Digitalisierung von Projektentwicklern: Notwendigkeit wird erkannt, aber die Umsetzung stockt

Digitalisierung von Projektentwicklern: Notwendigkeit wird erkannt, aber die Umsetzung stockt

Digitalisierung von Projektentwicklern: Notwendigkeit wird erkannt, aber die Umsetzung stockt
Copyright: Gerd Altmann auf Pixabay

In einer aktuellen Studie hat der globale Immobiliendienstleister CBRE die neuen digitalen Herausforderungen der deutschen Projektentwicklerlandschaft untersucht. Alle Befragten erkennen zwar die Notwendigkeit der Digitalisierung – haben aber noch nicht entsprechende Kompetenzen aufgebaut oder spezifische Positionen besetzt. Aktuell sehen sich lediglich etwa ein Viertel der Befragten hinsichtlich der Digitalisierung bereits gut bis sehr gut aufgestellt.

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Trade-Developer sind dabei die Vorreiter, da sie einem höheren Effizienzdruck unterliegen und die Digitalisierung als Chance begreifen, ihren Markenkern weiterzuentwickeln. Für die Studie wurden von Juli bis September 2023 deutsche Projektentwickler aus den Regionen Berlin, Frankfurt, Hamburg und München online befragt. Ihnen wurden 20 Fragen gestellt und die Antworten auf einer Skala von 1-100 Punkten festgehalten.

Kaum Projektentwickler mit einem umfänglichen Digitalisierungsprozess

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass keines der Unternehmen eine Digitalisierungskompetenz aufweisen kann, die den bestmöglichen Bewertungen entspricht. Lediglich ein Unternehmen erzielte 90 von 100 Punkten. Nicht überraschend ist, dass große Entwickler stärker digitalisiert sind als kleine, da deren Projektentwicklungen eine höhere Komplexität aufweisen und die Digitalisierungsvorteile bei diesen sehr hoch sind.

78 Prozent der befragten Projektentwickler vertreten die Meinung, Digitalisierung bringe einen positiven Wertbeitrag in ihre Projekte. Während 21 Prozent der Projektentwickler ausgeprägte Kompetenzen im Bereich Digitalisierung aufweisen, haben jedoch nur 42 Prozent der Unternehmen die grundlegenden digitalen Kernsysteme vollständig in ihre Betriebsabläufe integriert.

Nur zwei Drittel der Teilnehmer geben an, dass sie sukzessive Kompetenzen für die betrieblichen Prozesse oder zumindest Softwarekompetenzen in ihrem Unternehmen aufbauen beziehungsweise aufbauen wollen. Aktuell können lediglich 21 Prozent der befragten Unternehmen eine besetzte Vollzeitstelle für Digitalisierung in der Projektentwicklung vorweisen. Hinzu kommt, dass die Verantwortung für digitale Themen zumeist in der Projektleitung (bei 57 Prozent der Projektentwickler) oder auch bei externen Beratern liegt.

„Die Digitalisierung im Projektentwicklungsbereich steht noch am Anfang, mit unklaren Rollen und Verantwortlichkeiten, was eine systematische Integration in Prozesse erschwert”, erklärt Volker Schmidt, Associate Director im Bereich CBRE Digital Advisory. „Es ist entscheidend, dass wir als Branche diese Rollen klar definieren und ein gemeinsames Verständnis dafür entwickeln, wie wir mithilfe von digitalen Werkzeugen und Methoden die Arbeit effizienter und effektiver gestalten können. Nur so können wir die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen.”


 

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Digitalisierung wird zukünftig Teil des Geschäftsmodells

Die Mehrheit der Befragten ist sich einig, dass digital vernetzte Smart Buildings der zukünftige Gebäudestandard sein werden. Insbesondere die Aneignung von spezifischem Wissen zur Erstellung von Smart Buildings (zum Beispiel über Netzwerktechnik, Internet of Things (IoT), Cybersecurity oder Technische Gebäudeausrüstung (TGA)) sehen die Befragten als essenziell für ihr Geschäftsmodell an.

Allerdings findet die Involvierung der digitalen Anforderungen nur bei etwa 30 Prozent der Befragten bereits in der Leistungsphase 0 statt, bei den meisten erst ab der Leistungsphase 3 oder später. Dabei können Gebäude durch Digitalisierung viel stärker differenziert und an Nutzerbedürfnisse angepasst werden. Im Ergebnis können die Potentiale von Smart Buildings besonders durch ihre Konnektivität und Flexibilität derzeit durch diese späte Einbettung in den Erstellungsprozess nicht in Gänze geschöpft werden.

Herausforderungen der befragen Projektentwickler

Zu den größten Herausforderungen für Projektentwickler bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsagenda gehören die Standardisierung und Systematisierung von Prozessen, der Fachkräftemangel und die Entwicklung übergreifender Softwarelösungen. Weitere Herausforderungen beinhalten ordnungspolitische Hindernisse bei Genehmigungsverfahren und Zertifizierungen, aber auch die Transparenz bei Daten in Mietverträgen, über offene Schnittstellen und auch das Monitoring mittels Dashboards.

„Die Ergebnisse unserer Studie verdeutlichen, dass die Branche an einem Wendepunkt steht. Während einige Vorreiter bereits signifikante Fortschritte in der Digitalisierung gemacht haben, besteht für viele andere noch Aufholbedarf”, sagt Jirka Stachen, Head of Research Consulting Continental Europe bei CBRE. „Es ist an der Zeit, dass wir die Digitalisierung nicht nur als notwendiges Übel, sondern als eine Chance begreifen, die es uns ermöglicht, den Herausforderungen des Marktes proaktiv zu begegnen und die Effizienz sowie Nachhaltigkeit der Projekte zu steigern. Die Zukunft der Projektentwicklung wird digital sein, und wer diesen Trend ignoriert, wird es schwer haben, sich in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Umfeld zu behaupten.”

Die Studie zum Download

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