WATERKANT: Neuer Kiez mit 2500 Wohnungen in der Wasserstadt Oberhavel

WATERKANT: Neuer Kiez mit 2500 Wohnungen in der Wasserstadt Oberhavel

WATERKANT: Neuer Kiez mit 2500 Wohnungen in der Wasserstadt Oberhavel
Ein Teil des neuen WATERKANT-Quartiers erstreckt sich direkt entlang der Havelpromenade. Quelle: Planung 4 Berlin / Eike Becker_Architekten

Die Wasserstadt Oberhavel in Berlin-Spandau wird sich entgegen anfänglicher Schlafstadt-Ängste in den nächsten Jahren gehörig mit Leben füllen – und bekommt dann womöglich ganz andere Probleme, wie das Beispiel des Kiezes WATERKANT zeigt.

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Die Entwicklung der Wasserstadt Berlin-Oberhavel reicht keine dreißig Jahre zurück, und doch böte nur ein kurzer Ausschnitt bereits ausreichend Stoff für eine unterhaltsame Dokumentation. Im Jahr 2008 zum Teil verwirklicht, galt das Quartier im Bezirk Spandau innerhalb kürzester Zeit schon als gescheitert.

Momentaufnahme 2011: Die Berliner Zeitung zeichnet in ihrem Beitrag „Wasserstadt Spandau – Das Ende einer Vision“ das Bild von einem Vorstadtidyll an der Havel, irgendwo zwischen Seniorensiedlung und Prekariat. Die Arwobau verfolgt hier ein Vitalisierungskonzept, welches die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Ritva Harju mit Skepsis beäugt. Sie befürchtet „eine Schlafstadt auf hohem Niveau“, es sei denn, die Verkehrsanbindung wird verbessert, etwa in Form einer Straßenbahn. Markus Schulte vom Stadtplanungsamt deklariert indes visionär: „Wenn der Flughafen Tegel im nächsten Jahr schließt, werden wir eine große Dynamik in der Entwicklung erleben.“

Berlin-Spandau als Gegenstand großer Stadtentwicklungspläne

Drehen  wir das Rädchen der Zeit etwas nach vorne, zurück in die Gegenwart: Berlin ist seit 2011 um mehr als 300.000 Einwohner reicher und benötigt dringend Wohnraum. Die Mieten sind von 6,37 Euro auf 9,87 Euro pro Quadratmeter im Schnitt gestiegen. Eine Arwobau gibt es so nicht mehr, und auch deren einstiges Vitalisierungskonzept zur Verbesserung der Grundsituation ist praktisch hinfällig, denn die Wasserstadt ist keine Schlafstadt, sondern vielmehr hellwach. Spandau ist mittlerweile, da hier die Preise mit rund acht Euro in einfachen und mittleren Wohnlagen noch unterdurchschnittlich sind, extrem gefragt – und das Quartier rund um die Havel wieder Gegenstand großangelegter Stadtentwicklungspläne.

Teil der Wasserstadt Oberhavel wird als WATERKANT von landeseigenen Wohnungsbauunternehmen entwickelt

4.500 bis 5.500 Wohneinheiten sollen hier in den nächsten Jahren entstehen, dazu ein Stadtteilzentrum mit Kita, Gewerbeeinheiten, Parkhaus und Mobilitätshub sowie ein Park, Sportplätze und ein Gymnasium. Den Großteil davon inklusive rund 2.500 Wohnungen entwickeln die landeseigenen Wohnungsbauunternehmen Gewobag und WBM unter dem Namen WATERKANT. Private Entwickler wie die Deutsche Wohnen und die DIBAG Industriebau AG besorgen den Rest. Das erste Teilprojekt der WATERKANT, mit 362 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen in 14 vierstöckigen Häusern direkt an der Uferpromenade der Oberhavel, wird seit Sommer 2018 gebaut und soll 2020 fertiggestellt werden.

Soap-Opera bremst das Bauvorhaben an der Havel

Ganz reibungslos verlief das Bauvorhaben bislang jedoch nicht, entspann sich im Vorfeld darum doch geradezu eine wohnpolitische Soap-Opera zwischen Senat und Bezirk. Dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung zufolge muss bei Projekten der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften der Anteil an Flächen für förderfähigen Wohnraum mit Mietpreis- und Belegungsbindungen 30 bis 50 Prozent betragen.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hatte dem Bezirk Spandau ein Ultimatum gestellt, einen entsprechenden Vertrag mit der Gewobag zu unterzeichnen. Baustadtrat Frank Bewig weigerte sich jedoch. Er hatte Sorge, dass das neue Quartier bei 50 Prozent Sozialwohnungen gleich ins Kippen geriete, zumal die angrenzenden Viertel Haselhorst und Hakenfelde teilweise bereits problematisch seien. Den Streit entschied der Senat für sich, indem er – eindeutig mit dem längeren Hebel – dem Bezirk das Projekt kurzerhand entriss.

Frank Bewig ärgerte sich dabei nicht nur über die Entmachtung an sich, sondern auch über die Verzögerung des Baus, die der Wechsel in der Planungshoheit mit sich brachte. Darüber hinaus bereitet dem CDU-Politiker nach wie vor der Ausbau der sozialen Infrastruktur Kopfschmerzen. Eine neue Kita ist erst im Teilabschnitt 2b vorgesehen und auch ein geplanter Schulneubau wird möglicherweise nicht fertig, bevor die ersten 362 Wohnungen bezogen werden.

Problematische  Verkehrsanbindung des Quartiers WATERKANT

Nichtsdestotrotz schreitet die Entwicklung des Quartiers WATERKANT weiter voran. Im Januar wurde der Siegerentwurf für das Teilprojekt 3 gekürt, das auf 30.000 Quadratmetern unter anderem mehr als 900 Wohnungen, Gewerbe sowie ein Gymnasium und einen Mobilitätshub mit verschiedenen Sharing-Angeboten schaffen wird. All das formiert sich nach Plänen von wiechers beck Architekten, ARGE Lavaland und Treibhaus Landschaftsarchitekten dreieckig um einen Park und soll bis 2025 stehen.

Dieser größte Projektabschnitt bereitet Baustadtrat Frank Bewig vor allem wegen der Verkehrsanbindung größte Sorgen. Geändert haben sich diesbezüglich seit 2011 nämlich bloß die Vorzeichen: Während die schlechte Versorgung durch den Öffentlichen Nahverkehr damals noch als Zuzugsbremse galt, wird sie in Zukunft schlicht nicht mehr ausreichen, um die enorm gewachsene Wasserstadt-Bevölkerung zu transportieren. „Man muss die Gesamtentwicklung betrachten“, erklärt Frank Bewig. „Ich habe immer gesagt, wir gehen voran, aber wir werden das Projekt WATERKANT nicht zu Ende führen können, wenn nicht irgendwann größere ÖPNV-Lösungen geschaffen werden.“

Reaktivierung der Siemensbahn als Problemlöser?

Dementsprechend hatte der Stadtrat – diesmal am längeren Hebel – bereits damit gedroht, kein Baurecht zu schaffen, sollte der Senat kein entsprechendes Konzept vorgelegen. Das Signal kam offenbar an. Seit dem Frühjahr bemüht sich die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz um eine Lösung. Ins Zentrum der Überlegungen rückt hier – auch vor dem Hintergrund des geplanten Siemens-Campus – die Wiederinbetriebnahme der seit 1980 stillgelegten Siemensbahn.

WATERKANT - Ein Teil der Wasserstadt Oberhavel. Bildquelle: Planung 4 Berlin / Eike Becker_Architekten
WATERKANT - Ein Teil der Wasserstadt Oberhavel. Bildquelle: Planung 4 Berlin / Eike Becker_Architekten

Die Reaktivierung der alten S-Bahnstrecke wird derzeit noch von der Deutschen Bahn geprüft. In einem weiteren Schritt soll zudem eine von Frank Bewig vorgeschlagene unterirdische Verlängerung der Siemensbahn bis nach Hakenfelde untersucht werden, wo in den nächsten Jahren ebenfalls Tausende von Wohnungen entstehen. Das Problem: Für die Ausbauarbeiten würde der Bahnbetrieb zwischendurch für mehrere Jahre wiedereingestellt werden müssen. Die tatsächliche Inbetriebnahme fände damit möglicherweise nicht vor 2030 statt. Bis dahin bedürfte es also einer Übergangslösung. Derzeit stehen hierfür eine Beschleunigung und höhere Taktung der Busverbindungen, eine neue Radverbindung sowie weitere Fahrradabstellplätze rund um die nächstgelegenen U-Bahn-Stationen im Raum. Ein konkretes Konzept für eine verkehrliche Übergangslösung wird voraussichtlich erst Anfang 2020 feststehen.

Die WATERKANT wächst indes davon ungerührt weiter. Mittlerweile dürften die Bauarbeiten zu Teilabschnitt 2a mit 460 Wohnungen angelaufen sein. Eine ganze Menge Wandel in so geringer Zeit. Neben der Verkehrsanbindung ist für die Wasserstadt in den letzten acht Jahren eigentlich nur noch eine Sache gleichgeblieben, und das ist der Teilsatz „wenn der Flughafen Tegel im nächsten Jahr schließt“. Diese Konstante steht unerschütterlich als ewiger Running Gag in Zeit und Raum. Aber das ist eine andere Baustelle. 

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