Wohnungsmarkt im Krisenmodus: „Wir brauchen eine andere Mentalität“

Wohnungsmarkt im Krisenmodus: „Wir brauchen eine andere Mentalität“

Wohnungsmarkt im Krisenmodus: „Wir brauchen eine andere Mentalität“
Dr. Simon Kempf (rechts oben; Copyright: DLE) und Klaus-Peter Schöppner (rechts unten; Copyright: Mentefactum) stellen den DLE-Monitor (DLE + Mentefactum) vor.

Der neue DLE-Monitor, eine repräsentative Umfrage, zeigt zum einen die Angst der Mieter vor den hohen Kosten, zum anderen wagt er einen Blick in die Zukunft. Und die heißt bei sehr vielen: Quartier der kurzen Wege.

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Die dramatische Entwicklung hat den Wohnungsmarkt erreicht. 20 Millionen Deutsche haben Angst ihre Wohnung zu verlieren. Aus Sicht von 81 Prozent wird sich die Sachlage nicht verbessern, sondern verschärfen. „Es muss die Aufgabe der Politik sein, Wege aufzuzeigen. Sie kann und darf kein Optimierungsstadium anstreben, da sie das nicht umsetzen kann“, sagt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer der MENTE>FACTUM GmbH, die die Umfrage im Auftrag der DLE Land Development GmbH realisiert hat. Derzeit werde mit finanziellen Unterstützungen gearbeitet. „Das wird nicht reichen, wir brauchen eine andere Mentalität.“

Wohnungsmarkt gefährdet Zusammenhalt der Gesellschaft

Das ist eine der Hauptaussagen aus dem aktuellen DLE-Monitor, dessen Daten im September erhoben wurden und damit ein aktuelles Stimmungsbild zeigen. Im Detail erschließen sich sehr unterschiedliche Wahrnehmungen und Ansätze. So gefährde, liest man die Zahlen, der Wohnungsmarkt den Zusammenhalt der Gesellschaft. Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, dass das Finden einer Wohnung fast aussichtslos bis eher schwierig sein würde. Die Gründe dafür sind ein Bündel aus mehreren Faktoren. Wichtige Punkte: Bezahlbarkeit, Mobilität, demographischer Wandel, Klimawandel, Digitalisierung, veränderte familiäre Lebensformen.

Wohnen der Zukunft: Was bestimmt die Wohnentwicklung? Quelle: DLE-Monitor
Wohnen der Zukunft: Was bestimmt die Wohnentwicklung? Quelle: DLE-Monitor

Sicherheit fördert die Wohnzufriedenheit

Es herrscht in Deutschland aber eine moderate Wohnzufriedenheit, Eigentümer sind positiver, einen Unterschied zwischen Ost und West kann man nicht feststellen. Das Problem sei das hohe Anspruchsdenken der Deutschen, so Klaus-Peter Schöppner weiter. Sie wünschen sich mehr Versorgungseinrichtungen, Sicherheit, Bezahlbarkeit. „Gerade der zweite Punkt, also Sicherheit, hat uns überrascht. Hier passiert etwas an der öffentlichen Wahrnehmung vorbei, kaum jemand nimmt dieses Thema als wirklich entscheidendes wahr.“ Die Wohnzufriedenheit in Relation zu den eigenen Wünschen wird eher kritisch wahrgenommen. Da geht es dann hauptsächlich um Aufenthaltsqualität, gute Kontakte zu den Nachbarn und die Größe und Grundrisse der Wohnungen.

Wohnzufriedenheit der Deutschen. Quelle: DLE-Monitor
Wohnzufriedenheit der Deutschen. Quelle: DLE-Monitor

Deutschen wünschen verstärkten Wohnungsbau

Zudem sind die Deutschen Meister im Stellen von Forderungen. So wünschen sich 83 Prozent einen verstärkten Wohnungsbau, 81 Prozent eine Verkürzung der Genehmigungszeiten und 73 Prozent staatliche Maßnahmen zur Begrenzung von Mietsteigerungen. Selbst etwas für die Verbesserung der Situation zu tun, da ist der Großteil eher zurückhaltend. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Ansichten zu politischen Klimaforderungen. Alles, was nicht unmittelbar in das eigene Leben eingreife – wie Abschaltung von Reklame oder das Begrünen von Fassaden und Dächern – hat eine starke Akzeptanz. Immerhin: 93 Prozent wollen in der jetzigen Situation Strom sparen. „Ob das dann auch alle machen, wird sich zeigen.“

Weitere Ergebnisse des DLE-Monitor lauten wie folgt:

Das Quartier der kurzen Wege

Eine weitere wesentliche Erkenntnis aus dem DLE-Monitor: 78 Prozent halten dschoeppneras 15-Minuten-Quartier für eine stadtplanerisch gute/sehr gute Idee. „Das ist unabhängig der sozialen Schicht, Ost oder West sowie der Wohnungsgröße für uns sehr erstaunlich“, sagt Klaus-Peter Schöppner. „Fast eine ähnlich große Zustimmung gibt es zu einer kombinierten Nutzung. Mixed Use ist also in den Köpfen der Menschen angekommen.“ Die Kommunen sollten das bei ihren Planungen bedenken. „Mit lebendigen Quartieren schafft man Sicherheit“, sagt Dr. Simon Kempf, Geschäftsführer der DLE Land Development

Das Konzept des 15-Minuten-Quartiers stößt auf breite Zustimmung. Quelle: DLE-Monitor
Das Konzept des 15-Minuten-Quartiers stößt auf breite Zustimmung. Quelle: DLE-Monitor

Entstanden ist die Umfrage aus einem Projekt heraus, dem die Verwaltung mit Desinteresse begegnete. Dr. Simon Kempf: „Wir wollten herausfinden, wie man die Fragestellungen aufarbeiten kann und was die zukünftigen Bewohner wollen.“ Die Umfrage mit 1.002 Personen fanden per Telefon im September 2022 statt, erhoben wurden mehr als 250.000 Einzeldaten. Die statistische Sicherheit ist mit einem plus/minus von zwei Prozent angegeben und damit die Repräsentativität gewährleistet.

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