Heterogener Hotelmarkt

Heterogener Hotelmarkt

Heterogener Hotelmarkt
Im September 2019 soll das niu Ridge in Halle (Saale) eröffnen. Quelle NOVUM Hospitality

Im mitteldeutschen Vergleich liegt der Hotelmarkt in Sachsen mit einer starken Bilanz weit vorne. Während Sachsen-Anhalt einen leichten  Aufwärtstrend sieht, verhandelt Thüringen über Millioneninvestitionen, um sein Gastgewerbe zu retten.

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Vergleicht man derzeit den Hotelmarkt in den drei mitteldeutschen Bundesländern, sind die Unterschiede groß. Laut aktuellem DEHOGA-Zahlenspiegel (drittes Quartal 2018) waren Hotels in Sachsen-Anhalt und Thüringen 2018 zu 53,3 beziehungsweise 54 Prozent ausgelastet. Damit lagen beide Länder erneut weit unter dem bundesweiten Durchschnitt von 62,7 Prozent und, vor Rheinland-Pfalz (52,1 Prozent), auf dem zweit- und drittletzten Platz. Immerhin konnte Sachsen-Anhalt bei den Ankünften und Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr leicht zulegen (1,4 und 1,2 Prozent) und erneut mehr als drei Millionen Besucher begrüßen, während sich Thüringen um 0,8 sowie 0,7 Prozent verschlechterte. 

Sachsen hingegen zeigte sich in allen Disziplinen wesentlich stärker: Bei den Ankünften konnte sich der Freistaat um satte vier Prozent, bei den Übernachtungen um 2,9 Prozent verbessern (Bundesdurchschnitt: 3,2 und 3,0 Prozent). Nach erstmaliger Überschreitung der 19-Millionen-Marke im Jahr 2017, wurde 2018 mit über 20 Millionen ein neuer Meilenstein erreicht. Die Auslastung der Gästezimmer lag mit 61 Prozent zwar unter dem Durchschnittswert, brachte Sachsen im direkten Ländervergleich allerdings einen starken siebten Platz ein. 

Leichter Aufschwung in Sachsen-Anhalt 

Trotz der nach wie vor vergleichsweise schwachen Zahlen bewertet Sachsen-Anhalt nicht zuletzt aufgrund zweier Besucherrekordjahre in Folge die Entwicklung positiv. Hauptzentren des Gastgewerbes sind hier wenig überraschend die beiden größten und wichtigsten Städte Halle (Saale) und Magdeburg. Beide Standorte warten  jeweils nach wie vor auf die Fertigstellung eines Design-Hotels. In Halle wurde die Eröffnung des niu Ridge von NOVUM Hospitality mittlerweile von Anfang 2019 auf den September verschoben. 

Das ibis Styles von AccorHotels geht voraussichtlich sogar erst Anfang 2020 in Magdeburg an den Start. Grund für die Verzögerung ist die übrige Entwicklung des „Altstadtquartiers“, in der sich das Hotel befinden wird. Erst in einer späteren Planungsphase hatte sich herausgestellt, dass das Gästehaus und die geplante Wohnanlage samt Parkdeck aus baulogistischen Gründen gleichzeitig gebaut werden müssen. Schneller geht es derweil im Harz voran. Das künftig 120 Betten starke Mythenresort Heimdall in Thale feierte letzten Oktober Richtfest und öffnet aller Voraussicht nach im Frühsommer seine Pforten. Das Projekt erfährt eine Bezuschussung des Landes von 2,5 Millionen Euro. Weitere acht Millionen kommen von Investoren aus der Schweiz, die verwandtschaftlich mit dem Ort verbunden sind. 

Thüringen fischt nach Großinvestoren 

Rein stimmungsmäßig hört für das Gastgewerbe die Sonne ab der thüringischen Landesgrenze auf zu scheinen. Schuld an der Misere stellt nicht etwa eine mangelnde Nachfrage dar, sondern ein strukturelles Problem. „Die Branche in Thüringen ist weiterhin im Deutschlandvergleich am kleinteiligsten“, äußerte sich Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer der DEHOGA Thüringen, im Oktober 2018. „Wir haben damit neben den Herausforderungen bezüglich der Fachkräfte und Nachfolger das Problem der sehr niedrigen Ertragskraft.“ Als dringend erforderlich sieht Dirk Ellinger daher Umsatzzuwächse, beispielsweise durch die Neuansiedlung großer Betriebe. Zeit für die „Großen“ also? 

Thüringen bemüht sich jedenfalls um deren Gunst: Im April 2018 startete der Freistaat eine Initiative zur Investorengewinnung im Tourismussegment. Stand August 2018 verhandelte man bereits über 17 Investitionsprojekte mit einem Volumen von insgesamt knapp 450 Millionen Euro, darunter 14 Hotelneubauten. Wie viele davon noch immer auf dem Tisch liegen, ist nicht bekannt. Größter Investor mit einer dreistelligen Millionensumme: Center Parcs. Ob und wo eine Anlage der niederländischen Ferienparkkette entstehen wird, bleibt allerdings noch offen. 

Männerfreundschaften braucht das Land! 

Bereits in trockenen Tüchern ist hingegen wohl der Bau eines Vier-Sterne-Familienhotels der österreichischen Mayer Family Hotel Gruppe in Oberhof. Hotelier Ernst Mayer soll für das 120-Zimmer-Haus rund 50 Millionen Euro in die Hand nehmen. Den Spatenstich sieht die Planung für Sommer 2019 vor, die Eröffnung für Dezember 2020. In Erfurt kann man sich wiederum offenbar bei Fußballer Clemens Fritz bedanken. Der gebürtige Erfurter ist langjähriger Freund von prizeotel-Chef Marco Nussbaum und soll diesen dazu überredet haben, eines seiner Design-Budget-Häuser (für 16 Millionen Euro) zuerst in der Landeshauptstadt zu bauen, bevor er nach München, Wien und Düsseldorf expandiert. Die ersten Gäste werden voraussichtlich ab Dezember 2019 einchecken dürfen. Mit dabei: Clemens Fritz. Thüringen könnte mehr solcher Männerfreundschaften gebrauchen. 

Sachsen im Strukturwandel zu mehr Größe

In Sachsen wird gerade das Realität, wovon Thüringen sehnlichst träumt: Ein Strukturwandel hin zu größeren Betriebseinheiten. Laut aktueller Gastgewerbestudie der BBE Handelsberatung hat sich die Anzahl der Unternehmen im stark von der Hotellerie geprägten sächsischen Gastgewerbe zwischen 2013 und 2017 um 2,8 Prozent verringert, bei einem gleichzeitigen Umsatzanstieg von 11,2 Prozent. Viele der Betriebe konnten die gute Ausbeute für Investitionen nutzen. Nun folgte mit 2018 ein weiteres Jahr, in dem sich der Freistaat bei Reisenden so beliebt wie nie zuvor zeigte. Zugpferde des Tourismus waren und sind dabei eindeutig Dresden und Leipzig, die regelmäßig zusammen mehr als die Hälfte aller Übernachtungen für sich beanspruchen. Auffällig hierbei ist, dass der Anteil von Sachsens größter Metropole stetig steigt (2014: 19,3 Prozent -> 2017: 20,7 Prozent*), während der der Landeshauptstadt langsam abnimmt (2014: 32,1 Prozent -> 2017: 31 Prozent). 

Diese Entwicklung ist nicht nur Leipzigs wachsender Beliebtheit bei Touristen, sondern auch seiner zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung geschuldet. Dem Hotelmarkt Leipzig City Report 2018 von BNP Paribas Real Estate zufolge entfällt ein wesentlicher Teil der Hotelbuchungen auf Geschäftsreisende. So viel Erfolg ruft Investoren auf den Plan. 

Während sich Dresden vorerst auf seinem Bestand „ausruht“, hat die Stadt an der Pleiße derzeit allein vier neue Hotels in der Mache. Mit ihren Marken Hyperion und H2 Hotel siedelt sich die H-Hotels AG gleich mit zwei Häusern am Fernbus-Terminal Hauptbahnhof an. FIBONA bringt nach Standorten in Tuttlingen und Bielefeld die nunmehr dritte Filiale ihrer Design-Brand Charly‘s house in Reudnitz- Thonberg unter. Alle drei Reiseunterkünfte eröffnen laut Plan im Herbst 2019. Noch etwas früher dran, sprich im Sommer 2019, ist das NH Hotel am Burgplatz. Bei so viel Wachstum stellt sich allerdings die Frage, wie viel Luft nach oben bleibt oder wann der Markt, wie gerade bei den Metropolen zu beobachten, in den Verdrängungswettbewerb umkippt. 

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