Dresdner Hochhaus: Ein Klotz für die Gemüter

Dresdner Hochhaus: Ein Klotz für die Gemüter

Dresdner Hochhaus: Ein Klotz für die Gemüter
© Bettina Klemm

Das Dresdner Hochhaus am Terrassenufer sorgt seit Jahren für Diskussionen: Die Eigentümer wollen das Hotel sanieren, andere es ganz oder teilweise abreißen.

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Der zwölfgeschossige Plattenbau aus DDR-Zeiten am Terrassenufer in Dresden sieht von außen wahrlich nicht mehr gut aus. Im Inneren beherbergt er ein beliebtes Hotel. Auf der Internetseite werben die Betreiber mit der Lage direkt an der Elbe am Fuße der berühmten Dampferflotte und mit der Aussicht auf die historische Altstadt, mit der Fußläufigkeit zu vielen bekannten Sehenswürdigkeiten. Eigentlich wollen sie das betagte Gebäude sanieren und aufpeppen.

Doch die geplante Verjüngungskur des Hauses sorgt seit Jahrzehnten für Streit in Dresden. Als das Gebäude in den 1960er Jahren entstanden war, hatten schon damals engagierte Denkmalschützer darauf hingewiesen, dass dieses und weitere Hochhäuser den Blick auf die historische Stadtsilhouette, auf die freien Elbwiesen stark beeinträchtigen. Ihre Proteste verhallten nahezu ungehört, schließlich sollten damals Hochhäuser das Bild einer sozialistischen Großstadt prägen. Neben dem eingangs genannten Hotel waren in dieser Zeit gewissermaßen als Zwillinge ein Wohnhaus unmittelbar daneben und ein weiteres Hochhaus am Pirnaischen Platz sowie drei Wohnhochhäuser am Käthe-Kollwitz-Ufer entstanden. Sie alle beeinträchtigen den Blick.

Hoffnung auf Veränderung

Nach 1990 gab es zunächst Hoffnung auf Veränderung. Jenes Hotel war Anfang der 1990er Jahre von der Treuhand ohne Rücksprache mit der Stadt an Investor Ernst Trapp verkauft worden. Schließlich schlossen er und die Stadt 1993 einen Vertrag, der die künftige Nutzung auf zehn Jahre plus fünf Jahre Verlängerungsoption beinhaltete. Danach sollte das Hotel zumindest in der Höhe zurückgebaut werden und ein Neubau daneben entstehen. Mit der Hochwasserkatastrophe 2002 wurden die Karten jedoch neu gemischt. Ernst Trapp beseitigte die Schäden am Haus und erhielt im Gegenzug Verständnis für eine längere Nutzung.

Die Stadt hatte inzwischen das Hochhaus daneben abgerissen und forderte von Ernst Trapp einen Rückbau. Weil der sich weigerte, landete der Streit beim Dresdner Verwaltungsgericht. Das stärkte die Position des Unternehmers und verwies auf Fehler und schwammige Formulierungen im städtischen Vertrag.

Joint Venture für Vier-Sterne-Haus

Inzwischen gibt es einen erneuten Vorstoß zur Sanierung des Hauses. Es soll einmal ein Vier-Sterne-Haus werden. „Die Grundbesitzgesellschaft am Terrassenufer mbH & Co. KG und die REVITALIS REAL ESTATE AG stehen in Verhandlungen, mit dem Ziel, das Hotel in einem Joint Venture nachhaltig zu modernisieren“, bestätigt REVITALIS-Pressesprecherin Daniela Börger. Neben der energetischen Erneuerung des Gebäudes sind dafür auch Fassaden, Fenster, Zimmer und öffentliche Bereiche vorgesehen. „Gern würde der Hotelbetreiber auf dem Dach eine Sky-Bar etablieren. Der fantastische Blick wäre ein absoluter Gewinn“, findet Daniela Börger. Allerdings sei das baurechtlich schwierig, räumt sie ein. Dabei soll das Dach einst als Terrasse zum Sonnenbaden genutzt worden sein.

Eigentümer lehnen Rückbau ab

Die Höhe ist das Problem. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden plädiert für einen Teilrückbau und fordert die Stadt Dresden auf, mit dem Eigentümer über eine Lösung zu verhandeln, die dem Standort gerecht werde, sagte Vorstand Torsten Kulke im Frühjahr. Zum Ausgleich sollten die Investoren Flächen daneben für einen Anbau erhalten. Inzwischen ist er nach Gesprächen desillusioniert: „Die Eigentümer lehnen einen Rückbau der drei oberen Geschosse ab. Damit stehen die Chancen schlecht. Das Gebäude wird wohl im Bestand saniert.“ Zuvor hatte die Gestaltungskommission erste Vorschläge mit den Hoteleigentümern besprochen.

Auch Grünen-Stadtrat Thomas Löser kämpft für ein niedrigeres Haus, weil es die Blickbeziehungen von der Brühlschen Terrasse zum Elbhang massiv verstelle. Er verweist auf das gerade erarbeitete Hochhausleitbild der Stadt. Würde der Zwölfgeschosser in seiner Höhe bestehen bleiben, widerspreche das jahrzehntelangen Stadtentwicklungszielen.

Reduktion ökonomisch nicht machbar

„Eine Reduktion um drei Geschosse, wie in der Gestaltungskommission diskutiert wurde, ist ökonomisch nicht machbar, da das Hotel je Geschoss 17 Zimmer verlieren würde und der Hotelbetrieb nur mit der vorhandenen Zimmeranzahl wirtschaftlich ist“, erklärt Daniela Börger. Enorme Aufwendungen für Abbruch und Statik seien weitere Faktoren, die eine Höhenreduzierung ausschlössen. Sie erinnert zugleich an Arbeitsplätze, die vom Erhalt abhängen. Aus Gründen des Klimaschutzes sei ein Abriss zudem fraglich.

Das sieht Linken-Stadtrat Tilo Wirtz ähnlich: „Das Hotel hat wegen seiner Gestaltung und seiner Bauweise inzwischen selbst Denkmalwert. Ein Abriss ist keinesfalls gerechtfertigt. Dresden muss sein Verhältnis zur Architektur der Moderne, auch zur DDR-Moderne, überdenken.“

Das Thema wird die Stadt noch eine Weile beschäftigen. REVITALIS versichert, aus Qualitätsgründen grundsätzlich, auch bei vorhandenem Baurecht, für die Fassadengestaltung mehrere Architekturbüros zu beauftragen. Mit den Ergebnissen werden sich die Gestaltungskommission und der Bauausschuss befassen. Daniela Börger geht von einem „deutlich zweistelligen Millionenbetrag“ aus, abhängig vom abschließenden Hotelkonzept. Aufgrund der Corona-Krise könne sie derzeit jedoch noch keinen Zeitplan nennen.

 

Bildquelle: Bettina Klemm

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