Halle (Saale): Insolvenzverwalter verkauft Hochhaus

Halle (Saale): Insolvenzverwalter verkauft Hochhaus

Halle (Saale): Insolvenzverwalter verkauft Hochhaus
Die Scheibe D wurde in den 1990er Jahren teilsaniert. Ein wichtiger Mieter ist das Jobcenter. Foto: Höhne

Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann bietet Investoren die Neustädter Passagen GmbH an, zu der auch die 60 Meter hohe Scheibe D in Halle-Neustadt gehört. Die Immobilie gehörte bisher zur Unternehmensgruppe des Ex-Profiboxers Arthur Abraham.

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Eine außergewöhnliche Immobilie bietet aktuell der Sanierungsexperte Olaf Spiekermann, Partner bei der Kanzlei Brinkmann & Partner, an: Als Insolvenzverwalter über das Vermögen der Halwo Neustädter Passage GmbH stellt er eines der größten und markantesten Gebäude der Stadt Halle (Saale) zum Verkauf. Die Rede ist vom Hochhaus „Scheibe D“. Die Immobilie umfasst den Angaben zufolge ein Grundstück mit nahezu 6.000 Quadratmetern Fläche sowie mehrere Nebengebäude, darunter ein öffentliches Parkhaus. „Die vermietbare Fläche beträgt über 14.000 Quadratmeter“, berichtet Olaf Spiekermann.

Die Scheiben-Hochhäuser sind ein bekanntes, architektonisches Wahrzeichen des Stadtteils Halle-Neustadt. Die fünf Hochhäuser A bis E wurden zwischen 1970 und 1975 errichtet. Die Scheibe A, im Besitz der Saalesparkasse, wurde 2020 für 32 Millionen Euro saniert. Seit 2021 nutzt die Stadt das Haus als Verwaltungsstandort. Die Scheiben B und E stehen weitgehend leer, die Scheibe C wird aktuell saniert.

Die zum Verkauf stehende 60 Meter hohe Scheibe D wird vor allem gewerblich genutzt. Der Block wurde in den 1990er Jahren teilsaniert. Nach Olaf Spiekermanns Angaben gibt es mit dem Jobcenter eine staatliche Behörde als Ankermieter. „Die jährlichen Mieteinnahmen liegen deutlich im siebenstelligen Bereich“, so der Insolvenzverwalter. Neben dem 18-stöckigen Hochhaus gibt es eine Ladenpassage mit zahlreichen Mietern. Dazu zählen Einzelhändler wie Norma, Kik und Tedi sowie Banken wie die Sparda-Bank und die Sparkasse. „Die Mietverträge mit der Halwo Neustädter Passage bestehen fort, Auswirkungen auf die Mieter hat es bisher nicht gegeben“, sagt Olaf Spiekermann.

Der Insolvenzverwalter will den Verkauf im Rahmen eines sogenannten Asset-Deals vornehmen. Olaf Spiekermann spricht von einem „hohen Interesse“ seitens potenzieller Investoren. „Interessenten können sich aber noch melden“, erklärt er weiter. Doch wie ist das Objekt in die Schieflage geraten? Das Insolvenzverfahren wurde vom Amtsgericht Halle (Saale) am 13. Januar 2025 auf Antrag einer Sozialversicherungsträgerin eröffnet. Laut Firmenregister gehörte das Unternehmen seit 2013 zum Unternehmensverbund des Berliners Avetik Abrahamyan, besser bekannt unter dem Namen Arthur Abraham. Der Ex-Profiboxer mit armenischen Wurzeln war mehrfacher IBF- und WBO-Weltmeister im Mittelgewicht.

Die Gründe der Insolvenz werden von Olaf Spiekermann noch aufgearbeitet. „Fakt ist, dass die mir bislang nur bis zum Jahr 2021 vorliegenden Bilanzen jeweils hohe Gewinne auswiesen“, so der Experte. Gleichzeitig sei festzustellen, dass die Gesellschaft seit längerer Zeit ihren Zahlungspflichten nicht mehr nachgekommen ist, „und es seit dem Jahr 2023 bereits drei vorherige Insolvenzanträge sowie die Eintragung von Zwangssicherungshypotheken in das betreffende Grundbuch gab“.

Die Scheiben-Hochhäuser gelten als eher schwierige Immobilien. In den Gebäuden gibt es lange Flure, von denen die Wohnungen abgehen. Die Wohnungen neu zu schneiden, ist aufwändig, wie das Beispiel Scheibe C zeigt. Die SLS Vermögensverwaltungsgesellschaft saniert bereits seit 2020 die Scheibe C, der Umbau hat sich jedoch immer wieder verschoben. Geplant ist, in den beiden unteren Etagen ein sogenanntes Food Corner (Gaststätten-Zentrum) einzurichten. Darüber sollen auf einigen Etagen Mietboxen als Lager entstehen. Und noch weiter oben sollen laut SLS-Sprecher Michael Schmidt mehr als 200 Ein- und Zweiraum-Apartments für Studenten und Kurzzeitmieter entstehen. Kosten: 45 Millionen Euro. Laut Medienberichten sollen die gewerblich genutzten Teile im Untergeschoss bis Ende des Jahres fertiggestellt werden ­­– in zwei Jahren auch die Apartments.