Interview zum amerikanischen Immobilienmarkt: „Die USA hängen den Rest der Welt ab“

Interview zum amerikanischen Immobilienmarkt: „Die USA hängen den Rest der Welt ab“

Interview zum amerikanischen Immobilienmarkt: „Die USA hängen den Rest der Welt ab“
Dr. Gisbert Beckers im Interview über den amerikanischen Immobilienmarkt. Copyright: German American Realty

Warum der größte Immobilienmarkt der Welt so viele Investoren anzieht, haben JLL und bulwiengesa ergründet. Im Interview spricht Dr. Gisbert Beckers von der German American Realty auf der EXPO REAL 2022  über seine Sicht auf den Markt.

Einladung zum Magdeburger Immobiliengespräch

Die USA hängen den Rest der Welt ab, lautet eine der Schlagzeilen der vergangenen Wochen. Während europäische und asiatische Investoren sich eher zurückhalten, zeigt sich der amerikanische Markt dynamisch. Laut dem JLL-Report „Global Real Estate Perspectives“ wuchs das Investitionsvolumen um 42 Prozent auf 340 Milliarden US-Dollar. Damit entfallen auf Kanada und die USA rund 60 Prozent des weltweiten Umsatzes im ersten Halbjahr 2022 in Höhe von 566 Milliarden US-Dollar.

Los Angeles, New York, Dallas: US-Metropolen dominieren den globalen Immobilienmarkt

Global dominieren US-amerikanische Metropolen das Marktgeschehen. Unter den 20 größten Immobilienmärkten befinden sich allein zwölf in den USA. An der Spitze liegt Los Angeles (20,6 Milliarden US-Dollar) vor New York (19,1 Milliarden US-Dollar) und Dallas (17,5 Milliarden US-Dollar). Größter europäischer Markt ist London mit einem Transaktionsvolumen von 13,9 Milliarden. Zum Vergleich: Als einzige deutsche Stadt hat es Berlin in die Top 20 geschafft und rangiert mit 6,1 Milliarden US-Dollar auf Rang 19.

Amerikanischer Markt als Ziel europäischer Projektentwickler

CBRE feierte das zweite Quartal 2022 als eines der besten. Einer der Gründe: Die Region Nord- und Südamerika war der primäre Wachstumstreiber – mit einem Anstieg des Umsatzes um 56 Prozent. Der europäische Investmentmanager Empira erwarb kürzlich eine Wohnprojektentwicklung in Miami. Auf mehr als 2.100 Quadratmetern soll ein Mehrfamilienhaus mit 85 hochwertigen Wohneinheiten für die langfristige Bestandshaltung entstehen.

„Der Süden der USA und insbesondere der Sunbelt mit Florida und Miami sind attraktive Standorte für unsere Investments in Mehrfamilienhäuser. Die Fundamentaldaten sind hervorragend. Das Wirtschafts- und Jobwachstum ist hoch und die Bevölkerung wächst seit Jahren kontinuierlich. Darüber hinaus sind die steuerlichen Rahmenbedingungen sehr attraktiv“, erklärt Lahcen Knapp, Verwaltungsratsvorsitzender der Empira Group. „Wir haben unser eigenes Immobilienteam vor Ort aufgebaut, das schnell wächst und den gesamten Prozess von der Akquisition bis zur Fertigstellung durchführt.“ Empira verfügt bereits über eine umfangreiche Pipeline an Investmentmöglichkeiten von mehr als 2.000 Wohneinheiten an verschiedenen Standorten im Sunbelt.

Interview mit Dr. Gisbert Beckers: „Die Dynamik ist extrem hoch“

Dr. Gisbert Beckers von German American Realty investiert für deutsche Anleger in amerikanische Wohnimmobilien. Es ist ein Markt, der zunehmend von deutschen Investoren entdeckt und ganz anders als der deutsche ist.

German American Realty ist ein auf den US-amerikanischen Wohnungsmarkt fokussierter Investment- und Fondsmanager für Privatanleger, Family Offices und Institutionelle Anleger und investierte seither über 1,8 Milliarden Dollar. Wo investieren Sie?

Dr. Gisbert Beckers: Vor allem in den östlichen Sun Belts: Texas, Georgia, Florida, North & South Carolina. Wir investieren, gemeinsam mit Partnern, in Wohnanlagen, die zwischen 40 und 90 Millionen Dollar kosten. In diesen Staaten gibt es einen enormen Wohnungsmangel. Viele ziehen dahin, weil das Wetter schön ist, die Steuern und auch die Preise niedriger sind, sie dort arbeiten können.

Was unterscheidet die Wohnungsmärkte?

Dr. Gisbert Beckers: Es ist ein komplett anderes Geschäft. Es gibt nur Zwölf-Monats-Mietverträge. Das ist Chance und Risiko zugleich. Es kommt immer darauf an, wie gut eine Wohnanlage ist. Zudem vermietet man Zusatznutzungen wie Pool oder Gartenanlage. Zwischen 40 und 60 Prozent der Mieter wechseln im Jahr die Wohnung. Für mich ist es nach so vielen Jahren trotzdem noch faszinierend, dass es eher ein kooperatives als ein Immobiliengeschäft ist. Du musst ganz eng dranbleiben, die Mieter wechseln auch wegen 100 Dollar weniger in eine andere Wohnung. Wohnfläche ist da eher ein Handelsgut.

Warum gibt es eine so hohe Fluktuation?

Dr. Gisbert Beckers: Die Amerikaner haben ein ganz anderes Verständnis zur Mobilität. Wichtiger Punkt sind die Wohnanlagen an sich. Nur Reports reichen nicht, man muss ganz nah dran sein, jeden Mangel entdecken, der Teufel steckt im Detail. Denn das kann entscheidend sein. Wie gesagt: Die Mobilität ist eine andere. Wenn im Nebenhaus der Fußboden schöner und die Küche etwas hochwertiger ist, ziehen sie auch wegen 100 Dollar Ersparnis um. Das würde in Deutschland keiner machen.

Warum ist der amerikanische Wohnmarkt so ein Anziehungspunkt für Anleger?

Dr. Gisbert Beckers: Das hat viele Gründe. Es ist der liquideste Markt der USA. Zudem gibt es keinen besseren Inflationsschutz. Ich kann aller zwölf Monate die Mieten erhöhen, in den letzten Monaten gab es eine Steigerung von 20 Prozent. Zudem ist es als Beimischung sehr gut: andere Währung, andere Risiken, ein Rechtssystem mit Sicherheit. Die Dynamik in dieser Assetklasse, die der Versorgung eines Grundbedürfnisses dient, ist extrem groß.

Wie ist die Situation derzeit in den USA, hier in Deutschland ist Krise.

Dr. Gisbert Beckers: In Amerika gibt es immer etwas zu kaufen. In den letzten sechs Monaten war die Preisfindung eher schwierig, Käufer und Verkäufer belauern sich. Die Rendite ist aber trotzdem noch sehr gut, weshalb sich Investments weiter lohnen.

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