Retail: „Outlets als neue Generation von Erlebnisorten“

Retail: „Outlets als neue Generation von Erlebnisorten“

Retail: „Outlets als neue Generation von Erlebnisorten“
Mit dem Malmö Designer Village entwickelt die Frey Gruppe Skandinaviens größtes Premium-Outlet. Quelle: Frey Gruppe

Mit der Übernahme des Designer Outlet Berlin setzt die FREY Gruppe ein deutliches Zeichen für ihre Expansion im europäischen Markt. CEO Antoine Frey erklärt im Gespräch, warum die Hauptstadtregion für ihn strategisch so bedeutsam ist, welche Erwartungen er an den deutschen Outlet-Markt hat und wie das Zusammenspiel von Marken, Nachhaltigkeit und Erlebnis das Erfolgsrezept einer neuen Generation von Handelsdestinationen bildet.

Agentur

IMMOBILIEN AKTUELL (IA): Was hat Sie zur Übernahme des Designer Outlet Berlin bewogen – und welche strategische Bedeutung hat dieser Standort für FREY in Deutschland?

Antoine Frey (AF): Das Designer Outlet Berlin ist ein außergewöhnlicher Standort. Es ist ein etablierter, erfolgreicher Standort mit exzellenter Verkehrsanbindung, einem starken Einzugsgebiet und hohem touristischem Potenzial. Für FREY ist es ein strategisches Investment, um unsere Präsenz im europäischen Markt signifikant auszubauen. Berlin steht für Dynamik, Internationalität und Markenvielfalt – ideale Voraussetzungen für eine hochwertige Outlet-Destination.

IA: Wie unterscheidet sich der deutsche Markt für Outlet-Konzepte aus Ihrer Sicht von anderen europäischen Märkten?

AF: Der deutsche Markt ist sehr markenbewusst, gleichzeitig aber preissensibel. Konsument*innen erwarten ein hochwertiges Einkaufserlebnis, starke Marken und transparente Angebote. Im Vergleich zu süd- oder osteuropäischen Märkten ist die Erwartungshaltung an Service und Nachhaltigkeit besonders hoch. Das Outlet wird nicht nur als Einkaufsort, sondern zunehmend als Freizeitdestination wahrgenommen.

IA: Welche Erwartungen haben Sie an die Entwicklung des Standorts Berlin – auch im Hinblick auf Frequenz, touristisches Potenzial und Markenvielfalt?

AF: Wir sehen erhebliches Wachstumspotenzial, sowohl bei der Frequenz als auch bei der Aufenthaltsdauer und beim durchschnittlichen Warenkorb. Berlin zieht internationale Besucher*innen an, und wir wollen gezielt das touristische Segment ausbauen. Markenvielfalt und -tiefe werden weiter gestärkt, mit einem Fokus auf Premium- und Lifestyle-Labels.

IA: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im deutschen Einzelhandelsumfeld – und wie reagieren Kundinnen und Kunden hierzulande auf Ihre ökologischen Maßnahmen?

AF: Nachhaltigkeit ist kein „Add-on“ mehr, sondern ein Muss – insbesondere im deutschen Markt. Verbraucher*innen honorieren konsequente ökologische Konzepte, etwa beim Bau, beim Energiemanagement oder bei nachhaltigen Mietermodellen. Auch das Interesse an Second-Life-Angeboten oder zirkulären Konzepten wächst deutlich.

IA: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit kommunalen Akteuren und Behörden in Deutschland – und was hat in Berlin besonders gut funktioniert?

AF: Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und kommunalen Akteuren ist entscheidend für das Designer Outlet Berlin, primär, wenn es um nachhaltige Maßnahmen, Verkehrsanbindung, Infrastruktur und zirkuläre Projekte geht. Diese Kooperationen stärken nicht nur die ökologische Ausrichtung des Outlets, sondern fördern auch die regionale Vernetzung und Akzeptanz bei Bürger*innen und Verwaltung.

IA: Gibt es bestimmte Erkenntnisse oder Erfolgsfaktoren aus Berlin, die Sie gezielt in andere Projekte wie Malmö übertragen?

AF: Ja – zum Beispiel die Relevanz kuratierter Markenwelten, smarter Besucherlenkung und flexibler Flächenkonzepte. Auch die Verzahnung von Handel, Gastronomie und Freizeitangeboten hat sich als entscheidend erwiesen. Diese Learnings fließen direkt in die Entwicklung von Malmö ein – angepasst an die lokalen Bedürfnisse und kulturellen Besonderheiten.

IA: Mit der Expansion nach Berlin und Malmö stärken Sie Ihre Präsenz in zwei wirtschaftsstarken Metropolregionen. Warum gerade diese beiden Standorte?

AF: Berlin und Malmö stehen für zwei sehr unterschiedliche, aber zukunftsorientierte Märkte. Berlin bietet als Hauptstadtregion enorme Strahlkraft, sowohl für Konsument*innen als auch für Marken. Malmö wiederum liegt im Zentrum einer der dynamischsten Regionen Skandinaviens, mit starker Kaufkraft und hoher Lebensqualität. Beide Projekte ergänzen sich strategisch.

IA: Welche Rolle spielt ROS Retail Outlet Shopping als Plattform für Ihre europäische Wachstumsstrategie?

AF: ROS Retail Outlet Shopping ist für uns eine solide und erfahrene Struktur innerhalb von FREY, die optimal zu unseren Ambitionen im Premium-Outlet-Segment passt. Besonders wichtig ist für uns die Kombination aus starker lokaler Verankerung und internationaler Expertise, genau das bringt ROS mit. Diese Mischung ist für unsere Standorte essenziell, vor allem wenn es um Markenakquise, Center-Management und digitales Marketing geht. 

IA: Das Malmö Designer Village entsteht auf der grünen Wiese, das Berliner Projekt ist ein etablierter Standort. Was reizt Sie jeweils an diesen unterschiedlichen Ausgangslagen?

AF: In Malmö können wir ein völlig neues Format für Outlets entwickeln – frei in Architektur, Konzept und Ausrichtung. In Berlin arbeiten wir mit einem etablierten Standort, den wir behutsam weiterentwickeln und zukunftsfähig machen. Beide Ausgangslagen sind herausfordernd, aber auf ganz unterschiedliche Weise spannend.

IA: Skandinavien gilt als anspruchsvoller Markt – mit hohem Fokus auf Design, Nachhaltigkeit und Lebensqualität. Wie begegnen Sie diesen Erwartungen mit Ihrem Projekt in Malmö?

AF: Wir begegnen diesen Erwartungen mit einem klaren Fokus auf Qualität, Architektur und Nachhaltigkeit. Das Malmö Designer Village wird ein Ort, an dem man gerne Zeit verbringt, mit viel Grün, offener Architektur und einem hochwertigen Markenmix. Es wird kein gewöhnliches Outlet, sondern ein Ort mit Charakter, inspiriert von skandinavischen Werten und gestaltet für ein zeitgemäßes Einkaufserlebnis.

IA: Sie sprechen von einem neuen Typ Handelsort – offen, grün, kuratiert. Wie definieren Sie diese neue Generation von Outlet-Destinationen?

AF: Diese neue Generation geht über den reinen Konsum hinaus. Sie verbindet Shopping mit Erlebnis, Natur, Gastronomie und Kultur. Wir schaffen Orte, an denen man gerne Zeit verbringt, mit hoher architektonischer Qualität, klarer Besucherführung und vielfältigen Services. Kuratierung heißt für uns: die richtigen Marken, in der richtigen Umgebung, zur richtigen Zeit.

IA: Wie wichtig ist die Gastronomie – etwa die Food Hall in Malmö – im Gesamtverständnis Ihrer Standorte als Orte des Verweilens?

AF: Sehr wichtig. Gastronomie ist nicht nur Frequenzbringer, sondern zentraler Bestandteil des Gesamterlebnisses. Die Food Hall in Malmö wird regionale und internationale Konzepte verbinden und damit eine Verbindung zwischen Shopping, Genuss und sozialem Austausch bilden. Sie ist integraler Teil unserer Vision eines multifunktionalen, lebendigen Ortes.

IA: Welche Anforderungen stellen internationale Marken an eine Premium-Outlet-Destination heute – und wie gelingt es Ihnen, diese Marken dauerhaft zu binden?

AF: Marken erwarten heute ein professionelles Umfeld, starke Besucherzahlen, passgenaue Flächenlösungen und datenbasiertes Center-Management. Wir bieten genau das, kombiniert mit einem hochwertigen architektonischen Rahmen und einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive. Langfristige Bindung entsteht durch Vertrauen, Transparenz und messbaren Erfolg.

IA: Wie sehen Sie die Zukunft des stationären Handels in Europa – insbesondere im Bereich der Outlets?

AF: Ich bin überzeugt, Outlets gehören zu den Gewinnern im stationären Handel und werden es auch bleiben. Sie bieten Marken einen kontrollierten Absatzkanal und Kund*innen ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis, gepaart mit einem echten Einkaufserlebnis. Gerade im Vergleich zu klassischen Handelsformaten sehen wir bei gut positionierten Outlet-Destinationen stabile bis wachsende Besucherzahlen. Entscheidend ist, dass wir über den reinen Verkauf hinausdenken. Die Menschen erwarten heute Wohlfühlatmosphäre, gute Gastronomie und ein inspirierendes Umfeld. Der stationäre Handel hat dann eine Zukunft, wenn er Erlebnisse schafft, genau darauf setzen wir bei all unseren Projekten.

IA: In welchen europäischen Regionen sehen Sie noch weiteres Wachstumspotenzial für FREY?

AF: Wir prüfen kontinuierlich Chancen in ganz Europa und bleiben offen für jedes Projekt mit großem Potenzial.

IA: Wenn Sie zehn Jahre in die Zukunft blicken – wie viele solcher Destinationen wird FREY dann in Europa betreiben? Und welche Vision verfolgen Sie dabei langfristig?

AF: In zehn Jahren sehen wir FREY als einen führenden Entwickler und Betreiber einer neuen Generation von Shopping-Destinationen in Europa. Unsere Vision ist klar: Wir schaffen Orte, die mehr sind als Einkaufszentren – sie sind ein fester Bestandteil im Leben der Menschen.