Midstad transformiert das Bestandsgebäude an der Petersstraße 17 in Leipzig zu einem zukunftsfähigen Mixed-Use-Standort.
Der Gebäudekomplex mit rund 14.400 Quadratmetern Mietfläche, entworfen vom US-Architekturbüro Moore Ruble Yudell und errichtet im Jahr 1995, wird ab 2026 im laufenden Betrieb umfassend umgebaut. Die Einzelhandelsflächen vom ersten Untergeschoss bis zum zweiten Obergeschoss – weiterhin genutzt durch Peek & Cloppenburg Düsseldorf – bleiben erhalten und geöffnet. In den bislang ungenutzten oberen Etagen entstehen rund 5.600 Quadratmeter Hotelfläche mit 120 Zimmern.
Ein neues Highlight entsteht im dritten Obergeschoss: eine begrünte Innenhof-Dachterrasse als ruhiger Rückzugsort mitten im städtischen Trubel. Das Konzept reagiert auf Ergebnisse gemeinsamer Forschungsprojekte mit der TU Darmstadt, die einen hohen Bedarf nach urbanen Aufenthaltsräumen wie Dachterrassen zeigen. Das Projekt zielt auf eine BREEAM-Zertifizierung auf dem Niveau „Sehr gut“ ab und verbindet damit ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Die Drittverwendbarkeit der Flächen und die Orientierung an unterschiedlichen Zielgruppen sichern die Zukunftsfähigkeit des Standortes. „Wir sehen uns als Impulsgeber für resiliente Innenstadtentwicklung“, sagt Dr. Kevin Meyer, Geschäftsführer von Midstad. Das Projekt vereine Aufenthaltsqualität, Vielfalt und gesellschaftlichen Mehrwert.
Statt Monofunktionalität Flexibilität
Midstad orientiert sich bei diesem Projekt an den Erkenntnissen einer Studie, die gemeinsam mit der Technischen Universität Darmstadt erstellt wurde: Statt monofunktionaler Konzepte bedürfe es flexibler, multifunktionaler Lösungen, die den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft gerecht werden und die Attraktivität der Innenstädte nachhaltig steigern, so die Essenz. Basierend auf einer repräsentativen Onlinebefragung von über 1.000 Haushalten ging es um Erkenntnisse, die als Grundlage für zukunftsorientierte Stadtentwicklung dienen können.
Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
Attraktivitätsverlust in zentralen Innenstadtfunktionen: Sechs von elf untersuchten Funktionen der Innenstadt, darunter Wohnen, Konsum- und Versorgungsangebote sowie die Qualität des öffentlichen Raums, haben laut der Befragten an Attraktivität verloren. Besonders das Wohnen in der Innenstadt wird von 41 Prozent der Teilnehmer als weniger attraktiv empfunden.
Einzelhandel als alleiniger Anziehungspunkt unzureichend: Obwohl der Einzelhandel an Wochenenden für knapp 60 Prozent der Befragten Hauptgrund für einen Innenstadtbesuch ist (unter der Woche 41 Prozent), reicht seine Attraktivität allein nicht aus, um die Innenstadt nachhaltig zu beleben. Besonders die Zielgruppe der "Sophisticated Singles" zeigt mit nur 37 Prozent geringes Interesse an einem attraktiveren Einzelhandel.
Potenzial für neue Büronutzungen: Derzeit arbeiten nur elf Prozent der Befragten in der Innenstadt, jedoch könnten sich weitere 40 Prozent vorstellen, dort zu arbeiten. Dies weist auf ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung neuer Büronutzungen hin.
Präferenz für eine Stadt der kurzen Wege: Die Befragten wünschen sich eine Innenstadt, die Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Erholung miteinander verbindet. Besonders wichtig sind dabei Grünflächen, fußgänger- und fahrradfreundliche Gestaltung sowie eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Wichtigkeit von Dachterrassen: Die Nutzung von Dachterrassen wird von den Innenstadtnutzern als besonders wichtig erachtet – sogar zwölf Prozent wichtiger als die Nutzung des Erdgeschosses. Bevorzugt werden Nutzgärten, Cafés mit Dachgärten und kleinteilige Gastronomie auf den Dächern.
Handlungsempfehlungen:
Entwicklung bedarfsgerechter Nutzungsmischungen: Die Rettung der Innenstädte sollte nicht allein auf den Einzelhandel fokussiert sein. Vielmehr ist die Schaffung eines ausgewogenen Nutzungsmixes erforderlich, der Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Erholung integriert.
Vermeidung unerwünschter Nutzungen: Die Nachnutzung von Leerständen sollte nicht um jeden Preis erfolgen. Nutzungen, die von den Bürgern nicht gewünscht sind, wie beispielsweise kleinteiliger, günstiger Einzelhandel, können die Akzeptanz des gesamten Gebäudes beeinträchtigen.
Integration von Wohnen erfordert starke Mixed-Use-Konzepte: Die Implementierung von Wohnnutzungen in der Innenstadt erfordert Konzepte, die das Zusammenspiel von Wohnen, Arbeiten und Freizeit ermöglichen. Dies beinhaltet auch die Schaffung entsprechender Büroflächen und flankierender Angebote.
Nutzung von Dachflächen als Potenzial: Die Gestaltung und Nutzung von Dachterrassen bieten ein bislang ungenutztes Potenzial zur Steigerung der Aufenthaltsqualität in Innenstädten.