Leipzig und die Immobilienkrise: Die Stadt muss ihre Stärken ausspielen

Leipzig und die Immobilienkrise: Die Stadt muss ihre Stärken ausspielen

Leipzig und die Immobilienkrise: Die Stadt muss ihre Stärken ausspielen
Das Retailsegment der Messestadt Leipzig performte in 2023 gut. Copyright: Dierk Gut auf Pixabay

Die Immobilienkrise hat auch vor dem Leipziger Immobilienmarkt im vergangenen Jahr keinen Halt gemacht und für signifikante Umsatzeinbrüche sowohl bei Wohn- als auch Gewerbeimmobilien gesorgt. Allerdings schneidet der Standort im deutschlandweiten Vergleich deutlich besser ab als andere Immobilienmärkte vergleichbarer Größe. Das ist ein Fazit der Mitgliederversammlung des Leipziger Fachkreises Gewerbeimmobilien. Die Branchenprofis waren sich einig: Um den Immobilienmarkt Leipzigs trotz schwieriger Rahmenbedingungen wieder in Schwung zu bringen, ist vor allem die Leipziger Stadtverwaltung und die Sächsische Landesregierung gefragt.

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Jetzt sind eine kluge Verkehrspolitik und schnellere Genehmigungsphasen gefragt

„Die aktuelle herausfordernde Marktsituation hat viele Ursachen. Insbesondere die Unsicherheiten aufgrund sich ändernder bundespolitischer Regelungen wirken sich negativ auf das Investitionsverhalten der Marktakteure aus“, resümiert Prof. Dr. Kerry Brauer, Präsidentin des Leipziger Fachkreis Gewerbeimmobilien. Sie fordert: „Aus diesem Grund sind jetzt vor allem die Leipziger Stadtverwaltung und die Sächsische Landesregierung gefragt. Es gilt, Leipzigs vorhandene Stärken aktiv zu nutzen.“

Neben einer klugen Wirtschafts- und Verkehrspolitik müssen dazu besonders Planungs- und Genehmigungsphasen deutlich beschleunigt werden. Prof. Dr. Kerry Brauer: „Wichtig ist es daher, wieder in den konstruktiven Dialog zu treten. Die Mitglieder des Fachkreises stehen dafür bereit und leisten gern ihren Beitrag, um Leipzig weiterhin als lebenswerte Stadt zu entwickeln. Eine proaktive Wirtschaftspolitik von Seiten der Stadtverwaltung und der Landesregierung sind die Grundlage dafür.“ 

Wohnungsmarkt Leipzig: Rückgang bei Transaktionen, Preise geben moderat nach

Dass die grundsätzlichen Rahmenbedingungen in Leipzig stimmen, zeigt ein Blick in die Immobilienkennwerte des vergangenen Jahres. So sind zwar 2023 im Wohnbereich die Anzahl der Transaktionen für Baugrundstücke, Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser und Eigentumswohnungen maßgeblich zurückgegangen, was einen Umsatzeinbruch von 52 Prozent bedeutet, allerdings sind die Preise mehrheitlich stabil geblieben beziehungsweise verzeichnen diese nur einen geringen Rückgang.

Damit liegt Leipzig bei den Transaktionen gleichauf mit Frankfurt am Main beziehungsweise schneidet deutlich besser ab als Dresden, Dortmund und Düsseldorf. Dies geht aus den im Rahmen der Fachkreis-Mitgliederversammlung präsentierten aktuellen Zahlen des Gutachterausschusses der Stadt Leipzig hervor. 

Gewerbeimmobilien: Schwieriges Marktumfeld, aber stabile Performance

Als positiv zu werten ist auch die Entwicklung auf dem Gewerbeimmobilienmarkt in Leipzig. Jörg Heinold, Director Regional Investment des Fachkreis-Mitglieds BNP Paribas Real Estate, sieht in seiner Markteinschätzung die Stadt auf einem sehr stabilen Niveau. So konnte Leipzig beispielsweise bei der Entwicklung des Büroflächenumsatzes im Jahr 2023 erneut das Ergebnis von 2022 erreichen. Dies entspricht den Werten des Zehn-Jahres-Durchschnitts. Jörg Heinold: „Mit Blick auf die aktuell sehr herausfordernden Marktbedingungen ist das hervorragend. Leipzig ist ein attraktiver Standort, der sehr robust aufgestellt ist.“ Zum Vergleich: Andere große Immobilienstandorte wie Berlin (-30 Prozent), München (-37,4 Prozent) oder Hamburg (-18,8 Prozent) mussten deutliche Rückgänge in Kauf nehmen. 

Ein ähnliches Fazit zieht der Gewerbeimmobilien-Fachmann auch für den gewerblichen Investmentmarkt. Zwar verzeichnet hier Leipzig einen Rückgang von 32 Prozent. Allerdings relativiert sich dieser im Vergleich mit anderen B-Standorten. So performten Städte wie Bonn (-77 Prozent), Bremen (-51 Prozent), Dresden (-40 Prozent), Duisburg (-73 Prozent) oder auch Nürnberg (-90 Prozent) deutlich schlechter. 

Ebenfalls eine gute Performance zeigt Leipzig beim Flächenumsatz im Retailsegment. Mit 16.700 vermieteten Quadratmetern Einzelhandelsfläche konnte im vergangenen Jahr das Ergebnis aus 2022 und auch der langjährige Durchschnitt um über 60 Prozent übertroffen werden. Gleichzeitig blieb die Spitzenmiete für einen idealtypischen 100-Quadratmeter-Standardshop in Citylage stabil bei 120Euro pro Quadratmeter.

Leipzig muss wirtschaftsfördernde Rahmenbedingungen schaffen

Laut Fachkreis-Präsidentin Prof. Dr. Kerry Brauer bestätigen die Zahlen für den Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt das gute wirtschaftliche Fundament Leipzigs: „Leipzigs Wirtschaft und Infrastruktur sind hervorragend aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren zu prosperieren. Gerade weil die überregionalen Rahmenbedingungen so herausfordernd sind, wären die Stadtverwaltung und auch die Landesregierung gut beraten, klug und ideologiefrei wirtschaftsfördernde Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn nur eine wirtschaftlich erfolgreiche Stadt kann auf Dauer für alle Menschen sozial sein.“

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