Die zweitägige Veranstaltung ist der Auftakt für NEW bauhaus 2026 in Thüringen. Mehr als 300 Gäste aus Architektur, Bauwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur verfolgten die VISIONALE in der congress centrum weimarhalle.
Das zweitägige Forum eröffnete den Dialog über die Zukunft von Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung – und schlug zugleich eine Brücke zwischen der historischen Bauhaus-Tradition und NEW bauhaus. NEW bauhaus knüpft an die Ideen des historischen Bauhauses an und überträgt sie in die Herausforderungen der Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen Fragen des Bauens und der Stadtentwicklung unter den Bedingungen von Klimawandel, Digitalisierung und Transformation. Dabei verfolgt es einen interdisziplinären Ansatz: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft werden miteinander vernetzt, um neue Perspektiven zu entwickeln. Wichtig ist, dass es nicht bei theoretischen Konzepten bleibt – die Impulse sollen auch in die Praxis einfließen und konkrete Projekte anstoßen. Damit versteht sich das NEW bauhaus als Brücke zwischen Tradition und Zukunft, zwischen regionaler Verankerung und europäischem Diskurs.
Inhaltlich standen an beiden Tagen die zentralen Herausforderungen unserer Zeit im Fokus: klimaneutrales und bezahlbares Bauen, Digitalisierung, Ressourcenschonung und die Neuordnung urbaner und ländlicher Räume. Internationale Gäste brachten dabei Impulse ebenso ein wie deutsche Spitzenvertreter aus der Immobilienbranche und der Politik.
Pernille Weiss-Ehler, Mitglied des Kabinetts für Umwelt, Wasserresilienz und wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft der Europäischen Kommission, plädierte für ein Zusammenbringen aller Ressourcen in der Europäischen Kommission und sagte dazu: „Wir müssen die vorhandenen Werkzeuge nutzbar machen. Zu oft gibt es gute Lösungen, die in der Praxis scheitern. NEW bauhaus soll auch zeigen, wie wir solche Ansätze tatsächlich umsetzen können.“ Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur und von Anfang Teil des NEW bauhaus-Präsidiums, plädierte dafür, vom Bestand aus zu denken. Peter Hu?bner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, sagte in einem Panel: „Das Format von NEW bauhaus ist genial – wenn wir den Mut haben, anders heranzugehen, kann daraus wirklich Großes entstehen.“ Friedbert Greif, Geschäftsführender Partner des internationalen Planungsbüro AS+P, formulierte es wie folgt: „Der Auftakt in Weimar hat das Gefühl gegeben, dass man hier eine Plattform generieren kann für die Zukunft, um sich über Planung und Bau auszutauschen und vielleicht auch zu streiten.“
Prof. Werner Sobek von der Werner Sobek AG, zudem Architekt und Vordenker der Immobilienbranche, verwies darauf, dass nachhaltige Bauen kein bautechnisches Problem sei, sondern ein soziologisches. Internationales Flair brachte Matthias Hollwich bei NEW bauhaus ein und fragte in seinem Vortrag, der sich mit der Anwendung von Künstlicher Intelligenz beschäftigte: Götterdämmerung der Architektur? Der extra aus New York eingeflogene Star-Architekt gab direkt die Antwort: „Es ist keine Götterdämmerung, sondern ein Aufbruch.“
Der zweite Tag begann mit dem „Denkfrühstück“ in der Denkwerkstatt. Im Mittelpunkt standen Fragen nach dem Neuen als Herausforderung, nach Disruption im Alltag und nach der Rolle von Utopien für die Stadtentwicklung. Den Abschluss bildete Paul Josef Baumann mit einem Impuls zum „Urban Utopia Festival“.
„Thüringen ist Bauhaus-Land und NEW bauhaus eröffnet neue Möglichkeiten, um den Freistaat als Impulsgeber für neue Ideen, ja als Ideenschmiede für die Zukunft sichtbar zu machen. In Thüringen wurde das Bauhaus gegründet - eine der maßgeblichen Bewegungen der Klassischen Moderne. Und wie schon in den 1920er Jahren können wir mit NEW bauhaus heute wieder Vorreiter sein - in Deutschland und weit darüber hinaus“, sagte zum Auftakt Thüringens Ministerpräsident Prof. Dr. Mario Voigt. „Wir haben eine außergewöhnlich hohe Dichte an Kulturorten, Hochschulen und kreativen Netzwerken. Vier Universitäten, vier Fachhochschulen, eine Kunsthochschule und weitere Einrichtungen bilden zusammen mit über 100 Hidden Champions eine Unternehmens- und Wissenschaftslandschaft, die einen Nährboden für Innovationen bedeutet." In einem kleinen, gut vernetzten Freistaat lassen sich neue Konzepte leichter erproben und dann auf größere Reichweite übertragen, so der Politiker. „Gerade angesichts des demografischen Wandels brauchen wir diesen Mut zum Neudenken.“
Der Thüringer Minister für Digitales und Infrastruktur, Steffen Schütz, hat im Rahmen der VISIONALE am zweiten Tag zu einem Holzbau-Dialog geladen. Der Dialog hatte das Ziel, durch die direkte Vernetzung von Praxis und Politik konkrete Hemmnisse abzuräumen und Thüringen zu einem der führenden Holzbauländer zu machen. Priorität bei dem Dialog war die Überlegung, wie der Holzbau in der Praxis mit konkreten Bauprojekten in Thüringen gestärkt werden kann und welche Maßnahmen dafür ergriffen werden müssen.
Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt, zog ein durchweg positives Fazit: „Mit der VISIONALE ist es gelungen, einen neuen Ort des Austauschs zu schaffen, an dem unterschiedliche Disziplinen miteinander ins Gespräch kommen. Die Resonanz der Gäste zeigt, dass dieses Forum eine wichtige Lücke füllt. Wir werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen und die VISIONALE am 16. und 17. November 2026 in Weimar fortführen.“
Der erste Veranstaltungstag endete mit einem Höhepunkt: Einer eigens inszenierten Lasershow, die visuell die Verbindung von Bauhaus-Geschichte und den Leitgedanken von NEW bauhaus herstellte. Die eindrucksvolle Inszenierung machte deutlich, wie sehr Gestaltungsfragen gestern wie heute im Zentrum gesellschaftlicher Entwicklungen stehen.
Die VISIONALE 2025 markierte damit den Auftakt für ein langfristig angelegtes Format, das Thüringen als Bauhaus-Land in den Mittelpunkt rückt und zugleich die europäische Dimension des NEW bauhaus sichtbar macht.