Gewerbehof-Quartier GoWest: Spatenstich für Milliardenprojekt in Berlin-Schmargendorf

Gewerbehof-Quartier GoWest: Spatenstich für Milliardenprojekt in Berlin-Schmargendorf

Gewerbehof-Quartier GoWest: Spatenstich für Milliardenprojekt in Berlin-Schmargendorf
Das Gewerbehöfequartier GoWest in Berlin-Schmargendorf. Copyright: CKSA Christoph Kohl Stadtplaner Architekten

Ein 7,4 Hektar großes Gelände auf dem ehemaligen Reemtsma-Areal in Berlin-Schmargendorf wird in den kommenden Jahren in fünf Bauabschnitten erschlossen. Die Pläne sehen rund 180.000 Quadratmeter Gewerbefläche vor, die sich auf zwölf Gebäude verteilen. Beabsichtigt ist eine diversifizierte Nutzung mit modernen Büro-, Labor- und Coworking-Flächen. Der Name des Gewerbehöfequartiers: GoWest. Für ein Rechenzentrum in dem Quartier wurden nun die Weichen gestellt.

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Der alte Backsteinschornstein steht wie ein Wahrzeichen inmitten der Baubrache. Fast alle alten Gebäude auf dem ehemaligen Reemtsma-Areal unmittelbar an der Stadtautobahn in Berlin-Schmargendorf sind inzwischen abgerissen. Sie haben Platz gemacht für das neue Gewerbehof-Quartier GoWest, das von der WOHNKOMPANIE gemeinsam mit der Gustav Zech Stiftung aus Bremen in fünf Etappen realisiert wird.

Beim Spatenstich für den ersten Bauabschnitt auf dem Baufeld 6 betonte WOHNKOMPANIE-Geschäftsführer Stephan Allner: „Das ist hier nicht nur eine kleine Lückenschließung.“ Das rund 7,4 Hektar große Gelände wird in den nächsten fünf bis sechs Jahren entwickelt. Etwa eine Milliarde Euro ist für das Projekt kalkuliert.

Abrissarbeiten auf dem Reemtsma-Gelände für das Gewerbehof-Quartier GoWest. Copyright: Mara Kaemmel
Abrissarbeiten auf dem Reemtsma-Gelände für das Gewerbehof-Quartier GoWest. Copyright: Mara Kaemmel

Zukunft des Reemtsma-Geländes: Vom Möbelhaus zum Wohnquartier zu Gewerbehöfen

Vor sieben Jahren hat die WOHNKOMPANIE das Grundstück erworben. Nicht von Reemtsma, sondern von Kurt Krieger, der hier ein Möbelhaus hatte bauen wollen, aber keine Genehmigung dafür vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bekam. Und auch Stephan Allner stieß mit seinem angedachten Wohnungsbauvorhaben beim Bezirk auf Granit. In dem Gewerbegebiet soll weiterhin ausschließlich Platz für Gewerbe sein. „Wir wollten uns nicht streiten. Die Nachfrage nach Nutzflächen für Gewerbe ist genauso gut, eigentlich sogar besser.“

Geplant ist jetzt ein Gewerbehof-Quartier mit zwölf Gebäuden, die rund 180.000 Quadratmeter Nutzfläche bieten und damit Raum für rund 10.000 Arbeitnehmer. Im Zentrum wird es einen Quartiersplatz mit Kino und Theaterbühne geben. „Anfangs wollten wir die alten Hallen auf dem Gelände weiternutzen“, berichtet Stephan Allner und Nöfer Architekten hatten dafür erste Entwürfe geliefert. Doch dann ergaben Kernbohrungen, dass die Hallen der Zigarettenfabrik 1959 mit minderwertigem Beton gebaut worden waren.

Man hatte ihn mit Ziegelsplitt aus Kriegstrümmern gestreckt. Die Bohrkerne waren nicht grau, sondern rosa. „Der Beton hatte daher nicht die nötige Tragfähigkeit.“ Das Fazit: Nahezu alle Gebäude mussten abgerissen werden. Nur ein Bürogebäude und der Backsteinschornstein der ehemaligen Energiezentrale bleiben stehen und werden in das Quartier integriert.

Abwärme aus Rechenzentrum dient als Heizung für das allergikerfreundliche GoWest

Mit den neu geplanten Gebäuden schlägt die WOHNKOMPANIE einen Bogen zur Berliner Historie. Es sollen Gewerbehöfe entstehen, wie sie in der Gründerzeit ab 1871 in Berlin typisch waren und wie es sie in ähnlicher Weise nur noch in London gibt. „Wir orientieren uns daran und werden die beliebten und nachgefragten Ziegelbauten hier wieder errichten. Das Ganze mit einem energetisch ökologischen Konzept.“ Neben Büros und Co-Working Spaces sind Flächen für Werkstätten und Labore geplant, ein Vier-Sterne-Hotel und eine Kita.

Beheizt werden die Gebäude zukünftig mit der Abwärme aus einem Rechenzentrum, das auf dem Areal angesiedelt wird. Die 15.000 Quadratmeter Dachfläche erfahren landwirtschaftliche Nutzung für den Gemüseanbau durch eine Gärtnerei. „Das Gemüse kann dann direkt in den Kantinen und Restaurants im Quartier verwendet werden“, sagt Stephan Allner. „Vom Dach auf den Tisch.“

Stephan Allner beim Spatenstich für das sechste Baufeld von GoWest. Copyright: Mara Kaemmel
Stephan Allner beim Spatenstich für das sechste Baufeld von GoWest. Copyright: Mara Kaemmel

Darüber hinaus sind Flächen für Imkerei und öffentlich zugängliche Gewächshäuser für den Direktverkauf angedacht. Ebenfalls Teil der Planung: Photovoltaikanlagen. Mit dem vor Ort gewonnen Strom können 250 Stellplätze für Elektrofahrzeuge versorgt werden. Insgesamt sind Tiefgaragenstellplätze für rund 1.800 Autos vorgesehen. Der Verkehr im Quartier soll sich jedoch vor allem unterirdisch abspielen, damit oberirdisch ein autoarmes, öffentlich zugängliches Quartier entsteht.

Schon vorab  hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit dem Quartier ein DGNB-Vorzertifikat verliehen. Auch für die Gebäude werden DGNB-Zertifikate angestrebt. Zudem soll das GoWest als eines der ersten deutschen Quartiere ein allergikerfreundliches Quartier werden. Dazu gehört, dass die verwendeten Materialien medizinisch evaluiert werden. Auch dafür hat das Projekt bereits ein ECARF-Vorzertifikat erhalten.

Ein Projekt wider die aktuelle Lage

Als Vertreter der beteiligten Investoren erklärte Kurt Zech, Vorstand der Zech Group: „Das, was wir hier zurzeit tun, ist antizyklisch. Das hat uns schon immer ausgezeichnet.“ Zurzeit ist die Stimmung in der Immobilienbranche eher getrübt. Viele Projekte werden zurückgestellt. „Aber wir wollen hier, genau in dieser Zeit, investieren, weil wir glauben, dass es richtig ist.“ Dieser Standort müsse entwickelt werden. „Es entsteht ein toller Gewerbehof, der Schmargendorf bereichern wird.“ Auch Unternehmen der Zech Group mit rund 300 bis 400 Arbeitsplätzen werden in die beiden Gebäudekomplexe einziehen, für die jetzt der Spatenstich erfolgt ist. Deren Fertigstellung ist 2025 geplant.

maincubes errichtet Rechenzentrum BER01 im GoWest

Die Weichen für das Rechenzentrum im GoWest sind gestellt. Copyright: maincubes
Die Weichen für das Rechenzentrum im GoWest sind gestellt. Copyright: maincubes

Update vom 22.03.2023: Die Baugenehmigung ist erteilt, jetzt wird der Rechenzentrumsbetreiber maincubes bis 2025 ein neues Datacenter auf dem ökologisch angelegten Campus GoWest errichten – unter anderem mit energieeffizienter Kühlung, erneuerbaren Energien und gezielter Abwärmenutzung. Schon jetzt ist die gesamte Rechenzentrumsfläche vorvermietet: Das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund), der zentrale IT-Dienstleister der Bundesverwaltung, wird als Kunde im BER01 einziehen.

Das neue Rechenzentrum BER01, das jetzt in dem Gewerbehof-Quartier GoWest entsteht, bietet 5.100 Quadratmeter IT-Fläche (White Space), 8,2 MW IT-Kapazität und 100 Prozent SLA-Verfügbarkeit. Das Besondere daran: Das Rechenzentrum wird nicht nur TÜV-geprüft und ISO-zertifiziert sein, sondern auch alle Kriterien und Auflagen des Umweltgütesiegels „Blauer Engel“ des Bundesumweltamts erfüllen, wodurch es Hochsicherheit und Effizienz mit größtmöglicher Nachhaltigkeit vereint.

Wie in allen maincubes-Datacentern speist sich der Strom im BER01 ausschließlich aus erneuerbaren Energien. Auch die Kühltechnik ist nachhaltig und kostensparend ausgelegt und wurde passend zu den Standortbedingungen ausgewählt. Die Abwärme des neuen Rechenzentrums wird effizient und gezielt genutzt. Das Konzept im Gewerbehof-Quartier GoWest sieht vor, dass diese direkt in andere Gebäude auf dem Campus eingespeist und dadurch nahtlos wiederverwendet werden kann. 

Oliver Menzel, CEO der maincubes, sagt dazu: „Berlin hat sich vor allem durch die Ansiedlung internationaler Cloudservice-Anbieter und der wachsenden Tech-Startup-Szene zu einem wichtigen Digitalisierungsstandort entwickelt. Zudem stellen wir eine steigende Nachfrage der öffentlichen Hand nach Rechenzentrumsfläche fest, und diese wird weiter wachsen. Wir planen daher, in Berlin nach BER01 noch weitere Rechenzentren zu errichten – nach unserem ökologischen Konzept und mit der Gewissheit für die Kunden, dass die digitale Souveränität im eigenen Land gewahrt ist, was gerade für den öffentlichen Sektor oft ein wichtiges Kriterium ist.“

Die Website zum Projekt

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