Innovationstag des BFW Mitteldeutschland: „Keine Angst vor KI“

Innovationstag des BFW Mitteldeutschland: „Keine Angst vor KI“

Innovationstag des BFW Mitteldeutschland: „Keine Angst vor KI“
Dr. Lars Scheidecker von EY Real Estate stellte eine aktuelle Studie vor.

Mehrere Keynotes und Best Practices beschäftigten sich mit dem Thema ‚Digitalisierungsprozesse in der Immobilienwirtschaft – Praxischeck für KI & Co‘. Die hat vor allem vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschaftsflaute hohe Priorität.

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Künstliche Intelligenz wird zunehmend als strategisches Werkzeug gesehen, um die aktuelle Krise der Immobilienwirtschaft zu bewältigen. Auf dem Innovationstag des BFW Landesverbandes Mitteldeutschland diskutierten Branchenvertreter in der Lounge des Flughafens Leipzig/Halle über reale Anwendungsszenarien und die strukturellen Hürden bei der Digitalisierung – mit einem deutlichen Fokus auf praktische Lösungen.

„Bis auf wenige Leuchtturmprojekte ist der Wohnungsbau fast komplett zum Erliegen gekommen. Die Bremsspur in unserer Branche ist tiefschwarz“, konstatierte Dr. Ingo Seidemann, Vorstandsvorsitzender des BFW Mitteldeutschland, zu Beginn. Doch genau dieser Stillstand habe Innovationspotenzial freigesetzt: „Leidensdruck initiiert Innovation. Es ist Zeit, neue Wege zu gehen – denn alle Marktteilnehmer sind betroffen.“

Wie KI helfen kann, Effizienzpotenziale zu heben, zeigte Dr. Lars Scheidecker von EY Real Estate anhand der aktuellen Digitalisierungsstudie 2024. Demnach erwarten 81 Prozent der befragten Unternehmen, dass sich mit KI ein signifikanter Anteil der Prozesse automatisieren lässt. 79 Prozent glauben, dass KI dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Gleichzeitig zeigen sich strukturelle Schwächen: Nur noch drei Prozent der Unternehmen stufen sich als digital exzellent ein. Hauptbarriere bleibt laut knapp 70 Prozent die fehlende fachliche Expertise im Umgang mit KI. Eine komplexe Systemarchitektur mit historisch gewachsenen Einzellösungen erschwere die Integration. Zusätzlich hemmen mangelnde Datenqualität, fragmentierte Datenhaltung und personelle Engpässe die digitale Transformation. Datenschutz, der lange als zentrales Hindernis galt, wird inzwischen nur noch von 19 Prozent als Hauptproblem genannt.

„Technische Lösungen sind meist in wenigen Monaten umsetzbar – der nötige Kulturwandel in Unternehmen dauert Jahre“, so Heiko Kahl, Geschäftsführer Traneo GmbH und Vorstandsvorsitzender ITnet Thüringen aus Erfurt. Eine Erkenntnis, der noch mehr Bedeutung beigemessen werden müsse. Zudem wies er auf die Fähigkeiten und Grenzen heutiger KI-Systeme hin: „KI ist schnell, speichert perfekt, erkennt aber keine kausalen Zusammenhänge – sie setzt Wahrscheinlichkeiten um. Wenn genügend Menschen eingeben, dass drei plus drei sieben ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die KI das irgendwann übernimmt.“ Sein Appell: Misstrauisch gegenüber der KI bleiben, sie aber als Chance sehen.

Anja Knoll, Geschäftsführerin der Tinglev Elementfabrik, sagte: „Wir müssen keine Angst vor KI haben. Einfach machen und sich mit ihr entwickeln, darum geht es.“ Michael Schirm, Key Account Manager der Leipziger Stadtwerke, erklärte: „Wir bringen KI in die Gebäude – aber die persönliche Beratung bleibt. Denn für uns zählt die smarte Lösung, die auch menschlich passt.“ KI sei kein abstraktes Zukunftsthema, sondern längst ein operatives Werkzeug: „Sie hilft uns, Gebäude und Quartiere effizienter zu versorgen und den Mietern echten Mehrwert zu bieten – direkt vor Ort.“

In weiteren Panels präsentierten Unternehmen wie STRABAG, OTIS, Leipfinger-Bader und Metabuild konkrete Anwendungen – von Bau- und Flächenoptimierung über datenbasierte Dekarbonisierung bis hin zu Prozessautomatisierung. Im Fokus stand dabei stets der reale Nutzen im betrieblichen Alltag.

Dr. Ingo Seidemann verdeutlichte noch einmal die Erwartungshaltung an die Branche: „Es geht uns um praktikable Ansätze, nicht um Technikutopien. Wer künftig bestehen will, muss technologische Entwicklungen aktiv mitgestalten – auch wenn das Mut erfordert.“