Ökotopia: Freiflächenwettbewerb für Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz ist entschieden

Ökotopia: Freiflächenwettbewerb für Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz ist entschieden

Ökotopia: Freiflächenwettbewerb für Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz ist entschieden
Der B-Plan für den Wilhelm-Leuschner-Platz, Leipzigs prominenteste Brachfläche, steht. Copyright: Marc Dietzel / IMMOCOM.

Leipzigs Wilhelm-Leuschner-Platz harrt als riesige innerstädtische Brachfläche seit nunmehr fast 70 Jahren seiner Bebauung. Nach einigem Hin und Her steht seit Anfang Juni 2023 endlich der Bebauungsplan. Dieser schafft die Voraussetzungen für einen grünen Stadtplatz und ein nutzungsgemischtes Quartier – mit einer wiederbelebten Markthalle, einem Bildungscampus mit Volkshoch- und Musikschule, Institutionen aus dem Bereich Wissenschaft und Universität sowie Platz für zentral gelegene Wohnungen.

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Artikel vom 15.03.2021: Leipzigs Wilhelm-Leuschner-Platz harrt als riesige innerstädtische Brachfläche seit nunmehr fast 70 Jahren seiner Bebauung. Der hierfür notwendige Bebauungsplanentwurf wurde nun noch einmal angepasst und soll am 24. März 2021 dem Stadtrat vorgelegt werden. Die Neuerungen stellten Oberbürgermeister Burkhard Jung, Baubürgermeister Thomas Dienberg und Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke am 1. März 2021 im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vor. Sie betreffen vor allem das Segment Wohnen sowie die Errichtung einer neuen Markthalle.

Wohnflächenanteil erhöht sich um mehr als 5.000 Quadratmeter

Der B-Plan umfasst drei Baufelder mit insgesamt acht Kerngebieten (MK) und einem Sondergebiet (SO). Im Vergleich zum bisherigen Entwurf ergeben sich hier nun eine Reihe durchaus erheblicher Veränderungen: Der Wohnflächenanteil erhöht sich im südlichen (MK 5 und 6 mit mindestens 80 Prozent) und nördlichen (MK 1 mindestens 80 Prozent) Baufeld. Das mittlere Baufeld wird um eine mindestens zehnprozentige Wohnnutzung ergänzt. Hieraus resultiert eine Erhöhung des Wohnanteils um mehr als 5.000 Quadratmeter von 16.600 Quadratmetern auf 22.300. Eine Verlagerung der Wohnflächen in andere Baufelder soll nun nicht mehr möglich sein. Gleichsam wird nicht länger beabsichtig, erhebliche Teile der Stadtverwaltung im Bebauungsplangebiet unterzubringen. Der ursprünglich für das südliche Baufeld vorgesehene Global Hub soll indes im mittleren Feld entstehen, wo er an eine überbaute Markthalle angrenzen wird.

Besonderer Fokus auf Markthalle

Besonderer Fokus lag bei der Pressekonferenz auf ebenjener Markthalle. Ein nunmehr nahezu abgeschlossenes unabhängiges Gutachten zu diesem Schlüsselbauwerk kommt zu dem Schluss, dass sich der Leuschnerplatz zum einen sehr gut als Standort eigne und das Konzept zum anderen unter bestimmten Rahmenbedingungen wirtschaftlich tragbar sei. Die beauftragten Gutachter der SK Standort & Kommune Beratungs GmbH aus Fürth erachten demnach verkleinerte Markthallenvarianten mit ergänzenden Komplementärnutzungen und vor allem einem Supermarkt als wirtschaftlichem Anker für sinnvoll. Die Vorzugsvariante verfügt dabei über 18 Marktstände. Eine größere Variante mit 30 Marktständen erscheine hingegen als zu optimistisch.

Gastronomie, Supermarkt und Design/Handwerk

Die geringe Zahl der Stände ergibt sich aus der Herausforderung einer „Balance zwischen Konkurrenzeffekten zum Wochenmarkt und der Schaffung einer hinreichenden Attraktivität aus Konsumentenperspektive“. Neben ihrer Dimensionierung erreicht die Vorzugsvariante dies durch die Bausteine Gastronomie, Supermarkt und Design/Handwerk. In der Gastronomie könnte die Halle das vorhandene Angebot mit Imbissständen, die etwa auf dem Wochenmarkt fehlen, sowie bislang unterrepräsentierten Segmenten wie französische, spanische oder japanische Küche abrunden. Der erwähnte Supermarkt sorgt wiederum für eine gute Grundauslastung und eine kontinuierliche Kundenfrequenz. Als Ort für Design und Handwerk sehen die Gutachter die Markthalle wiederum, da sich diese bislang dispers auf das Stadtgebiet verteilen. Eine Bündelung solcher Stände würden zu einer besseren Erschließung der Absatzmärkte sowie zu einer Steigerung der Attraktivität der Halle beitragen.

Ort für Wissenschaft und Forschung

Neben den Wohnflächen und dem Markt wird der Wilhelm-Leuschner-Platz vor allem ein Ort für Wissenschaft und Forschung sein. Vier Einrichtungen nationalen Ranges sind hier geplant:

1. Die juristische Fakultät mit 26 Lehrstühlen für etwa 4.000 Studierende.

2. Das Forum Recht – ein öffentliches Diskurszentrum zu Rechtsthemen mit Synergien zur juristischen Fakultät.

3. Global Hub: Ein interdisziplinäres Forschungsinstitut zu Globalisierungsthemen mit rund 500 Mitarbeitern.

4. Das Leibnitz-Institut für Länderkunde – ein außeruniversitäres Geographie-Forschungsinstitut samt Bibliothek mit circa 80 Mitarbeitern.

Mögliche Unterbringung der städtischen Musikschule

Offen bleibt so weit die Bebauung öffentlicher Flächen westlich des mittleren Baufeldes. Mögliche Nutzungen wären hier Büro- und Verwaltungseinrichtungen, Anlagen für kirchliche, soziale, gesundheitliche, sportliche und kulturelle Zwecke, Wohnungen und sonstige nicht störende Gewerbebetriebe. Momentan liebäugelt die Stadt Leipzig mit der Unterbringung der städtischen Musikschule.

Klimaschutzquartier

Der neue Leuschnerplatz soll auch ein Klimaschutzquartier werden. Hierfür sind verschiedene umweltbezogene Maßnahmen im B-Plan festgelegt wie Begrenzung der Kfz-Stellplätze, keine Verschlechterung der Baumanzahl, Erhalt und Neuanpflanzung von Strauchflächen, intensive Dachbegrünung und Bodenüberdeckung auf den Tiefgaragen sowie bauliche Vorkehrungen für Photovoltaik und Artenschutzmaßnahmen. Die bauliche Umsetzung wird dabei durch ein Artenschutz-, ein Regenwasserbewirtschaftungs- und ein Energieversorgungskonzept begleitet.

Vorgesehene Einrichtungen nach Baufeldern:

Nördliches Baufeld: Wohnen (MK 1: 8.000 Quadratmeter), Forum Recht/Uni (MK 2: 18.750 Quadratmeter), Universität (MK 3: 6.250 Quadratmeter)

Mittleres Baufeld: Wohnen (SO Markthalle: 4.500 Quadratmeter), Markthalle/Global Hub (SO Markthalle: 19.000 Quadratmeter)

Südliches Baufeld: Wohnen (MK 5: 7.000 Quadratmeter; MK 6: 2.800 Quadratmeter), Institut für Länderkunde (MK 7: 11.750 Quadratmeter)

Markthalle adé? Bildungscampus für Musikschule und Volkshochschule geplant

Update vom 21. Juni 2022: Die Stadt Leipzig möchte auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz einen gemeinsamen Bildungscampus für die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ und die Volkshochschule Leipzig errichten. Beide Einrichtungen leiden unter den baulichen Beschränkungen in ihren derzeitigen Gebäuden. Gutachten ergaben, dass eine Sanierung der Gebäude Petersstraße 43 (Musikschule) und Löhrstraße 3-7 (Volkshochschule) nicht allen technischen und räumlichen Bedarfen der Einrichtungen gerecht wird. Außerdem hatte bereits 2020 eine Studie ergeben, dass eine Sanierung deutlich teurer würde als ein gemeinsamer Neubau.

Geplant ist nun ein Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 25.000 Quadratmetern für beide Einrichtungen zusammen. Diese würden sich dann unter anderem Foyer, Schließfächer, Garderobe, Bibliothek, Sanitäreinrichtungen, Archiv und Lager sowie einen großen Saal und ein Café teilen. Stimmt der Stadtrat dem Vorhaben zu, soll bis Ende des zweiten Quartals 2023 ein Planungsbeschluss erarbeitet werden. Widerstand an diesem Vorpreschen der Leipziger Verwaltungsspitze regt sich in den Fraktionen von Bündnis 9o / Die Grünen und CDU, die sich nach wie vor für die häufig gewünschte Markthalle am Standort stark machen und diese durch das Vorhaben gefährdet sehen.

Architekturwettbewerb für Forschungsbau Global Hub beendet

Update vom 27. Juni 2022: Auf dem mittleren Baufeld des Wilhelm-Leuschner-Platzes soll in den kommenden Jahren ein Forschungsbau der Universität Leipzig, das Global Hub, entstehen. Im Neuen Rathaus werden ab Mittwoch, 29. Juni, die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs für das Gebäude vorgestellt. In dem vom Freistaat Sachsen – vertreten durch den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement – in Kooperation mit der Stadt Leipzig durchgeführten Wettbewerb waren zudem Lösungen für die unmittelbar angrenzende städtische Bebauung mit der Markthalle sowie der Musik- und Volkshochschule gesucht.

Der Forschungsbau Global Hub bietet mehreren Einrichtungen der Universität Leipzig künftig eine neue Heimat – etwa dem Global and European Studies Institute, dem Institut für Afrikastudien sowie dem Religionswissenschaftlichen Institut. Knapp 500 Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen sollen hier arbeiten können. Als Sieger für den Gebäudeentwurf ging das Leipziger Büro Schulz und Schulz Architekten hervor – das Preisgericht lobt die „sensible und angemessene architektonische Haltung“ der Pläne. Für die städtebaulichen Entwürfe wurde nur ein zweiter Platz vergeben – hier entschied sich das Preisgericht für Baumschlager Eberle Architekten aus Berlin.

Des Weiteren haben Bund und Land die noch offenen Fragen zur Finanzierung des Neubaus für das Leibnitz-Institut für Länderkunde auf dem Leuschner-Platz geklärt. Insgesamt stehen jetzt 48 Millionen Euro zur Verfügung und der Baustart könnte 2022 erfolgen.

AnkerBebauungsplan für Wilhelm-Leuschner-Platz steht

Update vom 06. Juni 2023: Der nächste Meilenstein für die Transformation des Wilhelm-Leuschner-Platzes ist erreicht: Der städtebauliche und planerische Rahmen für eine der letzten innerstädtischen Leerstellen ist gesetzt. Der Bebauungsplan Nr. 392 „Wilhelm-Leuschner-Platz“ wurde jetzt durch den Oberbürgermeister Burkhard Jung bestätigt. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich in seiner Sitzung am 5. Juli 2023 darüber. Burkhard Jung: „Leipzig bekommt eine neue, lebendige Mitte: Mit Platz für Wissenschaft und Wohnen, für ein Museum, die Markthalle, Musik- und Volkshochschule, viel Grün – und nicht zuletzt für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal.“

Das rund sechs Hektar große Stadtquartier unmittelbar südlich der Innenstadt ist seit der Zerstörung im Krieg unbebaut. Der im Jahr 2017 vom Stadtrat für den Platz beschlossene Masterplan stellt die Grundlage des jetzt vorliegenden Bebauungsplanes dar. Ausgangspunkt war die Vorentwurfskonzeption der Architekten Professor Pelèák und Professor Wolf (Brünn/Leipzig). Der Bebauungsplan schafft nun die Voraussetzungen für einen grünen Stadtplatz und ein nutzungsgemischtes Quartier – mit einer wiederbelebten Markthalle, einem Bildungscampus mit Volkshoch- und Musikschule, Institutionen aus dem Bereich Wissenschaft und Universität sowie Platz für zentral gelegene Wohnungen. Die überbaute Markthalle wird auf dem historischen Markthallengrundstück platziert. Das Baudenkmal des ehemaligen Bowlingtreffs wird integriert – hier ist das neue Naturkundemuseum schon gesetzt. 

Der Debauungsplan für die innerstädtische Brache am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig steht. Copyright: Stadt Leipzig
Der Bebauungsplan für die innerstädtische Brache am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig steht. Copyright: Stadt Leipzig

Autoarmes Quartier mit idealer ÖPNV-Anbindung

Einen ganz wesentlichen Part machen umweltbezogene Festlegungen aus – es hatte zuletzt immer wieder Kritik gegeben, weil die Arbeiten in den gewachsenen Gehölzbestand eingreifen: Das Quartier bietet künftig nur eine sehr begrenzte Anzahl Pkw-Stellplätze, es ist als autoarmes Viertel mit idealer ÖPNV-Anbindung konzipiert. Prämisse ist zudem, dass sich die Anzahl vorhandener Bäume nicht vermindern darf, zusätzliche Sträucher sollen gepflanzt werden. Photovoltaikanlagen und intensive Dachbegrünung sind ebenso vorgesehen wie Bodendecker auf Tiefgaragen, ein Konzept zur Regenwasserbewirtschaftung auf den Freiflächen sowie zur Artenvielfalt.

Neben dem Naturkundemuseum stehen weitere Vorhaben und Ansiedlungen bereits fest: Das Institut für Länderkunde wird noch im Sommer Baustart feiern, auch die wissenschaftliche Einrichtung „Global Hub“ will in diesem Jahr eine Baugenehmigung erhalten. Die Juristenfakultät der Universität Leipzig sowie ein Neubau der Bundesstiftung Forum Recht ziehen ebenfalls auf den Wilhelm-Leuschner-Platz. Die Stiftung Friedliche Revolution platziert vor Ort einen Informationspavillon und auch der Freiflächenwettbewerb für den Platz soll in den nächsten Monaten beginnen.

Freiflächenwettbewerb: Ergebnisse der Bürgerbeteiligung fließen ein

In die Aufgabenstellung für diesen Wettbewerb fließen die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung ein. So sehen 85 Prozent der Befragten in den Punkten Aufenthalt und Erholung die vorrangige Funktion des Wilhelm-Leuschner-Platzes. Nach der Atmosphäre befragt, wünschten sich 52 Prozent einen „bepflanzten, blumigen, kleinteiligen“ Ort wie etwa der Platz am Steintor in Halle. Das Amt für Umweltschutz hat für den Wettbewerb für das westliche Areal vorgegeben, dass mindestens 3.000 Quadratmeter als zusammenhängende Grünfläche eingeplant werden sollen – als so genannte Klimakomfortinsel. Maximal 3.500 Quadratmeter dürfen versiegelt werden. Die Ausschreibung ist für Juli 2023 geplant, im Februar 2024 entscheidet eine Jury dann über die Wettbewerbsergebnisse.

In einer Studie führen das Stadtplanungsamt und das Referat Strategische Kulturpolitik derzeit zudem die Flächenbedarfe von Volkshochschule, Musikschule, Markthalle und Wohnen zusammen. Die Ergebnisse werden in Kürze öffentlich vorgestellt und können als Vorlage für einen Realisierungswettbewerb zum Bildungs- und Markthallencampus dienen. 

AnkerPläne für Markthalle auf dem Leipziger Leuschner-Platz werden konkreter

Update vom 21.06.2023: Für eine mit Musik- und Volkshochschule (VHS) sowie Wohnungen überbaute Markthalle auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz im Leipziger Zentrum liegt nun eine detaillierte Flächenstudie vor, die den Neubau zwischen den zukünftigen Nutzern aufteilt. Demnach erhielte die VHS knapp 12.000 Quadratmeter Fläche, die Musikschule fast 9.500. Bis zu 45 Wohnungen fänden in einer vierten und fünften Etage Platz. Der Leipziger Stadtrat muss dem Konzept noch zustimmen.

Mit der Flächenstudie wurde das Leipziger Architekturbüro Hentsch beauftragt. Sie sieht für die Markthalle einen lichtdurchfluteten überdachten Innenraum vor, der von einem Ring aus gastronomischen Betrieben mit maximal 100 Quadratmetern Nutzfläche umschlossen wird. Diese sollen von außen zugänglich und nach innen durchlässig sein. An der Südwestecke der Halle ist ein größerer Betrieb wie eine Brauereigaststätte oder ein Kaffeehaus mit Außengastronomie geplant. Innen soll es einen gemeinsamen Foodcourt mit Sitzplätzen für Kunden aller Anbieter geben. Um möglichst viele Anbieter ansiedeln zu können, sollen die Marktstände zwischen 20 und maximal 50 Quadratmeter groß sein. Der geplante Einkaufsmarkt als Ankerpunkt der Markthalle wird auf 800 Quadratmeter Fläche beschränkt. Es soll möglichst kein konventioneller Discounter oder Supermarkt sein, sondern ein Markt, der die regionalen Produkte der Marktstände ergänzt.

Start der Neuentwicklung des Leuschner-Platzes: Spatenstich für Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde

Update vom 27. Oktober 2023: Der heutige symbolträchtige erste Spatenstich für den Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) macht den Anfang: Der Wilhelm-Leuschner-Platz verändert in den kommenden Jahren komplett sein Angesicht, aus der Brache wird ein modernes Stadtquartier mit einem grünen Stadtplatz. Oberbürgermeister Burkhard Jung sagt: „Endlich geht’s los. Wir starten mit dem Beginn des Wissenschafts-Campus, Kultur und Handel, Museen und Forum Recht werden folgen. Lebendig und spannend soll der neue Wilhelm-Leuschner-Platz werden.“

Der vom Büro Henchion und Reuter (Berlin/Dublin) entworfene, sechsstöckige Institutsneubau vereint mehrere Funktionen am Platz: Mit Bibliothek und Archiv bietet er künftig auf 6.000 Quadratmetern Nutzfläche Platz für über 150 Beschäftigte – und daneben für öffentliche Ausstellungen und Veranstaltungen. Der im Grundriss dreieckige Bau mit Bibliotheks- und Magazintrakt in der Gebäudespitze orientiert sich über die Gliederung der Fassade sowie die Ausrichtung der Eingangssituation klar auf den Wilhelm-Leuschner-Platz mit Stadtbibliothek und Propsteikirche St. Trinitatis.

Ein Vorläufer des Leibniz-Instituts für Länderkunde war 1896 im Leipziger „Museum für vergleichende Länderkunde“ in der heutigen Stadtbibliothek entstanden. Somit kehrt das derzeit noch im „Behördenzentrum“ Paunsdorf beheimatete IfL an seinen Gründungsort in der Innenstadt zurück. Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen beim Spatenstich: „Es wird höchste Zeit, dass dieses Institut vom Stadtrand in die Leipziger Mitte zurückkehrt und hier, gleich neben der Universität, zum Knotenpunkt für Forschung, Diskussion und Austausch wird. Im Neubau hat künftig nicht nur die Forschung Platz, hier gibt es auch genügend Raum für Vorträge, Tagungen, Seminare und Ausstellungen, die gerade auch von den Leipzigerinnen und Leipzigern besucht werden können.“ Der Bezug des Gebäudes ist bereits für 2026 vorgesehen.

Visualisierung des Leibniz Instituts für Länderkunde. Copyright: IfL / Henchion Reuter Architekten
Visualisierung des Leibniz-Instituts für Länderkunde. Copyright: IfL / Henchion Reuter Architekten

Was auf dem Leuschner-Platz entsteht

In diesem Sommer hatte der Stadtrat den Bebauungsplan Nr. 392 „Wilhelm-Leuschner-Platz“ beschlossen – als planerische Grundlage für die bauliche Transformation inmitten der City. Vorgesehen sind neben einer Freifläche im westlichen Bereich des Platzes das Naturkundemuseum im ehemaligen Bowling-Treff sowie zusammen mit der wiederbelebten Markthalle ein Bildungscampus mit Volkshoch- und Musikschule. Neben dem IfL sind zudem weitere Institutionen aus dem Bereich Wissenschaft und Universität, das Forum Recht sowie Platz für zentral gelegene Wohnungen geplant.

In unmittelbarer Nähe des IfL geht es bereits in diesem Jahr baulich rege voran: Noch bis Ende Oktober wird eine Fernwärmeleitung aus dem Baufeld des „Global Hub“ der Universität in die Grünewaldstraße verlegt. Ab Dezember soll zudem der Keller der historischen Markthalle in Teilen abgebrochen werden – beides dient dazu, Baufreiheit für die neue wissenschaftliche Einrichtung zu schaffen. Die Grundsteinlegung für das „Global Hub“ ist noch für Frühjahr des kommenden Jahres vorgesehen. Der Forschungsbau beherbergt künftig mehrere Einrichtungen der Universität Leipzig, darunter das Global and European Studies Institute, das Institut für Afrikastudien sowie das Religionswissenschaftliche Institut. Es ist zudem als Ort für Austausch und vielfältigen Wissenstransfer konzipiert.

Baufeld zwischen Brüder- und Windmühlenstraße. Copyright: Leibniz Institut für Länderkunde
Baufeld zwischen Brüder- und Windmühlenstraße. Copyright: Leibniz-Institut für Länderkunde

Freiflächenwettbewerb für Platzfläche läuft

Darüber hinaus läuft aktuell der Freiflächenwettbewerb zur Gestaltung der Platzfläche, im März ist hier eine Entscheidung zu erwarten. Daran schließt der künstlerische Wettbewerb für das Freiheits- und Einheitsdenkmal an. Eine Jury entscheidet dann im Oktober 2024, wie das Denkmal ausgestaltet wird. 

Weil die Bauarbeiten teilweise in den gewachsenen Gehölzbestand eingreifen und damit bereits während der Bauphase des Quartiers die Artenvielfalt auf dem Platz geschützt wird, entsteht mit der Vegetationsperiode im kommenden Frühjahr ein so genanntes Zwischengrün: Auf den Flächen nördlich des Citytunnel-Aufgangs werden dann temporär 28 Bäume und 162 Sträucher angepflanzt. Die neuen Bäume sollen dann später auf ihre dann finalen Standorte innerhalb des Wilhelm-Leuschner-Platzes umgesetzt werden. Auch die künftigen Nachbarn kooperieren beim Thema Artenschutz: So soll die neue Dachbegrünung des Leibniz-Instituts für Länderkunde später den Bienenvölkern des Naturkundemuseums eine Heimat bieten.

Die umfangreiche Begrünung und neueste Gebäudetechnik sorgen beim IfL zudem dafür, dass der Betrieb umweltschonend erfolgt und nur geringe Unterhaltskosten erwartet werden. Insgesamt sind Baukosten von 47 Millionen Euro eingeplant, die vom Bund und dem Freistaat getragen werden.

Freiflächenwettbewerb für Wilhelm-Leuschner-Platz ist entschieden

Update vom 08. März 2024: Der Wilhelm-Leuschner-Platz soll grüner und widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel werden. Unter dieser Prämisse hat das Atelier Loidl Landschaftsarchitekten den Freiflächenwettbewerb für das innerstädtische Areal für sich entschieden. Ein Preisgericht unter Vorsitz von Professor Burkhard Wegener, Landschaftsarchitekt aus Köln, hatte am Freitag nach zweitägiger Sitzung für den Entwurf aus Berlin gestimmt. In der Fachjury saßen neben Baubürgermeister Thomas Dienberg und Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke auch Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrates. Sie konnten aus 23 eingesandten Entwürfen wählen.

Ein Einblick in den Siegerentwurf für die Freiflächen am Wilhelm-Leuschner-Platz.
Ein Einblick in den Siegerentwurf für die Freiflächen am Wilhelm-Leuschner-Platz. Copyright: Martin Schmitz M. Sc., Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH

Der Entwurf „Ökotopia“ verbindet großzügige Spiel- und Sportmöglichkeiten, grüne Aufenthaltsräume sowie urbane Plätze für die Öffentlichkeit. Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt: „Das ist der Startschuss dafür, weite Teile des Wilhelm-Leuschner-Platzes zu entsiegeln und die Freiflächen ökologisch wertvoll und mit hoher Aufenthaltsqualität zu gestalten. Insgesamt ist der Entwurf ein zukunftsweisender Vorschlag für einen grünen Stadtraum, der hohe Anforderungen an Klimaresilienz und variable Nutzbarkeiten für Anwohner, Besucher und Nutzerinnen bestmöglich erfüllen kann.“ Mehr Grün hatten sich auch die Leipzigerinnen und Leipziger für den Platz gewünscht: Im Zuge der Bürgerbeteiligung befragt, votierten 52 Prozent für einen „bepflanzten, blumigen, kleinteiligen Ort“.

Mit dem im vergangenen Jahr beschlossenen Bebauungsplan war der städtebauliche und planerische Rahmen zur Platzgestaltung gesetzt. Die Entwürfe im Freiflächenwettbewerb sollten jedoch nicht nur die geplante Bebauung aufnehmen: Aufenthaltsflächen, Bewegungsangebote und gestaltete Grünflächen waren ebenso gefragt wie Ideen zum Umgang mit Regenwasser. Zugleich gibt der Gewinnerentwurf den Rahmen vor, in dem in den kommenden Jahren das Freiheits- und Einheitsdenkmal entstehen soll. Der künstlerische Wettbewerb für dieses Denkmal soll im März starten und noch im Oktober entschieden werden. Es ist vorgesehen, dass ein Vertreter des Atelier Loidl mit in dieser Jury sitzt.

Die Stadt wird zudem mit dem Berliner Büro prüfen, ob die bereits vorgesehene Zwischenbegrünung, eine temporäre Bepflanzung der rund 2000 Quadratmeter nördlich des Citytunnel-Aufgangs, umgesetzt werden soll – oder ob bereits jetzt im Einklang mit dem Siegerentwurf Pflanzungen erfolgen können. Ziel ist es, dass ab Herbst 2024 erste Bäume und Sträucher gepflanzt werden.

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