Europäischer Wohnungsmarkt: Nachfrageüberschuss bei jungem Wohnen

Europäischer Wohnungsmarkt: Nachfrageüberschuss bei jungem Wohnen

Europäischer Wohnungsmarkt: Nachfrageüberschuss bei jungem Wohnen
Marcus Eilers über junges Wohnen in Europa. Copyright: M&G Real Estate

Gerade für junge Menschen wird es immer schwerer, passenden Wohnraum zu finden. Das ist eine große gesellschaftliche Herausforderung, die aber auch attraktive Aussichten für Investoren bietet. M&G Real Estate hat untersucht, welche unterschiedlichen Ansätze es weltweit gibt. Marcus Eilers, Head of European Living bei M&G Real Estate, fasst in seinem Kommentar die wichtigsten Aspekte zusammen.

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Auch die Städte Europas haben vom Urbanisierungstrend profitiert. Immer mehr Menschen zieht es in die Ballungszentren wie Berlin, Paris oder London. Dabei ist die durchschnittliche Haushaltsgröße im Laufe der Jahrzehnte geschrumpft. Die steigende Lebenserwartung, andere Lebensmodelle und die Tatsache, dass Paare später zusammenziehen oder eine Familie gründen, haben den Bedarf an Wohnraum angeheizt. Das Ergebnis: Das ohnehin schon überschaubare Angebot wird noch knapper. Hauspreise und Mieten sind in die Höhe geschnellt. Allein in Irlands Hauptstadt Dublin beispielsweise haben sich die Mieten in den letzten zehn Jahren verdoppelt

Das geringe Angebot hat auch mit den hohen Baupreisen zu tun, weshalb immer mehr Bauträger und Privatpersonen vor einer solchen Investition zurückschrecken. Dies kann zumindest teilweise durch institutionelle Investoren aufgefangen werden. Als Investment bieten Wohnungen durch ein häufig reguliertes Mietwachstum eine hohe Sicherheit. Aber es gibt keine Lösung, die für alle Märkte gleichermaßen passt.

Investoren sind gefragt, den angespannten Wohnungsmarkt für junges Wohnen zu bereichern

Es ist wichtig, in jedem Land diejenigen Wachstumsbereiche zu identifizieren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Investitionen haben. Beispiel Lissabon: Portugals Hauptstadt hat mit rund 17 Prozent einen höheren Anteil internationaler Studierenden als die meisten anderen europäische Städte. Der Markt für Studentenwohnheime dagegen ist vergleichsweise unterentwickelt. Darum wohnen viele Studierende bei privaten Vermietern, wodurch die Mieten in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Studentenwohnheime sind finanziell deutlich attraktiver, allerdings noch Mangelware: Für Einzelstudios liegen die Mieten im Durchschnitt 40 bis 45 Prozent unter dem Satz, der an private Vermieter gezahlt werden muss.

Wer den Nachfrageüberschuss in den Städten befriedigen will, muss ein tiefes Verständnis der unterschiedlichen lokalen Besonderheiten mitbringen. Investoren müssen verstehen, wie junge Menschen mit dem bestehenden Wohnungsangebot umgehen. Wie etwa in Kopenhagen, einer der jüngsten Städte Europas: 27 Prozent der 816.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind zwischen 18 und 30 Jahre alt. Für Neuankömmlinge ist es schwierig und teuer, eine geeignete Mietwohnung zu finden – trotz staatlicher Mietpreiskontrollen. Um den Wohnungsbau für Kopenhagens junge, meist Single-Haushalte zu fördern, wurden die Auflagen jüngst gelockert. Dabei ist eine Reihe neuer Projekte entstanden, die eher dem Co-Living ähneln: praktische und kompakte Einheiten in Verbindung mit gemeinschaftlich genutzten Räumen.

Aus diesen beiden Beispielen könnte man schließen, dass die vorhandene Angebotsstruktur  –  sei es für Studenten oder für junge Berufstätige  – dem Nachfrageprofil entspricht. Tatsächlich übersteigt aber die Nachfrage das verfügbare Angebot bei weitem. Es ist daher davon auszugehen, dass die Mieten auch in Zukunft steigen werden. Das Kapital von Investoren kann viele Prozesse in Gang setzen, um den angespannten Wohnungsmarkt durch mehr Studentenwohnheime, Co-Living-Projekte oder andere flexible Formen des Service-Wohnens zu bereichern.

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