wir nicht brauchen, sind Gesprächsrunden mit Akteuren, die nichts bauen, sondern blockieren“, so Dirk Wohltorf. Wenn es ernst gemeint sei mit einer Wohnungsbauoffensive, müssten diejenigen an den Tisch, die tatsächlich planen, bauen und verwalten. Der IVD fordere deshalb ein Umdenken: Keine neuen Strategiepapiere, sondern konkrete Umsetzung. „Deutschland muss vom Standstreifen auf die Überholspur.“ Die Branche brauche Planungssicherheit, Vertrauen, weniger Regulierung – und eine politische Kultur, die auf unternehmerisches Handeln setzt, statt es zu hemmen.

Der IVD wandte sich auch gegen eine erneute Verschärfung der Mietpreisbremse und warnte vor weiteren Eingriffen, die Investitionen unattraktiv machten. „Wir müssen die Kräfte des Marktes sich wieder entfalten lassen. Und vor allem: Planungssicherheit schaffen. Kein ‚Ja, aber‘ beim Eigentum, keine neuen Belastungen, keine Mietrechtspolitik, die Investitionen ausbremst.“

Mit Blick auf die neue Bundesbauministerin Verena Hubertz zeigte sich Dirk Wohltorf vorsichtig optimistisch. Ihre unternehmerische Biografie wecke Hoffnung auf mehr Pragmatismus in der Baupolitik. Entscheidend sei jedoch nicht das Programm, sondern die Umsetzung. „Jetzt kommt es auf Taten an.“ Auch Kanzler Friedrich Merz habe mit seiner Aussage, jeder mit normalem Einkommen müsse die Chance auf Wohneigentum haben, ein wichtiges Signal gesetzt. Doch auch hier gelte: „Keine neuen Parteitagsanträge – sondern Umsetzung.“

Richard David Precht: Politik im Taktikmodus, KI als ethische Herausforderung

Einen Kontrapunkt zum politisch-praktischen Teil des Programmes setzte Philosoph Richard David Precht. Seine Grundthese: Die Politik habe ihren strategischen Kompass verloren – und agiere zunehmend nur noch taktisch. „Heute wird Politik gemacht auf Basis von Medienlogik. Parlamentsdebatten sind Folklore geworden. Die eigentlichen Auseinandersetzungen finden in Talkshows und Überschriften statt“, so der Vordenker. Er sprach von einem „Angststillstand“, der das politische System lähme. „Es fehlt der Blick in die Zukunft, der Wille zur Gestaltung. Stattdessen regiert die Furcht vor Veränderung.“ Europa müsse sich darauf einstellen, seine einstige Vormachtstellung zu verlieren. Der Aufstieg anderer Weltregionen – etwa Asiens – sei nicht erst seit der Präsidentschaft Donald Trumps offensichtlich. „Wir kommen in eine multipolare Weltordnung.“

Zugleich warnte Richard David Precht vor naivem Technikglauben im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Die gesellschaftliche Diskussion über KI sei häufig geprägt von Missverständnissen. Es gehe nicht um die Frage, ob Maschinen die Welt besser oder schlechter machten, sondern darum, wie eine ethisch fundierte Anwendung aussehe. „KI darf niemals über menschliche Schicksale entscheiden“, definierte er, wovor viele sich fürchten. Es brauche verbindliche Grenzen – vor allem in sicherheitsrelevanten und medizinischen Anwendungen.

Gleichzeitig relativierte Richard David Precht dystopische Zukunftsszenarien: „Dass ein Kaffee-Roboter irgendwann über Leichen geht, weil Menschen im Weg stehen, ist eine Vorstellung aus dem Science-Fiction-Kino, nicht aus der Realität.“ Die entscheidende Herausforderung liege nicht in der Technologie selbst, sondern im gesellschaftlichen Umgang mit ihr.