Unhaltbare Zustände am Neustädter Ufer in Dresden

Unhaltbare Zustände am Neustädter Ufer in Dresden

Unhaltbare Zustände am Neustädter Ufer in Dresden
Beschmierungen von Kunstwerken und Müll... Am Neustädter Ufer sieht es alles andere als toll aus. Copyright: Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden

Eine Ortsbegehung am Neustädter Markt und dem direkten Umfeld förderte Zustände zutage, die die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. (GHND) von einem Skandal sprechen lassen. Die Gesellschaft fordert nun eine Übergangslösung bis zum Baubeginn vor Ort, der noch einige Jahre auf sich warten lassen wird. IMMOBILIEN AKTUELL sprach mit dem GHND-Vorsitzenden Torsten Kulke.

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Sie bezeichnen die Zustände am Neustädter Ufer als einen Skandal. Was regt Sie so auf?

Torsten Kulke: Eine Ortsbegehung brachte jetzt einen unhaltbaren Zustand sowohl am Neustädter Markt als auch im unmittelbaren Umfeld zutage. Es sieht dreckig aus, Abfall liegt herum. Nach dem Zuschütten des Fußgängertunnels hat die Stadt zugesagt, die vier Reliefs zur Geschichte des Stadtteils Dresden-Neustadt zu sichern. Auch sie wurden beschmiert. Die wertvollen Sandsteinarbeiten stammen von Dietrich Nitzsche, der das Alte Dresden um 1640 darstellte, Vinzenz Wanitschke zeigte das Dresden um 1700, Egmar Ponndorf widmete sich dem 18. Jahrhundert und Peter Makolies schuf das Werk Neustädter Markt und die Hauptstraße vor 1945.

Das vermüllte Umfeld des Neustädter Marktes. Copyright: Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden
Das vermüllte Umfeld des Neustädter Marktes. Copyright: Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden

Was fordert Ihre Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. (GHND)?

Torsten Kulke: Die Kunstwerke müssen dringend im Lapidarium der Stadt bis zu einer Wiederverwendung gesichert werden. Weiterhin möchte die GHND wissen, wie die zukünftige Sanierung der straßenbegleitenden Pflanzbeete aus Waschbeton erfolgen soll. Diese sind seit vorigem Jahr von der Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt worden. Nur einige sind mit ihren Fugen unsachgemäß ‚saniert‘ worden, andere ‚unsanierte‘ werden durch Wurzeln der anliegenden Bäume aus ihrem Standort gehoben. Außerdem fordern wir das Grünflächenamt auf, Ordnung im Bereich des Neustädter Marktes/Narrenhäusel herzustellen.

Bebauung des Neustädter Marktes ist keine Lösung

Das Areal um den Neustädter Markt soll doch bebaut werden, dann würde sich der Zustand doch automatisch ändern...

Torsten Kulke: Das wird aber noch fünf bis zehn Jahre dauern. Dass es in diesem Gebiet kaum vorwärtsgeht, sehen wir ja am geplanten Bau des Narrenhäusels. Der gesamte Bereich ist die Haupt-Fußgängerroute von der Dresdner Altstadt zur Neustadt. Der jetzige Zustand ist kein Aushängeschild für eine Kulturstadt wie Dresden und ihrer unwürdig.

Wir sprechen von einer autofreien Augustusbrücke und das Umfeld sieht chaotisch aus. Deshalb sollte wenigstens der Bereich des ehemaligen Fußgängertunnels aufgeschüttet und Rasen oder eine Blumenrabatte angelegt werden. Die Arbeiten am Treppenabgang Augustusbrücke zum Elberadweg müssen im Bereich Narrenhäusel abgeschlossen werden.

Stand des Bürgerbegehrens rund um den Neustädter Markt

Die GHND liegt mit der Stadtplanung im Clinch. Sie sammeln Stimmen für ein Bürgerbegehren. Was wollen Sie erreichen?

Torsten Kulke: Die strikte Erfüllung des Stadtratsbeschlusses vom Juni 2020 zu einer kleinteiligen, geschlossenen Bebauung beginnend am Königsufer.

Ein weiterer Zankapfel: Die nicht sachgemäß sanierten Blumenbeete Copyright: Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden
Ein weiterer Zankapfel: Die nicht sachgemäß sanierten Pflanzenbeete. Copyright: Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden

Wie ist der Stand bei Ihrem Bürgerbegehren?

Torsten Kulke: Wir sammeln weiterhin Unterschriften und haben dazu bis zum 16. Februar 2023 Zeit. Es war völlig ungewöhnlich, dass sich das Rechtsamt mit Zweifeln auf eine Anfrage der LINKEN geäußert hat. Das hat uns schwer geschadet. Wir haben aber von einem namhaften Rechtswissenschaftler die Bestätigung, dass unsere Fragestellung rechtens ist.

Das Landesamt für Denkmalschutz hat Teile des Neustädter Marktes unter Schutz gestellt. Sie sehen das sehr kritisch. Gibt es Gespräche zwischen Ihnen?

Torsten Kulke: Derzeit nicht. Während des laufenden Verfahrens habe ich sie auch nicht gesucht.


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Die Position der Stadtverwaltung Dresden

„Das Königsufer und der Neustädter Markt zählen zu den städtebaulich wertvollsten Bereichen der Dresdner Innenstadt. Zur Entwicklung eines Leitbildes für dieses Gebiet führte das Amt für Stadtplanung und Mobilität von 2017 bis 2019 einen internationalen zweistufigen Ideenwettbewerb durch.

Aus den insgesamt 28 eingereichten Arbeiten wählte eine Jury die Arbeit von Bernd Albers, Gesellschaft von Architekten, Berlin mit Vogt Landschaftsarchitekten, Berlin/Zürich aus. Der Stadtrat folgte 2020 der Empfehlung der Jury und beauftragte die Stadtverwaltung mit Prüfaufträgen für verschiedene Teilräume. Diese erfolgten gemeinsam mit dem Wettbewerbssieger. Aktuell arbeitet das Amt für Stadtplanung und Mobilität an der Fortführung des städtebaulichen Konzeptes für die bauliche Entwicklung am Königsufer als Grundlage für einen Bebauungsplan. Gemeinsam mit den Wettbewerbssiegern und dem Verkehrsplanungsbüro SHP aus Hannover führt das Fachamt ferner eine städtebauliche und verkehrliche Variantenuntersuchung für den Verkehrsraum Große Meißner Straße und Köpckestraße durch. Parallel wird die Sanierung der Kracht-Brunnen auf dem Neustädter Markt durch das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft geplant.“

Am 16. September 2022 stellt Bau- und Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung und Mobilität den aktuellen Arbeitsstand zur Straßenraumgestaltung der Großen Meißner Landstraße/Köpckestraße im Bereich zwischen Carolaplatz und Kleiner Marienbrücke vor.

Stadt widerspricht der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden

„Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. bemängelt in ihrer Pressemitteilung vom 25. August 2022, die Ordnung und Sauberkeit im Bereich des Neustädter Marktes/Narrenhäusel. Dabei werden auch die denkmalgeschützten Reliefs an den Wangenmauern des ehemaligen Fußgängertunnels mit den Stadtansichten Dresdner Künstler als stark gefährdet angesprochen. Es ist richtig, dass vor allem Graffitibesprühungen an vielen Orten der Stadt zu einer unansehnlichen und verschmutzt wirkenden Umgebung führen. Es ist jedoch zu beobachten, dass in fast allen Fällen bereits gestaltete Flächen von Graffitiüberfassungen verschont bleiben. 

Daher sehen wir aus denkmalfachlicher Sicht die Gefährdung der Sandsteinreliefs nicht in diesem Maße als gegeben an, wie es in der Pressemitteilung vorgetragen wird. Vielmehr wäre ein Abbau der Kunstwerke, eine Einlagerung und eine unbestimmbare Zukunft der Objekte geradezu kontraproduktiv gegenüber der Präsenz, die sie heute in aller Öffentlichkeit immer noch genießen. Eine Restaurierung ist im Atemzug der Neuordnung des Bereiches aus denkmalfachlicher Sicht unbedingt zu unterstützen. Eine sichere Zwischenlagerung im Zuge der Restaurierung mit dem Ziel der Wiederanbringung im öffentlichen Raum wäre im Interesse der Dresdnerinnen und  Dresdner.“

Für die denkmalgerechte Sanierung der straßenbegleitenden Pflanzbeete – sowohl der bereits unsachgemäß ausgebesserten als auch der durch Baumwurzeln geschädigten – liegen bisher noch keine Restaurierungskonzepte vor. Diese werden jedoch ebenfalls im Rahmen der Neuordnung des Neustädter Marktes unter denkmalpflegerischen Aspekten eingereicht werden. 

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