Wohnhochhäuser als urbane Wohnform der Zukunft?

Wohnhochhäuser als urbane Wohnform der Zukunft?

Wohnhochhäuser als urbane Wohnform der Zukunft?

Wohnhochhäuser waren lange unpopulär und standen eher weniger im Fokus der deutschen Wohnwirtschaft. Doch Flächenknappheit, Bevölkerungswachstum und der aus Nordamerika und Asien herüberschwappende Trend zum vertikalen Wohnen bringen Wolkenkratzer wieder verstärkt in die Metropolen. Was die Wohnform noch attraktiv macht...

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Wohnhochhäuser waren lange Zeit unpopulär und standen nicht im Fokus der deutschen Wohnungswirtschaft. Im Gegensatz zu Nordamerika und Asien, wo das Konzept vom vertikalem Wohnen seit rund 100 Jahren großflächig umgesetzt, wird, spielte das Wohnhochhaus als urbane Wohnform in den deutschen Großstädten lange Zeit keine Rolle.

Mit dem stetigen Bevölkerungswachstum, der Flächenknappheit in zahlreichen Metropolen und dem Trend zu alternativen Wohnformen sind die Wolkenkratzer seit einigen Jahren in den Fokus der medialen Berichterstattung gerückt. Gerade in zentralen Lagen von Metropolen scheinen sie das passende Produkt zu sein, um verschiedene Zielgruppen von geringen bis sehr hohen Einkommensklassen anzusprechen. Auch wenn in einzelnen Großstädten wie Frankfurt am Main inzwischen die ersten Übersättigungstendenzen spürbar sind, dürften Wohntürme auch in den nächsten Jahren den Wohnungsmarkt in den deutschen Metropolen prägen.

Über 30 neue Wohnhochhäuser in Deutschland in der Pipeline

Laut einer Studie von bulwiengesa sind im Zeitraum 2012 bis 2020 in den deutschen A- und B-Städten 11.467 Wohnungen in 78 Wohnhochhäusern entstanden. Auf die A-Metropolen sind dabei 66 Projekte mit 10.299 Wohnungen entfallen. Vor dem Hintergrund der geplanten Projekte bis 2023 fällt auch die Prognose vielversprechend aus. Im Zeitraum zwischen 2014 und 2023 sollen über 30 neue Wohntürme errichtet werden, heißt es in einer Studie von Catella Research. Allerdings würden sich manche Städte bewusst von sehr hohen Häusern wie in Frankfurt am Main oder Berlin distanzieren. Sowohl in München als auch in Köln bekommen solche Bauwerke aus unterschiedlichen Gründen keine Genehmigung.

Früher Brennpunkte, heute Mittelpunkt von urbanen Quartieren: Wohnhochhäuser

Wurden Wohnhochhäuser der 1980er Jahre, die vornehmlich in Vororten errichtet wurden und sich oft zu sozialen Brennpunkten entwickelten, als Auslaufmodell betrachtet, sind die der neuen Generation wieder attraktiv, ist der Catella-Studie zu entnehmen: Sie heißen jetzt Residential Skyscraper, liegen zumeist zentral vor allem in den deutschen Top-Metropolen Berlin, Frankfurt am Main und Hamburg und zeichnen sich in der Regel durch eine gemischte Nutzung aus. Zudem wird bei der neuen Generation der Fokus auf die Belebung des Wohnturmes und des umliegenden Viertels gelegt. Diese kann beispielsweise darin bestehen, dass in den unteren Geschossen Einzelhandel oder Gastronomie integriert werden, was sowohl die Bewohner als auch jene der umliegenden Gebäude zum Austausch anregen soll.

Da sich die Wohntürme vornehmlich in erstklassigen Lagen befinden, sind diese größtenteils sehr luxuriös ausgestaltet und zielen eher auf vermögende Bevölkerungsschichten ab, was sich auch an der hohen Durchschnittsmiete beziehungsweise dem Kaufpreis zeigt: Die Mieten liegen laut Catella zwischen 18 Euro pro Quadratmeter in Stuttgart und 27 Euro pro Quadratmeter in Berlin. Bei den Kaufpreisen stehen bis zu 9.500 Euro pro Quadratmeter in der Hamburger Hafencity (Cinnamon Tower) zu Buche, Tendenz steigend.

Frankfurt am Main weiterhin Trendsetter im Wohnhochhausbau

Im fünfstelligen Bereich bewegen sich auch die Kaufpreise für das Hochhausquartier FOUR in der Frankfurter Innenstadt. Mehr als drei Jahre vor der geplanten Fertigstellung hat der Frankfurter Projektentwickler Groß & Partner jetzt mit dem Verkauf von 242 Eigentumswohnungen in den vier unterschiedlich hohen Hochhäusern begonnen, die in einem 120 Meter hohen Turm mit 30 Obergeschossen Platz finden. Gemäß des Hochhausrahmenplanes der Stadt Frankfurt am Main, der im Jahr 2000 aufgestellt wurde und gerade fortgeschrieben wird, soll die Skyline von „Mainhattan“ an verschiedenen Standorten weiterwachsen – um Wohnviertel und Parks herum und in Clustern, damit die Stadt keine Zersiedelung erfährt. Bei der Fortschreibung des Rahmenplanes will die Verwaltung künftig darauf achten, dass zum einen öffentlich geförderte Wohnungen in den Sockeln der Hochhäuser entstehen und zum anderen genau schauen, wo neue Gebäude Genehmigungen finden.

Zudem werden laut Planungsdezernent Mike Joseph keine Hochhäuser mehr in den bestehenden Stadtteilen entwickelt. Die Zurückhaltung bei der Genehmigung neuer Wohntürme dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass diese keine Entlastung für den Wohnungsmarkt darstellen, sondern vornehmlich auswärtigen Investoren als Kapitalanlage dienen. Darüber hinaus könnten sich manche Erwartungen privater Kapitalanleger hinsichtlich der Vermietbarkeit ihrer Hochhauswohnungen als zu optimistisch herausstellen. Insbesondere im Premiumbereich, wo Mieten oberhalb von 25 Euro pro Quadratmeter die Regel sind, soll es mit Blick auf das steigende Angebot zunehmend schwerer geworden sein, Mieter zu finden.

Gleichwohl kommen nach Schätzungen des Maklerhauses Colliers bis zu 2.000 Hochhauswohnungen in den nächsten zwei bis drei Jahren auf den Markt. Obwohl sie im Schnitt für mehr als 10.000 Euro pro Quadratmeter angeboten werden, hätten die Investoren bislang kaum Probleme, Käufer zu finden. Das dürfte mit dem Interesse und dem Standing Frankfurts als eines der führenden internationalen Finanzzentren zu tun haben. Es bleibt zu hoffen, dass diese Häuser sich mit Leben füllen.

Copyright Aufmacherfoto: David Mark auf Pixabay

 

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