BRAND.VIER in Eberswalde: Sanierungsvorhaben der Superlative

BRAND.VIER in Eberswalde: Sanierungsvorhaben der Superlative

BRAND.VIER in Eberswalde: Sanierungsvorhaben der Superlative
Dieses Neubaugebiet wird im Zuge des Projektes BRAND.VIER saniert. Für die ersten Fortschritte gab es schon erste Preise. Bildquelle: (links) 1893 eG; (rechts) BBU / Schubert

Die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG. will bis 2030 insgesamt 27 Plattenbau-Wohnblöcke im Brandenburgischen Viertel umfassend sanieren. Die ersten beiden Etappen des größten Sanierungsvorhabens der Stadt sind mit Bravour geschafft. Der dritte Aktionsraum ist in Arbeit.

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Eberswalde hat eine ziemlich berühmte Marke: Die Eberswalder Würstchen sagen vielen etwas, zumindest im ehemaligen Ostteil der Republik. Doch die Stadt hat noch eine zweite Marke, die aufhorchen lässt: Boomtown Eberswalde. Unter dieser Marke wirbt die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG. für ihre frisch sanierten Wohnungen im Brandenburgischen Viertel im Rahmen des Großprojektes Brand.Vier. Es umfasst die Sanierung von insgesamt 27 Plattenbauten, die bis 2030 auf modernen Wohnstandard gebracht werden sollen. Die Genossen haben mit ihrer marketingbegleiteten Sanierungsstrategie Erfolg: Alle bislang fertiggestellten Wohnungen sind vermietet.

Der Umbau und die Aufwertung sind ein Kraftakt: Zum einen ist die Baumaßnahme selbst zu bewältigen und zum anderen der Ruf des Viertel ins Positive zu drehen. Denn beim Brandenburgischen Viertel handelt es sich um ein typisches DDR-Neubauquartier auf einem 82 Hektar großen Areal. Zwischen 1977 und 1989 wurden in vier Bauabschnitten 6.000 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen errichtet, vor allem auch für die Mitarbeiter des riesigen Schlacht- und Verarbeitungskombinates Eberswalde, das die berühmten Würstchen produzierte. Laut IHK Ostbrandenburg war es mit seinen 3.000 Mitarbeitern der größte und modernste Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Europas.

Enormer Leerstand: Brandenburger Viertel in Eberswalde drohte der Abriss

Rund 10.000 Menschen wohnten 1992 dort und damit rund 20 Prozent aller Einwohner. Viele zogen in den folgenden Jahren aus dem Neubauviertel am westlichen Stadtrand weg. Der Leerstand war in der Folge erheblich. Im Rahmen des Stadtumbaus wurde ein Teil der Plattenbauten rückgebaut. Der Abriss im Brandenburgischen Viertel machte 66 Prozent des gesamten Rückbaus in der Stadt aus. Vorstandsmitglied Guido Niehaus betonte: „2017 haben wir den Prozess zur Wiederbelebung des Viertels angeschoben. Damals stand es kurz vor dem Abriss.“ 

Zuzugspotenzial durch besseres Image 

Das Viertel zählte viele Jahre zu den unbeliebten Ecken von Eberswalde. Und das sollte sich langfristig ändern. Denn es hat Zuzugspotenzial. Im Grunde ist alles da: Wohnungen, soziale Infrastruktur und Freiraum. Die Stadt Eberswalde und das Land Brandenburg haben daher 2020 mit der Genossenschaft für die Sanierung eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die erst einmal fünf Jahre gilt. Für die Sanierung der ersten elf Blöcke mit insgesamt 468 Wohnungen werden 57 Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt: 52 Millionen aus der Wohnraumförderung und fünf Millionen aus der Städtebauförderung.

Die Genossen wollen mit dem Vorhaben dem Areal gleichzeitig ein neues Image geben, das gutes Wohnen, Sicherheit und einen Wohlfühlfaktor umfasst. Ihre Vision ist ein lebens- und liebenswertes Viertel. Sie warben mit witzigen Sprüchen wie „Der Lack ist ab. Wissen wir. Wir arbeiten dran.“ Und Vorstandsmitglied Volker Klich erklärte: „Im Mittelpunkt von BRAND.VIER steht und stand immer die Nachbarschaft und das Wir-Gefühl.“

Das Gesamtpaket des Sanierungsprojektes BRAND.VIER kommt an

Die ersten sanierten Wohnungen in der Havelländer Straße der neuen Boomtown waren bereits vor Fertigstellung vermietet. Inzwischen sind auch 168 Wohnungen im sogenannten Aktionsraum Cottbus fertig. Dabei handelt es sich um vier Fünfgeschosser vom Typ P2, dem Schwedter Typ, in der Cottbusser Straße 1 bis 23, sowie der Spreewaldstraße 21 bis 29. Die Zwei steht für einen Block mit zwei Aufgängen. Im Zuge der Sanierung wurden aus 17 Eingängen neun und 17 Aufzüge eingebaut. Die Wohnungen gelten damit als barrierearm.

Der Cottbusser Architekt Frank Zimmermann und sein Team haben für 75 Wohnungen neue Grundrisse entworfen. Das Angebot umfasst damit jetzt Ein- bis Sechs-Zimmer-Wohnungen mit 26 verschiedenen Grundrissen. Neun Wohnungen sind sogar behindertengerecht ausgestattet. Statt der fensterlosen Standard-Nasszelle als Bad, gibt es jetzt auch Wohnungen mit Bad en suite, also Bädern, die direkt vom Schlafzimmer zugänglich sind: ein Novum in Eberswalder Plattenbauten.

Die Betonfassaden der Plattenbauten waren einst mit Klinkerbändern aufgelockert. Klinker findet sich jetzt als identitätsstiftendes Merkmal an Treppenstufen und im Erdgeschoss wieder. Vier Künstler und Künstlerinnen waren an der Gestaltung der Häuser beteiligt. Um Identität und Begegnung zu ermöglichen, also die Nachbarschaft zu fördern, verfügt jedes der vier Häuser über einen Gemeinschaftraum.

28 Prozent der Wohnungen im BRAND.VIER sind mietpreis- oder belegungsgebunden

Die Genossenschaft Eberswalde 1893 eG nennt ihr neues Angebot nicht einfach Wohnungen: Die Marketing-Experten haben den Begriff Wohnungskollektion kreiert und getreu der Boomtown-Kampagne im Aktionsraum Cottbus heißt sie Galaxy Edition. Aufgrund der Kooperationsvereinbarung sind 28 Prozent der Wohnungen nach der Sanierung mietpreis- oder belegungsgebunden und gehen daher nur an Mieter mit Wohnberechtigungsschein (WBS). Die Mietpreise bei den frei verfügbaren Wohnungen lagen im Aktionsraum Cottbus zwischen sieben und acht Euro. Doch frei verfügbare Wohnungen gibt es derzeit nicht.

Im Herbst 2022 hat die Genossenschaft damit begonnen, im Quartier Oderbruch des Brandenburgischen Viertels fünf Plattenbauten vom Typ P1 umzukrempeln. Der P1-Typ hat kein Treppenauge wie der P2-Typ, um Aufzüge nachzurüsten. Deshalb musste eine andere Lösung gefunden werden, um zumindest für 60 Prozent der Wohnungen Aufzüge zu installieren. Frank Zimmermann und sein Team fanden mit Laubengängen einen Kniff, über die der Rest der Wohnungen erreichbar ist. Die Laubengänge sind gleichzeitig als Kommunikationsräume gedacht.

Insgesamt entstehen 174 Zwei-bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Bei rund der Hälfte werden die Grundrisse verändert. Darunter auch einige, bei denen Küche, Essplatz und Wohnzimmer offen gestaltet sind und der Blick durch die ganze Wohnung reicht. Eine Neuheit im Viertel werden die Erdgeschosswohnungen mit Mietergärten sein. Die Häuser sollen im September 2023 bezugsfertig sein und die Vermietung bereits Anfang des Jahres beginnen. Danach werden dann Schritt für Schritt die Quartiere Barnim, Prenzlau, Chorin und Lausitz in Angriff genommen.

Immobilienpreis 2020 und Qualitätssiegel für das Sanierungsprojekt in Eberswalde

Für die Kampagne und für die Sanierung der ersten 42 Wohnungen in der Havelländer Straße ist die Genossenschaft zweifach ausgezeichnet worden. Sie erhielt für die Boomtown-Marketingstrategie den Immobilienpreis 2020 und in diesem Jahr das Qualitätssiegel Gewohnt gut des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU).

BBU-Vorständin Maren Kern begründete die Auszeichnung so: „Die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG. hat mit diesem Projekt generationengerechten Wohnraum geschaffen, der wegen seiner modernen Grundrisse, Barrierearmut und gemeinschaftlichen Angeboten sehr gefragt ist. Nicht zuletzt durch das innovative Projekt-Marketing und die künstlerische Gestaltung der Eingangsbereiche ist es der 1893 gelungen, dem BRAND.VIER-Quartier ein neues, genossenschaftliches Gesicht zu geben. Damit hat sich die Genossenschaft auch in ganz besonderer Weise um Eberswalde und seine Zukunft verdient gemacht.“

Zur Projekt-Website

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