Wohnimmobilien: Über Fusionen und Aktien

Wohnimmobilien: Über Fusionen und Aktien

Wohnimmobilien: Über Fusionen und Aktien
Copyright: mohamed Hassan auf Pixabay

Wohnimmobilien gehören zweifelsohne zu den Profiteuren der Corona-Krise. Die zunehmende Nachfrage und die weiter ansteigenden Preise schlagen sich zumeist auch in den Aktienkursen der Unternehmen und einer erhöhten Bewertung an den Börsen nieder. Zumeist ...

Einladung zur Real Estate Mitteldeutschland

Die überaus günstige wirtschaftliche Konstellation hat Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia genutzt und der Deutschen Wohnen ein „freundliches“ Angebot für einen Zusammenschluss unterbreitet. Falls die Aktionäre diesem Deal zustimmen, würde ein Konzern mit etwa 570.000 Wohneinheiten und einer Marktkapitalisierung von über 45 Millarden Euro entstehen.

Für die geplante Fusion werden Kostensynergien im Volumen von 105 Millionen Euro angesetzt, da insbesondere die Wohnungsportfolios sowohl strategisch und als auch geographisch sehr gut zusammenpassen und sich daher durch die gemeinsame Bewirtschaftung signifikante Skaleneffekte erzielen lassen. Zudem dürfte der geplante Zusammenschluss auch die Basis für eine verstärkte Expansion in das europäische Ausland legen.

Deutscher Wohnungsmarkt trotz Großfusionen stark fragmentiert

Zusammengerechnet würde "die neue Vonovia" jedoch gerade einmal auf gut zwei Prozent Marktanteil (gerechnet auf den Mietwohnungsbestand) kommen, was die starke Fragmentierung des deutschen Wohnungsmarktes eindrücklich beschreibt, sagt Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW). Es ist bereits der dritte Versuch der Vonovia den Berliner Konzern unter seine Kontrolle zu bringen. Gegen die ersten beiden hatten sich Aktionäre und Management der Deutschen Wohnen gesperrt.

Gut positioniert ist auch noch der Wohnungskonzern LEG Immobilien, der kürzlich eine Unternehmensanleihe über 600 Millionen Euro emittiert hat. Die LEG-Aktie ist in den vergangenen zwölf Monaten um etwa elf Prozent gestiegen und wird mit Blick auf den NAV je Aktie mit einem leichten Abschlag notiert.

Aktionäre nicht immer Gewinner

Mit Blick auf den Aktienkurs hatten die Aktionäre nicht viel Freude an den Papieren der Vonovia, die Aktie konnte in den letzten 52 Wochen (Stand: 6. Juli 21) lediglich um circa zwei Prozent zulegen, während die Aktien der Deutsche Wohnen um rund 26 Prozent avancierten. Angesichts der florierenden Börse ist auch die Aktie der Adler Group schlecht gelaufen. Adler ist im vergangenen Jahr durch die Übernahme von Adler Real Estate durch den Konkurrenten ADO Properties entstanden. Zudem wurde der Projektentwickler Consus übernommen. Die Papiere haben im Ein-Jahres-Zeitraum knapp vier Prozent verloren. Dieses Minus zeigt, dass Investoren auch Milliarden-Fusionen ablehnen können.  

In Österreich scheitert Megafusion

Anfang Juli ist die geplante Übernahme der S IMMO durch die IMMOFINANZ geplatzt, nachdem die S IMMO-Hauptversammmlung eine dafür zur Bedingung gemachte Änderung des Höchststimmrechtes nicht beschlossen hat. Als Folge dessen hat die IMMOFINANZ ihr Übernahmeangebot zurückgezogen. Wäre die Übernahme zustande gekommen, wäre ein großer, in vielen Assetklassen tätiger österreichischer Immobilienkonzern entstanden, der in Europas Top-Liga mitspielt hätte.

Die Verlautbarungen über die Fusion haben den Kurs der S IMMO AG, deren Portfolio aus etwa 30 Prozent Wohnimmobilien in den Wachstumsregionen in Deutschland, Österreich sowie CEE besteht, nicht geschadet. Seit Jahresanfang ist die Aktie mit fast 30 Prozent im Plus.

Deutsche Aktien hinken hinterher

Nach Berechnungen der UBS hat sich die weltweite Marktkapitalisierung der von ihr gecoverten börsennotierten Wohnimmobilien-Unternehmen seit Jahresanfang um 18 Prozent erhöht, während die Werte der Bürounternehmen im Berichtszeitraum um ein Prozent gesunken sind. Dagegen konnten die an der deutschen Börse gelisteten Aktien, die mehrheitlich dem Wohnimmobiliensektor zugerechnet werden können, seit Jahresbeginn (Stand: 02. Juli 21) lediglich um 2,9 Prozent zulegen, im Zwölf-Monatszeitraum jedoch um knapp 17 Prozent avancieren. Im Vergleich zum global gelisteten Immobilienmarkt schnitten deutsche Immo-Aktien in der Einjahres-Betrachtung um 13 Prozent schlechter ab, auch im Vergleich zu globalen Aktien ergibt sich ein Minus von knapp elf Prozent.