Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 5: Die jenawohnen GmbH in Jena

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 5: Die jenawohnen GmbH in Jena

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 5: Die jenawohnen GmbH in Jena
Verwaltungsgebäude der jenawohnen GmbH am Löbdergraben 18/19 in Jena. Copyright: jenawohnen GmbH

In dieser Serie stellen wir Ihnen die großen kommunalen Wohnungsunternehmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor. In der fünften Folge steht die jenawohnen GmbH im Mittelpunkt, der größter Vermieter in Jena und in Thüringen.

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Wo steht sie denn nun, die Wiege der optischen Industrie? In Jena natürlich, würde man annehmen. Weit gefehlt. Als Wiege der industriellen Optik in Deutschland gilt das brandenburgische Rathenow. Hier fertigte der Pfarrer Johann Heinrich August Duncker im Jahre 1801 erstmals fabrikmäßig Brillengläser mit exakten Dioptrien und Linsen für optische Instrumente auf einer von ihm selbst entwickelten Vielspindelschleifmaschine. Dagegen gründete Carl Zeiss in Jena erst 45 Jahre später seine Werkstatt für optische und feinmechanische Instrumente. Letztere wurde freilich zur Wiege der Optik- und Photonikindustrie in Europa.

Von diesem Erbe zehrt Jena bis heute. Thüringens zweitgrößte Stadt nach Erfurt ist mit ihren forschungsstarken Hightech-Unternehmen, den innovativen Start-ups, der Universität, zwei Hochschulen und zwölf Instituten eines der wichtigsten Hochtechnologiezentren in Mitteldeutschland. Die Bildungs- und Berufsmöglichkeiten dieses attraktiven Standorts ziehen Studenten, Fachkräfte und Wissenschaftler an, was wiederum zu einer hohen Nachfrage nach Wohnraum führt. Und hiervon hat in der Lichtstadt Jena niemand mehr zu bieten als das kommunale Wohnungsunternehmen jenawohnen.

jenawohnen bietet Wohnraum für jeden Geschmack und Anspruch

Zum Bestand der jenawohnen GmbH zählen neben gut 190 Gewerbeeinheiten rund 14.400 Wohneinheiten. Das ist ein Viertel aller Wohnungen in der 110.000-Einwohner-Stadt. Damit ist das Unternehmen die größte Wohnungsgesellschaft in Jena wie auch in Thüringen. Zum Vergleich: In der Landeshauptstadt Erfurt, die fast doppelt so viele Einwohner hat wie Jena, verwaltet die Kommunale Wohnungsgesellschaft KoWo rund 13.300 Wohneinheiten.

Groß ist bei jenawohnen aber nicht nur die Anzahl an Wohnungen, sondern auch deren Vielfalt. Das Angebot reicht von günstigen Geschosswohnungen über sanierte Altbauten und historische Villen bis zum ökologischen Neubau. Damit ist für jeden Geschmack und Anspruch etwas dabei. Nach Aussage von jenawohnen-Pressesprecher Gunnar Poschmann leben schätzungsweise 25.000 Menschen in Wohnungen des kommunalen Anbieters – das ist fast jeder vierte Einwohner.

Doch die jenawohnen GmbH beschränkt sich nicht nur auf das Vermieten ihres Bestands. Sie begleitet auch die dynamische Entwicklung der Saalestadt mit einem ambitionierten Neubauprogramm. Dabei stehen vor allem Familienfreundlichkeit und Barrierefreiheit im Mittelpunkt. Weitere Schwerpunkte im Neubau sind die Erweiterung des Angebots für gehobene Wohnansprüche und die Expansion ins Jenaer Umland.

jenawohnen: Geschichte und Zahlen

Die jenawohnen GmbH wurde 1958 als VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Jena zur Verwaltung von 2.000 Wohnungen gegründet. Heute betreibt das kommunale Wohnungsunternehmen 14.400 Wohnungen und mehr als 190 Gewerbeeinheiten. Damit ist sie die größte Wohnungsgesellschaft in Jena und in Thüringen.

Im Jahr 1972 erfolgte die Umfirmierung des VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Jena in VEB Gebäudewirtschaft. Bis zum 30-jährigen Jubiläum 1988 wuchs der Bestand auf 26.000 Wohneinheiten an.

Mit der Wende 1990 wurde aus dem VEB Gebäudewirtschaft die Städtische Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Jena mbH. Sie war eine hundertprozentige Tochter der Stadt. Bis 1998 sank der Bestand auf 15.940 Wohneinheiten und 288 Gewerbeeinheiten.

2002 verkaufte die Stadt Jena 94 Prozent der Städtischen Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Jena mbH an die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH. Die übrigen sechs Prozent gingen an den städtischen Eigenbetrieb Kommunale Immobilien Jena (KIJ) und verblieben damit im Besitz der Stadt.

2004 wurde die Städtische Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Jena mbH schließlich in die heutige jenawohnen GmbH umfirmiert.

An der Spitze des Thüringer Wohnungsunternehmens steht ein Architekt

Tobias Wolfrum,
 Geschäftsführer der jenawohnen GmbH. Copyright: jenawohnen GmbH
Tobias Wolfrum, Geschäftsführer der jenawohnen GmbH. Copyright: jenawohnen GmbH / Tina Pießker

Verantwortlich für die Weiterentwicklung des Unternehmens ist Tobias Wolfrum. Der studierte Architekt eröffnete nach Stationen in Berlin und Nürnberg 1997 ein Architekturbüro in Jena, leitete zwischen 2003 und 2014 verschiedene Bereiche des städtischen Eigenbetriebs „Kommunale Immobilien Jena“ und wurde 2014 für die jenawohnen GmbH tätig – zunächst als Leiter des Bereiches Technisches Management, ab 2015 als Prokurist und seit Sommer 2016 als Geschäftsführer. Als solcher ist er aktuell der Chef von 169 Mitarbeitern. Hinzu kommen elf Auszubildende, die den Beruf des Immobilienkaufmanns beziehungsweise der Immobilienkauffrau lernen.

Eine Tochter der Tochter der Tochter

Während andere kommunale Wohnungsgesellschaften meist 100-prozentige Tochterunternehmen einer Stadt sind, gestalten sich die Beteiligungsverhältnisse bei jenawohnen etwas komplexer. Die Stadt Jena ist zunächst einmal 100-prozentige Eigentümerin der Stadtwerke Jena GmbH. Diese vereint unter ihrem Dach sechs Beteiligungsgesellschaften und Tochterunternehmen für die Geschäftsfelder Energie, Mobilität, Wohnen, Freizeit und Service.

Eine dieser Beteiligungen ist die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH, die ihrerseits neun Beteiligungen und Töchter hat, von denen eine die jenawohnen GmbH ist. Deren Chef Tobias Wolfrum ist zugleich – gemeinsam mit der Investitions- und Finanzexpertin Claudia Budich – Geschäftsführer der Stadtwerke Jena GmbH, der besagten 100-prozentigen Tochter der Stadt, die damit sozusagen die Großmuttergesellschaft der jenawohnen ist.

Meilensteine der Unternehmensgeschichte der jenawohnen GmbH

Jenas größte Wohnungsgesellschaft kann im Gegensatz zu anderen kommunalen Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland wie etwa die Leipziger LWB, die Hallesche HWG oder die Chemnitzer GGG nicht auf eine rund hundertjährige Geschichte zurückblicken. Ihre Anfänge liegen in dem 1958 gegründeten VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Jena, der anfänglich 2.000 Wohnungen verwaltete und 1972 in VEB Gebäudewirtschaft umfirmierte. Bis zum 30-jährigen Jubiläum 1988 wuchs der Bestand auf 26.000 Einheiten.

Mit der Wende 1990 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in die Städtische Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Jena mbH. Acht Jahre später, zum 40-jährigen Jubiläum 1998, war der Bestand auf knapp 16.000 Wohnungen gesunken. Doch neben Abriss und Entkernung standen auch Sanierungen, Modernisierungen, Fassadenneugestaltungen, Tiefgaragenbau und Modellprojekte auf dem Programm. Im Jahr 2010 investierte das kommunale Wohnungsunternehmen, das 2004 in jenawohnen umfirmierte, den 600-millionsten Euro seit 1990 in seine Bestände. In den Folgejahren wurden zudem neue Wohnanlagen und -quartiere, Niedrigenergiehäuser, Photovoltaikanlagen, ein Hospiz und ein Wohnzentrum für Menschen mit Demenz realisiert.

Aktuelle Projekte der jenawohnen

Neubau Saaltor

Viel Aufmerksamkeit zieht jenawohnen zurzeit mit der Neubebauung der Saalstraße 6 bis 8 auf sich. Das Areal bildet den östlichen Eingang in die Jenaer Altstadt und war einst Standort des Saaltors. An dieser prominenten Stelle soll ein markantes Turmgebäude entstehen, dessen Aussehen auf das historische Stadttor Bezug nimmt. Der Neubau bekommt sechs Etagen und ist für Büro- und Gewerbeeinheiten vorgesehen.

Direkt angrenzend wird entlang der Saalstraße ein Wohn- und Geschäftshaus mit 25 Wohnungen sowie Gastronomie in der Fußgängerzone errichtet. Es ersetzt die im November 2022 abgerissenen DDR-Plattenbauten an dieser Stelle. Da die Neubebauung die historischen Baufluchten der Saalstraße aufnimmt, ergibt sich im Innenhof noch Platz für fünf kleine Stadthäuser und eine Tiefgarage. Momentan untersuchen Archäologen die Baustelle, weshalb sich der für Mitte 2023 geplante Baubeginn etwas verschieben könnte. Der Abschluss des Projekts „Neubau Saaltor“ ist für 2025 geplant.

Mit dem Saaltor-Projekt gestaltet jenawohnen den östlichen Eingang in die Jenaer Altstadt neu. Copyright: Patzschke Schwebel Planungsgesellschaft,
 Berlin
Mit dem Saaltor-Projekt gestaltet jenawohnen den östlichen Eingang in die Jenaer Altstadt neu. Copyright: Patzschke Schwebel Planungsgesellschaft, Berlin

Smartes Quartier Jena-Lobeda

In Jena-Lobeda geht derweil das erste smarte Quartier der jenawohnen auf die Zielgerade. Bis Ende 2023 werden rund 270 Wohnungen in der Ziegesarstraße 9-19 mit Smart-Home-Elementen und digitalen Lösungen zur Erleichterung des täglichen Lebens ausgestattet sein. Dazu zählen intelligente Heizungs-, Licht- und Steckdosensteuerungen, Videoklingeln für mehr Sicherheit sowie Glasfaserleitungen für schnelles Internet in jeder Wohnung.

Angeboten werden außerdem eine Mobilitäts-App, Car- und Bike-Sharing, ein Telemedizinraum für medizinische Onlineberatungen sowie intelligent gebündelte Post- und Lebensmittellieferungen zur Reduzierung des Verkehrs. Zusätzlich bietet eine Quartiersplattform durch die digitale Vernetzung der Mieter mit dem Vermieter sowie der Mieter untereinander neue Möglichkeiten der Kommunikation und des Miteinanders.

Erstes smartes Quartier der jenawohnen in Jena-Lobeda. Foto: Grafiker.org / jenawohnen
Erstes smartes Quartier der jenawohnen in Jena-Lobeda. Foto: GRAFIKERorg.de / jenawohnen GmbH

Salvador-Allende-Platz

Ein weiteres Großprojekt realisiert jenawohnen ab Mitte 2023 mit der grundhaften Sanierung von rund 320 Wohnungen am Salvador-Allende-Platz 9-23. In den Elfgeschossern aus den Jahren 1982 und 1983 werden sämtliche Rohre und Leitungen erneuert, eine moderne Heizungssteuerung und zeitgemäße Haustechnik installiert, neue Bäder eingebaut sowie barrierefreie Zugänge durch neue Aufzüge, Rampen und breite Türen geschaffen.

Ein Teil der Wohneinheiten wird zu Sechs-Raum-Wohnungen zusammengelegt, um für Familien mehr Platz zu schaffen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Das Land Thüringen fördert das Vorhaben mit 32 Millionen Euro und stellt damit günstiges Wohnen an diesem Standort für die kommenden 20 Jahre sicher. 

Großprojekt: Grundhafte Sanierung von 320 Wohnungen am Salvador-Allende-Platz ab Mitte 2023. Foto: GRAFIKERorg.de / jenawohnen
Grundhafte Sanierung von 320 Wohnungen am Salvador-Allende-Platz ab Mitte 2023. Foto: GRAFIKERorg.de / jenawohnen GmbH

Preiswürdig

Mit mehreren Projekten war jenawohnen zudem beim Deutschen Bauherrenpreis vorn dabei. 2022 wurde der originalgetreu rekonstruierte Elfgeschosser in der Schützenhofstraße mit seinen fein geschwungenen Balkonen und der Bauhaus-Formensprache nach familienfreundlichem Umbau und energetischer Sanierung unter 187 Projekten für den Deutschen Bauherrenpreis 2022 nominiert. Vier Jahre zuvor erhielten die Friedensberg-Terrassen für ihre Vielfalt an Wohnangeboten den Deutschen Bauherrenpreis 2018. Und bereits 2001 war jenawohnen für den gelungen Teilrückbau, Umbau und Neuaufbau der drei Punkthochhäuser in der Lobedaer Paul-Schneider-Straße mit dem Deutschen Bauherrenpreis Modernisierung ausgezeichnet worden.

Besonderheiten der jenawohnen

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