Am 15. März 2022 gab Intel seine Pläne bekannt, in den kommenden zehn Jahren bis zu 80 Milliarden Euro entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette in Europa zu investieren – von der Forschung und Entwicklung über die Fertigung bis hin zum hochmodernen „Packaging“. Intels Ankündigung schließt eine geplante Investition in Höhe von zunächst 17 Milliarden Euro für den Bau einer Megafab in Magdeburg ein, die aus zwei hochmodernen Halbleiterfabriken bestehen soll.
Mit der Planung der Halbleiterfabriken in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt wurde sofort begonnen. Der Baubeginn im Industriegebiet Eulenberg direkt an der A14 im Südwesten der Stadt ist für die erste Hälfte des Jahres 2023 vorgesehen und die Inbetriebnahme für 2027 geplant - vorbehaltlich der Beihilfengenehmigung durch die EU Kommission und der Bewilligung der Förderung durch die deutschen Behörden. Die beiden Fabriken sollen Chips mit Intels fortschrittlichsten Transistortechnologien der Angström-Ära liefern.
Intel investiert 17 Milliarden in zwei Magdeburger Halbleiterfabriken
Intel plant, zunächst 17 Milliarden Euro zu investieren und alleine im Laufe der Bauarbeiten 7.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Als Ergebnis der Bauarbeiten sollen 3.000 dauerhafte High-Tech-Arbeitsplätze für Intel selbst entstehen und zehntausende zusätzliche Arbeitsplätze bei Zulieferern und Partnern. Das würde das Vorhaben zur größten branchenbezogenen Firmenansiedlung in Deutschland seit Jahrzehnten machen.

Magdeburg hatte sich in einem Bewerbungsverfahren gegen zahlreiche andere europäische Bewerber (darunter auch Dresden) durchgesetzt: „Unsere umfangreiche Bewerbung, die vielen Gespräche und nicht zuletzt die Schaffung der planerischen Voraussetzungen für den Eulenberg haben sich gelohnt. Der geplante Bau der Mega-Chipfabrik von Intel wird die bislang größte Investition in der Geschichte unserer Stadt. Das Vorhaben des Chip-Herstellers wird Magdeburg zu einem Wirtschaftszentrum in der Mitte Europas wachsen lassen“, betonte Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper anlässlich der Intel-Entscheidung.
Video: Pressekonferenz zur Milliardeninvestition im Alten Rathaus Magdeburg
Intels weitere Europa-Pläne
Intel plant, den neuen Magdeburger Standort als "Silicon Junction" zu bezeichnen. Dieser "Silicon Junction" soll als Verbindungspunkt für andere Innovations- und Fertigungszentren im ganzen Land und in der Region dienen. Darüber hinaus möchte Intel ein neues Forschungs-, Entwicklungs- und Designzentrum in Frankreich errichten sowie seine Kapazitäten in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Fertigung, Auftragsfertigung (Foundry) und Backend-Fertigung in Irland, Italien, Polen und Spanien weiter ausbauen.
Dazu Pat Gelsinger, CEO von Intel: „Die von uns geplanten Investitionen sind ein wichtiger Schritt sowohl für Intel als auch für die EU. Der ‚EU Chips Act‘ ermöglicht es der Privatwirtschaft und öffentlichen Hand, gemeinsam Europas Position im Halbleitersektor signifikant zu stärken. Intel möchte bei der Gestaltung der digitalen Zukunft Europas in den kommenden Jahrzehnten eine wesentliche Rolle spielen.“
Die Intel-Ansiedlung und ihre Chancen: Kommunalpolitik muss schnell richtige Weichen stellen
Update vom 15. Juni 2022: Nach der Entscheidung des Chip-Giganten Intel in den Bau zweier Halbleiterfabriken zu investieren und dabei bis zu 10.000 Arbeitsplätze zu schaffen, sieht der BFW Landesverband Mitteldeutschland e.V. jetzt die Magdeburger Kommunalpolitik am Zug. Sie müsse schnell die nötigen Voraussetzungen für den zu erwartenden zusätzlichen Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen schaffen. „Dass sich Magdeburg in diesem harten Standortwettbewerb durchsetzen konnte, hat uns alle froh und stolz gemacht“, betont Peter Pfeffer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverband Mitteldeutschland e.V.
„Die damit verbundene einmalige Chance, die Stadt in allen Bereichen deutlich voranzubringen, kann aber nur genutzt werden, wenn die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung ihrer Verantwortung gerecht werden und jetzt die richtigen Weichen stellen.“
Prognosen gehen davon aus, dass Magdeburg durch die Ansiedlung bis zu 15.000 Einwohner hinzugewinnt. Diese benötigen passenden Wohnraum, aber auch Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten, Freizeit- und Sportmöglichkeiten. Der BFW Landesverband erwartet eine wachsende Nachfrage insbesondere bei größeren, höherwertig ausgestatteten Wohnungen für Familien sowie bei Einfamilienhäusern. Auch Wohnungen im mittleren Mietsegment seien nicht ausreichend vorhanden.
Peter Pfeffer weist darauf hin, dass sich in der Landeshauptstadt gegenwärtig rund 6.000 Wohnungen in Planung befinden. Diese müssten nun zügig realisiert werden. Die erst vor wenigen Tagen vom Magdeburger Stadtrat beschlossene Bebauungsplansatzung für das Projekt „Börde Bogen“ mit mehr als 800 Wohnungen wertet Peter Pfeffer als Schritt in die richtige Richtung.
Weitere Forderungen des BFW:
- Es müssen Konzepte zum Abbau des Wohnungsleerstandes entwickelt werden.
- Es müssen Konzepte zur Ausweisung weiterer Gebiete für den Wohnungsbau entwickelt werden.
- Die Magdeburger Kommunalverwaltung muss das Tempo von Baugenehmigungs- und Bauleitplanungsverfahren erhöhen.
- Abläufe in den Verwaltungen müssen gestrafft werden und es muss effizienter kommuniziert werden.
- Zum Auffangen des parallel steigenden Bedarfes an Produktions- und Büroflächen für Zulieferer und regionale Unternehmen sollen aktuell brachliegende Gewerbe- und Industriestandorte revitalisiert werden.
- Die Förderung von Mixed-Use-Quartieren (wie das „M1 – Magdeburger Tor“ von der AOC | Die Stadtentwickler GmbH, in dem hochwertige Wohn- UND Gewerbeflächen entstehen).