Praeclarus sieht die Immobilienwirtschaft an einem strukturellen Wendepunkt: steigende Zinsen, unsichere Investoren, langsame politische Prozesse. Fritz Roth, Geschäftsführer von Praeclarus Invest, und Daniel Eickworth, Geschäftsführer von Praeclarus Asset Management, sprechen über die Folgen für den Markt, neue Finanzierungsmodelle und die Chancen, die sich aus der Verbindung von Immobilien und Energie ergeben.
„Die Finanzierungssituation ist bei uns grundsätzlich stabil“, sagt Daniel Eickworth, Geschäftsführer von Praeclarus Asset Management. „Unsere Bankpartner agieren lösungsorientiert.“ Worte, die man derzeit in der Immobilienbranche nur selten hört. Ähnlich wie bei den Bestandshaltern, von denen viele noch auf eine schnelle Erholung hoffen. Daniel Eickworth wird deutlich: „Wir sprechen nicht von einer Talsohle, sondern von einem neuen Niveau, das wir akzeptieren müssen.“
Fritz Roth, Mitgründer der inhabergeführten Gruppe, formuliert es so: „Wir arbeiten mit dem, was da ist. Für politische Geduldsspiele und Lobbyarbeit ist keine Zeit.“ Der Markt verändere sich, die Industrie wandle sich, genau wie Ansichten über Immobilien. Klassische Büroimmobilien ohne Mehrwert seien schwer vermittelbar. „Nutzer erwarten funktionale, energieeffiziente und wirtschaftlich tragfähige Konzepte. Wer sich darauf nicht einstellt, verliert den Anschluss.“ Oder wie Daniel Eickworth es ausdrückt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“
Das Unternehmen reagiert mit klaren Investitionsstrategien und gezielter Weiterentwicklung des Bestandes. „Immobilien müssen heute als integrierte Systeme funktionieren“, so Daniel Eickworth. „Wir konzentrieren uns auf Effizienz, Kostenkontrolle und technische Zukunftsfähigkeit. Das Ziel ist nicht Expansion um jeden Preis, sondern langfristige Werterhaltung.“
Die unabhängige Gruppe mit Sitz in München verwaltet derzeit rund 600 Millionen Euro in den Assetklassen Immobilien und Erneuerbare Energien. Mittelfristig soll die Marke von einer Milliarde Euro erreicht werden. Für institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Versorgungswerke oder Stiftungen bietet sie über ihre BaFin-lizenzierte Kapitalverwaltungsgesellschaft offene und geschlossene Spezialfonds sowie Service-KVG-Leistungen an. Die Strukturierung umfasst Eigenkapital- und Debt-Fonds ebenso wie Genussscheine.
Ein Schwerpunkt liegt – wie erwähnt – auf der Energieintegration, insbesondere auf Geothermie. „Wir haben uns frühzeitig mit dieser Technologie beschäftigt und sind in sehr konkreten Gesprächen zu verschiedenen Projekten“, so Daniel Eickworth. „Geothermie ist planbar, langfristig wirtschaftlich und bietet für institutionelle Investoren eine echte Perspektive. In Verbindung mit Immobilien entsteht daraus ein nachhaltiges, skalierbares Modell.“ Vor allem sei das Energiethema spannend, da es neben der Rendite Stabilität und Nachvollziehbarkeit als Vorteile habe.
Auch in der Finanzierung geht Praeclarus neue Wege. „In der Vorfinanzierung nutzen wir Venture-Capital-Strukturen, bei der Anschlussfinanzierung setzen wir auf Club Deals“, erläutert Daniel Eickworth. „Das Interesse institutioneller Investoren ist groß, gerade weil diese Modelle reale Werte mit Rendite kombinieren.“ Fritz Roth verweist auf zusätzliche Impulse durch den öffentlichen Sektor. „Die angespannte Haushaltssituation vieler Kommunen schafft Bedarf für Betreibermodelle, die Energie, Betrieb und Finanzierung bündeln. Solche integrierten Lösungen können wir komplett aus einer Hand liefern.“
Ein entscheidender Erfolgsfaktor bleibt die Strukturierung von Anlagevehikeln. „Viele institutionelle Investoren haben ihre Immobilienquoten ausgeschöpft“, erklärt Fritz Roth. „Mit Club Deals, Debt-Strukturen oder Genussscheinen lassen sich dennoch antizyklische Investments ermöglichen. Wir schaffen so Investitionsspielräume, ohne regulatorische Grenzen zu überschreiten.“
Praeclarus positioniert sich damit an der Schnittstelle von Kapital, Energie und Immobilie. „Die Branche verändert sich, aber sie bleibt gestaltbar“, sagt Daniel Eickworth. „Entscheidend ist, dass wir sie aktiv weiterentwickeln. Auf bessere Zeiten warten bringt nichts.“


