Gelebte Mietpreisbremse: Mieten bei sozial orientierten Wohnungsunternehmen deutlich günstiger

Gelebte Mietpreisbremse: Mieten bei sozial orientierten Wohnungsunternehmen deutlich günstiger

Gelebte Mietpreisbremse: Mieten bei sozial orientierten Wohnungsunternehmen deutlich günstiger
Sozial orientierte Wohnungsunternehmen sind die gelebte Mietpreisbremse. Copyright: Vladey Meer auf Pixabay

Wer eine bezahlbare Wohnung sucht, sollte die sozial orientierten Wohnungsunternehmen im Blick haben. Denn die Mietangebote der Wohnungsunternehmen im GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und seinen Regionalverbänden, die überwiegend nicht auf Internet-Plattformen beworben werden, sind bis über ein Drittel günstiger als Inserate auf den gängigen Online-Vermietungsportalen.

Das zeigt die aktuelle Auswertung, die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführt hat. Dafür wurden die Erst- und Wiedervermietungsmieten der gängigen Online-Portale mit denen der GdW-Unternehmen verglichen. Die Ergebnisse...

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Über den GdW

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen.

Sie bewirtschaften sechs Millionen Wohnungen, in denen über 13 Millionen Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.

Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die im Zuge eines Mieterwechsels wiedervermietet werden, waren bei den GdW-Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 mit monatlich durchschnittlich 7,09 Euro pro Quadratmeter um 28 Prozent günstiger als vergleichbare Inserate auf Online-Vermietungsplattformen mit durchschnittlich 9,78 Euro pro Quadratmeter. Bei erstmals vermieteten Wohnungen in Neubauten waren die Wohnungsunternehmen im GdW mit durchschnittlich 9,51 Euro pro Quadratmeter um 24 Prozent preiswerter als die in Internetportalen inserierten Neubauwohnungen mit durchschnittlich 12,56 Euro pro Quadratmeter.

Am größten ist der Preisvorteil bei den sozial orientierten Wohnungsunternehmen in den großen kreisfreien Großstädten mit mindestens 500.000 Einwohnern. Dort waren die GdW-Mieten bei Wiedervermietung mit durchschnittlich 7,94 Euro pro Quadratmeter und Monat um 34 Prozent günstiger als die Portalmieten von durchschnittlich 12,07 Euro pro Quadratmeter. Noch deutlicher fällt der Unterschied in den Großstädten bei Erstvermietungen aus: Die GdW-Neubauwohnungen waren dort mit monatlich durchschnittlich 9,89 Euro pro Quadratmeter um ganze 36 Prozent preiswerter als die in Internetportalen angebotenen Wohnungen mit durchschnittlich 15,34 Euro pro Quadratmeter.

Mieten von GdW-Unternehmen im Vergleich zu in Vermietungsportalen aufgerufenen Mieten. Copyright: GdW
Mieten von GdW-Unternehmen im Vergleich zu in Vermietungsportalen aufgerufenen Mieten. Copyright: GdW

Bundesregierung muss bezahlbaren Wohnungsbau fördern

„Ob Wohnungsgenossenschaft, kommunales, privates oder kirchliches Wohnungsunternehmen – die Unternehmen in der GdW-Familie eint, dass sie in Deutschland die bezahlbarsten Wohnungen für alle Menschen bereitstellen“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. „Allerdings können auch die sozial orientierten Wohnungsunternehmen nicht zaubern: Die günstigen Angebotsmieten sind auch das Resultat einer über lange Jahre verlässlichen und auskömmlichen Förderpolitik für bezahlbaren Wohnungsbau. Damit hat die Bundesregierung im vergangenen Frühjahr gebrochen. Projekte des bezahlbaren Wohnungsbaus müssen seitdem reihenweise abgesagt werden, weil sie nicht mehr finanzierbar sind. Die Menschen in Deutschland werden also künftig deutlich schwieriger eine Wohnung finden und die Preise werden angesichts allseits explodierender Kosten ohne wirksames Fördersystem weiter nach oben gehen.“

Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ruft die Bundesregierung deshalb erneut mit Nachdruck dazu auf, angesichts der riesigen klimapolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen alle Hebel für bezahlbaren Wohnungsbau in Bewegung zu setzen.

Dazu gehören:

Mieten unter 13 Euro pro Quadratmeter und Monat sind im Neubau oder nach umfassender Modernisierung nur mit Förderung möglich. Die Kostenmieten bei Erstbezug lagen 2022 bei mindestens 14 Euro. Für Neubauten, die sich derzeit in der Planung befinden, müssen Kostenmieten von nicht unter 15 bis 18 Euro angesetzt werden.

Sozial orientierte Wohnungsunternehmen als gelebte Mietpreisbremse

Das Wohnungsangebot der GdW-Unternehmen wirkt aufgrund seines moderaten Mietniveaus vor allem in den stark nachgefragten Großstädten beruhigend auf die Entwicklung der Mietpreise. Insbesondere in den sogenannten Hotspots ist der Preisunterschied der GdW-Wohnungsunternehmen zu den Mieten von Online-Vermietungsplattformen eklatant:

Grafik: Wiedervermietung:

Wiedervermietungsmieten bei sozial orientierten Wohnungsunternehmen und Online-Portalen. Copyright: GdW
Copyright: GdW

Extrem deutlich ist der Abstand in München. Hier lagen die Wiedervermietungsmieten der GdW-Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 mit durchschnittlich 8,20 Euro pro Quadratmeter um 57 Prozent unter den Portalmieten von im Schnitt 19,10 Euro pro Quadratmeter. Die Erstvermietungsmieten der GdW-Unternehmen lagen in der bayerischen Landeshauptstadt mit 10,61 Euro pro Quadratmeter um 51 Prozent unterhalb der in Inseraten dargestellten Angebote von 21,60 Euro pro Quadratmeter.

In Hamburg lag die Wiedervermietungsmiete der GdW-Unternehmen mit durchschnittlich 7,82 Euro pro Quadratmeter um 40 Prozent unter den Portalmieten von im Schnitt 12,94 Euro pro Quadratmeter. Bei den Erstvermietungsmieten ist die Differenz in der Hansestadt noch größer: Die GdW-Neubaumieten erstmals vermieteter Wohnungen liegen mit 7,98 Euro pro Quadratmeter um 48 Prozent unter den Portalmieten von 15,28 Euro pro Quadratmeter.

„Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen können insbesondere in den Großstädten auch als die gelebte Mietpreisbremse bezeichnet werden.“ (Axel Gedaschko)

Auch in Köln ist die Differenz groß: Hier lagen die GdW-Wiedervermietungsmieten mit durchschnittlich 7,80 Euro pro Quadratmeter um 37 Prozent unter den Portalangeboten von im Schnitt 12,46 Euro pro Quadratmeter. Die Erstvermietungsmieten liegen hier bei den GdW-Unternehmen mit 9,64 Euro pro Quadratmeter um 34 Prozent unter den Portalmieten von 14,69 Euro pro Quadratmeter.

In der Bundeshauptstadt Berlin beträgt die Differenz zwischen den durchschnittlichen GdW-Wiedervermietungsmieten von 7,69 Euro pro Quadratmeter und den Portalmieten von 11,60 Euro pro Quadratmeter 34 Prozent. Ähnlich groß ist die Differenz mit 32 Prozent bei den Erstvermietungsmieten: Bei den GdW-Unternehmen liegen sie mit 10,98 Euro pro Quadratmeter um 32 Prozent unter den Portalmieten von 16,04 Euro pro Quadratmeter. 

Grafik: Erstvermietung Neubau:

Die Erstvermietungsmieten bei sozial orientierten Wohnungsunternehmen und Online-Portalen im Vergleich. Copyright: GdW
Copyright: GdW

Verzerrte Mietendiskussion

Die Diskussion um die Entwicklung der Mietpreise in Deutschland ist verzerrt, denn sie basiert bislang nahezu ausschließlich auf Angebotsmieten aus online veröffentlichten Inseraten. Diese spiegeln die allgemeine Mietpreisentwicklung aber nur unvollständig wider. Denn ein guter Teil der preisgünstigen Mietwohnungen in Deutschland wird neu vermietet, ohne dass diese in der Statistik sichtbar werden. Dazu zählt ein Großteil der Neuvermietungen der im GdW vertretenen Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften. Dazu Axel Gedaschko. „Bei der Beurteilung der Mietentwicklung, die sich aus Online-Inseraten speist, muss deshalb unbedingt berücksichtigt werden, dass diese eher höherpreisige Marktsegmente darstellt.“

Gerade in angespannten Märkten werden die Wohnungen preisgünstiger Anbieter kaum über Online-Plattformen vermittelt. Wohnungsgenossenschaften haben oft lange Wartelisten und die kommunalen Unternehmen können ihren Wohnungsbestand aufgrund der bei ihnen vorhandenen Preisvorteile oft ohne die Unterstützung kommerzieller Plattformen neu vermieten. Privatvermieter günstiger Wohnungen vermitteln diese zudem häufig über Empfehlungen unter der Hand.

Hohe Mieten drängen die Menschen aus den Städten: Eine aktuelle Auswertung von ImmoScout24 zeigt, wohin es die Menschen auf der Suche nach Wohnraum zieht: Mietinteressierte suchen vermehrt im Speckgürtel und Käufer zieht es in die ländlichen Regionen. 
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Hohe Mieten drängen die Menschen aus den Städten

Angebotsmieten in Berlin steigen um 27 Prozent innerhalb von drei Monaten: Laut immowelt sind die Mieten inserierter Berliner Wohnungen stärker gestiegen als anderswo. Stimmt das? Die Zahlen belegen das Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage sowie eine deutliche Ausweichbewegung, die durch Marktregulierung verursacht wird.
Berlin/Brandenburg / Berlin

Angebotsmieten in Berlin steigen um 27 Prozent innerhalb von drei Monaten

Steigendes Zinsniveau verschiebt Nachfrage von Kaufimmobilien in Richtung Miete: In Folge der steigenden Zinsen ist die Nachfrage nach Immobilien zum Kauf im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zuge legte die Nachfrage nach Immobilien zur Miete im Durchschnitt um 48 Prozent zu. Eine Analyse.
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Steigendes Zinsniveau verschiebt Nachfrage von Kaufimmobilien in Richtung Miete