Frauen in der Immobilienwirtschaft: „Frauenförderung muss als Unternehmensziel verankert sein“

Frauen in der Immobilienwirtschaft: „Frauenförderung muss als Unternehmensziel verankert sein“

Frauen in der Immobilienwirtschaft: „Frauenförderung muss als Unternehmensziel verankert sein“
Katrin Williams Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft hat die Studie "Weibliche Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft" aufgelegt. Copyright: Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.

Der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft hat eine Studie aufgelegt, die belegt, was augenscheinlich ist: Nur jede fünfte Leitungsposition ist in weiblicher Hand, im Topmanagement sogar nur jede zehnte. Und: Ein Beispiel aus der Branche zeigt, wie sich daran etwas ändern könnte.

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Das europäische Immobilienunternehmen Covivio beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema: Chancengleichheit. Die Besetzung zentraler Fach- sowie Führungspositionen mit Frauen in der ersten und zweiten Führungsebene ist dabei ein wichtiger Schritt. Dazu wurde bereits 2018 ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen.

Elf Prozent Frauen auf Top-Management-Ebene in der Immobilienwirtschaft

Dass solche Aktivitäten notwendig sind, untermalt eine aktuelle Studie des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft, die – passend zum Klischee – natürlich am Weltfrauentag veröffentlicht wird. Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende des Vereins, sieht „ein eklatantes Ungleichgewicht, das sich nicht wegdiskutieren lässt“. Was im mittleren Management noch halbwegs ausgeglichen ist, kann im Top-Management als Unausgewogenheit bezeichnet werden: Ganze elf Prozent beträgt da der Frauenanteil. Unternehmen würden damit zum einen qualifizierte Fachkräfte, zum anderen Potenzial hinsichtlich Profitabilität und Innovationskraft verschenken.

Grafik: Frauenanteil in Führungspositionen in der Immobilienwirtschaft

„Der Einbruch des Frauenanteils zwischen mittlerer Führungsebene und Top-Management widerlegt das gängige Klischee, dass es schlichtweg nicht genug geeignete Frauen für Führungspositionen gäbe“, so Katrin Williams. Die globale Deloitte-Studie „Women in the boardroom“ unterstreicht, dass eine auf den ersten Blick unsichtbare, aber wirksame Barriere den gleichberechtigten Aufstieg hochqualifizierter Frauen in die höchsten Führungsebenen immer noch bremst. Zwar haben Unternehmen und Regulatoren in den letzten Jahren stetig daran gearbeitet, diese Barriere durchlässiger zu machen, dennoch vollzieht sich der Wandel nach wie vor zu langsam. So würde es bei der aktuellen Zuwachsrate des Frauenanteils bis 2041 dauern, in Aufsichtsräten und Vorständen Parität zwischen Frauen und Männern zu erreichen. Immerhin hat sich diese Zeitspanne gegenüber 2019 deutlich verkürzt. Damals war das projizierte Datum noch 2052.

Mehr Frauen in Führung bringen

Die Initiative FRAUEN !N FÜHRUNG (F!F) gibt – ebenfalls aus Anlass des Weltfrauentages – eine Studie heraus: „Mehr Frauen in Führung in der deutschen Immobilienwirtschaft – Wie gelingt der Wandel?“ Die Schirmherrschaft der Initiative hat die neue Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Anja Hajduk, übernommen. Anne Tischer, Vorsitzende des F!F, sieht das als „klares politisches Signal an die Branche, mehr Frauen in ihre Führungsebenen zu bringen“. Anja Hajduk wiederum betont, dass „Frauen elementar für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort Deutschland“ sind. „Dennoch verdienen Frauen trotz gleicher Qualifikationen oft weniger als Männer, sind – im Vergleich zu ihnen – seltener in Top-Positionen und leiten oder gründen seltener ein Unternehmen.“

Kurz & kompakt: Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft

Die Mischung machts!

Dass eine Mixtur in Teams sehr sinnvoll ist, davon ist Katrin Williams überzeugt: „Zahlreiche Studien haben belegt, dass es gemischtgeschlechtlichen Führungsteams besser gelingt, Risiken zu senken und nachhaltige Erfolge für ihr Unternehmen zu erzielen.“ Ein Beispiel: Bei einer Analyse der Top 100 der an der Börse notierten Unternehmen in Deutschland fand die Boston Consulting Group heraus, dass diverse Führungsteams eine neun Prozent höhere Gewinnmarge und einen 20 Prozent höheren Umsatzanteil als homogene Führungsteams erzielten. „Hier ergänzen sich die verschiedenen Fähigkeiten und Stile von Männern und Frauen zu Gunsten des Unternehmens. Diese Tatsache zu ignorieren, ist keine verantwortungsvolle Unternehmensführung“, so Katrin Williams.

Sie fordert nun für die Immobilienbranche ein Bündel an Maßnahmen: „Frauenförderung muss als Unternehmensziel in der Unternehmensstrategie verankert, mit klaren Zielvorgaben versehen und konsequent umgesetzt werden. Zudem bedarf es eines Wandels der Unternehmenskultur, unter anderem mit unternehmensinternen Förder- und Mentoringprogrammen, flexibleren Arbeitszeitmodellen und Vorbildern auf den Führungsebenen der Unternehmen. Die Zeit für Sonntagsreden ist vorbei!“

Das anfangs bereits erwähnte Unternehmen Covivio setzt genau das um. An dem Mentoring-Programm Ex-Aequo, das jeweils zwölf Monate läuft, nahmen bisher 35 Covivio-Mitarbeiterinnen europaweit teil, davon allein 28 aus Deutschland. Ziel ist es, die persönliche wie auch die unternehmensinterne Entwicklung der Teilnehmerinnen zu stärken. Zusätzlich zum Mentoring-Programm führt Covivio eine Reihe von Maßnahmen zur Sensibilisierung des Teams für das Thema Gleichstellung der Geschlechter ein, wozu beispielsweise Umfragen und verschiedene Informationsangebote gehören. Dr. Daniel Frey, CEO von Covivio in Deutschland, sagt: „Der Frauenanteil in Führungspositionen liegt im Bundesdurchschnitt bei rund 28 Prozent und bei Covivio in Deutschland streben wir eine deutlich höhere Quote an. Das Programm Ex-Aequo ist ein wichtiger Baustein, um unsere Führungsebene mit starken Frauen aus den eigenen Reihen zu besetzen.“

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