Gesundheit: Wie grüne Infrastruktur das Wohlbefinden verbessert

Gesundheit: Wie grüne Infrastruktur das Wohlbefinden verbessert

Gesundheit: Wie grüne Infrastruktur das Wohlbefinden verbessert
Die Idylle auf dem Land ist nicht nur schön, sondern auch gesund. Zur Gesundheit in Ballungsräumen gibt es Pilotprojekte und eine aktuelle Studie. Foto: lecreusois / Pixabay

Hektisch, laut, anonym versus grüne Wiesen, Vogelgezwitscher und der Plausch am Gartenzaun: Das Leben in der Stadt muss nicht unbedingt gesund sein. Eine Studie sowie ein Pilotprojekt wollen zeigen, wie es anders geht.

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Das Leben in Städten birgt erhebliche Herausforderungen für die Gesundheit. Lärm, Luftverschmutzung und fehlende Grünflächen belasten die Bewohner zunehmend. Kann gut durchdachte Stadtplanung das Wohlbefinden in Ballungsräumen erheblich steigern? Ein Pilotprojekt im Münsteraner Hansaviertel setzt seit 2022 auf einen anderen Ansatz. Initiiert von der Initiative B-Side in Zusammenarbeit mit dem Hansaforum ist es Teil des Projektes „Stadt gemeinsam gestalten! Neue Modelle der Quartiersentwicklung“, das von der Nationalen Stadtentwicklungspolitik gefördert wird. Wissenschaftliche Unterstützung erfährt es durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Ziel sei es, partizipative Ansätze in der Stadtentwicklung zu fördern und die Wünsche der Bewohner aktiv in den Planungsprozess zu.

Helfen soll dabei der Quartier-Gemeinwohl-Index (QGI), ein Werkzeug, das Wünsche und Visionen der Anwohner sichtbar macht. Statt traditionelle quantitative Daten wie Luft- oder Lärmbelastung zu messen, verfolgt der QGI einen qualitativen Ansatz, der darauf abzielt, das Gemeinwohl auf der Grundlage der Bedürfnisse der Bewohner zu definieren. Dazu werden 16 Themenfelder einem Monitoring unterzogen, darunter Inklusion, Klimapositivität und Grünflächen, es erfolgt eine ständige Weiterentwicklung des Konzeptes. Viel Aufmerksamkeit bekam eine weitere Idee: Entscheidungen über Förderprojekte für das Hansaviertel werden von zufällig ausgewählten Anwohnern im sogenannten Hansa-Konvent getroffen werden. Aller sechs Monate bestimmen sie die großen Gemeinwohlprojekte, die für die Interessen der Gemeinschaft relevant sind.

Eine Studie der BPD Immobilienentwicklung, durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Universität Wuppertal, verdeutlicht, wie stark Umweltbelastungen in städtischen Gebieten auf die Gesundheit der Bewohner wirken. Lärm, Luftverschmutzung und der Mangel an Grünflächen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Die Studie kombiniert dabei Umwelt- und Gesundheitsdaten mit Umfragen unter Stadtbewohnern und zeichnet so ein umfassendes Bild der urbanen Herausforderungen.

Lärm, schlechte Luftqualität und fehlende Bewegungsmöglichkeiten tragen wesentlich zu gesundheitlichen Problemen bei. „Unsere gebaute Umwelt spielt eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden der Menschen“, erklärt Alexander Heinzmann, Sprecher der Geschäftsführung von BPD. Besonders die Lärmbelastung sei alarmierend: Fast die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist tagsüber einem Geräuschpegel von über 55 Dezibel ausgesetzt. In Großstädten ist die Belastung sogar doppelt so hoch wie in ländlichen Gebieten. Diese dauerhafte Belastung führt häufig zu Bluthochdruck, Schlafstörungen und erhöhtem Stress, wie die Studie zeigt.

Grünflächen als ausgleichender Faktor

Eine der vielversprechendsten Lösungen liegt in der Schaffung und Gestaltung von Grünflächen. Laut der BPD-Studie sind die Bewohner von Vierteln mit ausreichend Parks und Erholungsräumen zufriedener und weniger belastet. „Mit der Entwicklung neuer Wohngebiete ergeben sich vielfältige Chancen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen von Anfang an mitzudenken“, so Alexander Heinzmann. Grünflächen bieten nicht nur Raum zur Erholung, sondern fördern auch das soziale Miteinander und wirken sich positiv auf die psychische Gesundheit aus.

Eine weitere Herausforderung in der Stadtplanung ist die Messung des Wohlbefindens in Quartieren. Internationale Indizes wie der Neighbourhood Equity Index in Kanada oder der AARP Livability Index in den USA bewerten Stadtviertel anhand von Kriterien wie Luftqualität, sozialer Infrastruktur und Einkommensverhältnissen. Allerdings stehen diese Ansätze oft in der Kritik, da sie die Bewohner nicht ausreichend einbeziehen und dadurch das Risiko einer Stigmatisierung bestimmter Viertel besteht.