Dresden positioniert sich zunehmend als bedeutender Standort für Logistik- und Industrieansiedlungen in Ostdeutschland. Mehrere aktuelle Projekte – von großflächigen Gewerbeparks bis hin zu Hightech-Produktionsstandorten – verdeutlichen den strukturellen Ausbau der Region. Parallel verzeichnet der Markt laut JLL für 2024 bundesweit das stärkste Mietwachstum im Lager- und Logistiksegment.
Dresden verstärkt seine Rolle als wichtiger Standort für Logistik- und Industrieansiedlungen. Jüngstes Beispiel ist der geplante CTPark Dresden West im Stadtteil Cossebaude. CTP, Europas größter börsennotierter Eigentümer und Entwickler von Logistik- und Industrieimmobilien, will auf einem 96.000 Quadratmeter großen Brownfield-Areal des ehemaligen VEB Betonleichtbaukombinats rund 40.000 Quadratmeter Gewerbefläche und 10.000 Quadratmeter Büroflächen realisieren. Die verkehrsgünstige Lage an der Bundesstraße B6, nahe der Autobahn A4 und mit direktem Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, richtet sich vor allem an Unternehmen aus technologieorientierter Fertigung, Vorproduktion und klassischer Zulieferung – insbesondere für die Halbleiterbranche. Ein denkmalgeschütztes ehemaliges Elektrizitätswerk auf dem Gelände wird saniert und als sozialer Treffpunkt in das Quartier integriert. Vorgesehen sind Photovoltaikanlagen, Regenwassernutzung, extensive Begrünung sowie eine Zertifizierung nach DGNB-Gold. Der Baubeginn ist für 2027 geplant.
Im Dresdner Norden entsteht parallel die neue Chipfabrik der European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC), ein Gemeinschaftsprojekt von TSMC, Infineon, Bosch und NXP. Der Produktionsstart ist für Herbst 2027 vorgesehen. Bereits die Bauphase stellt hohe Anforderungen an die Logistik: 500.000 Kubikmeter Boden werden bewegt, mehr als 30.000 vorgefertigte Bauteile angeliefert. Um das Gewerbegebiet zu entlasten, wird eine eigene Straßenanbindung gebaut. „Die größte Herausforderung ist nicht das Bauen, sondern die Logistik. Das muss gut geplant werden, denn es ist extrem komplex“, sagt Steffen Müller, Leiter Infrastruktur und Gebäudemanagement bei ESMC gegenüber dem MDR.
Auch außerhalb der Stadtgrenzen fließen Investitionen in die Logistikstruktur der Region. In Roßwein entwickelt ATMIRA auf einem 160.000 Quadratmeter großen Grundstück einen Gewerbe- und Logistikpark mit 68.000 Quadratmetern Hallenfläche. Die Lage zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie die Nähe zu den Flughäfen beider Großstädte macht den Standort für verschiedene Branchen interessant. Nachhaltigkeit spielt auch hier eine Rolle: Photovoltaik und DGNB-Gold-Zertifizierung sind geplant.
Sirius Real Estate hat im Rahmen einer Sale-and-Leaseback-Transaktion einen 21.158 Quadratmeter großen Light-Industrial-Gewerbepark übernommen. Der Verkäufer, ein deutsches Industrieunternehmen, bleibt noch ein Jahr Mieter, bevor Sirius den Standort zu einem Multi-Tenant-Industriepark entwickelt. Rund 48 Prozent der Fläche entfallen auf Produktion, 27 Prozent auf Lager- und Logistikbereiche und 25 Prozent auf Büros. Mit 176 Pkw-Stellplätzen und der Nähe zu Dresdens wachsendem Halbleitercluster – unter anderem mit der geplanten TSMC-Chipfabrik – sieht Sirius den Standort als strategisch bedeutend. Es ist bereits die vierte Liegenschaft des Unternehmens in der Region.
Die Region Dresden entlang der A4 verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 laut einer Marktanalyse von CBRE die stärkste Entwicklung auf dem mitteldeutschen Industrie- und Logistikimmobilienmarkt. Der Flächenumsatz stieg hier um 616 Prozent auf 71.600 Quadratmeter, maßgeblich beeinflusst durch die Eigennutzung von ESMC mit 60.000 Quadratmetern Neubaufläche. Der Leerstand lag mit 3,4 Prozent deutlich unter dem mitteldeutschen Durchschnitt von 9,1 Prozent, und die Spitzenmiete erhöhte sich als einzige im Marktgebiet leicht um zwei Prozent auf 6,10 Euro pro Quadratmeter.
Insgesamt erreichte Mitteldeutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres nach CBRE-Angaben einen Flächenumsatz von 235.300 Quadratmetern, 53 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Während in Leipzig/Halle 102.500 Quadratmeter umgesetzt wurden (minus 16 Prozent), legte der Bereich A4 in Thüringen um 77 Prozent auf 29.600 Quadratmeter und Magdeburg um 532 Prozent auf 31.600 Quadratmeter zu. Der Anteil von Neubauten sank um 15 Prozentpunkte auf 72 Prozent, der von Eigennutzungen um 28 Prozentpunkte auf 41 Prozent.
Bei den Nutzergruppen dominierten Produktionsunternehmen mit 96.800 Quadratmetern (+29 Prozent), gefolgt von Händlern inklusive Onlinehändlern mit 59.100 (+135 Prozent) sowie Logistik- und Transportunternehmen mit 79.500 (+48 Prozent). Für das Gesamtjahr prognostiziert CBRE einen Flächenumsatz mindestens auf Vorjahresniveau von rund 450.000 Quadratmetern. Mitteldeutschland gilt dem Unternehmen zufolge aktuell als Region mit dem größten Potenzial für großflächige Projektentwicklungen in Deutschland.
Nach Angaben von BNP Paribas Real Estate legte der deutsche Logistikmarkt im ersten Halbjahr 2025 um knapp elf Prozent auf 2,7 Millionen Quadratmeter Flächenumsatz zu. Die großen Logistikmärkte verzeichneten ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Leipzig kam auf 87.000 Quadratmeter (-1 Prozent). Die Spitzenmieten blieben weitgehend stabil, in Leipzig beträgt das Niveau 5,70 Euro pro Quadratmeter.
Für Dresden weist JLL für 2024 die bundesweit stärkste Mietdynamik im Segment Lager- und Logistikflächen aus. Im zweiten Quartal 2024 stieg die Spitzenmiete gegenüber dem Jahresauftakt um fünf Prozent auf 6,30 Euro pro Quadratmeter. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Plus von elf Prozent. Als Grund nennt JLL eine steigende Nachfrage bei nur geringfügig wachsendem Flächenangebot.