Mieten in Großstädten steigen von Corona unbeeindruckt weiter an

Mieten in Großstädten steigen von Corona unbeeindruckt weiter an

Mieten in Großstädten steigen von Corona unbeeindruckt weiter an
Die Mieten schlugen auch 2020 mehr auf die Geldbörsen durch. Copyright: ds_30 auf Pixabay

Lockdown, Kurzarbeit, Corona-induzierte Arbeitslosigkeit - und dennoch wurde das Wohnen 2020 vielerorts teurer. Wie unbeeindruckt sich der Wohnungsmarkt von der Corona-Krise zeigt, verdeutlicht eine Analyse von immowelt, die die aktuellen Angebotsmieten in 80 deutschen Großstädten mit denen des Vorjahres vergleicht.

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Im Krisenjahr 2020 lässt sich am Wohnungsmarkt keine Trendwende beobachten. Die anhaltende Corona-Pandemie hat keine merklichen Auswirkungen auf die Angebotsmieten: In 67 der 80 analysierten Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern sind die Quadratmeterpreise von Wohnungen mit 40 bis 120 Quadratmetern im abgelaufenen Jahr weiter gestiegen.

Im Osten weiterhin günstiges Niveau bei den Angebotsmieten

Höhere Preise bei Neuvermietungen müssen auch Wohnungssuchende in Großstädten in Ostdeutschland bezahlen, allerdings bleibt das Niveau im deutschlandweiten Vergleich weiterhin niedriger. Leipzig und Dresden sind beliebte und boomende Städte, trotzdem finden Mieter noch Wohnraum zu Preisen von unter acht Euro pro Quadratmeter: In Dresden werden im Median 7,70 Euro verlangt – drei Prozent mehr als 2019. Leipziger müssen bei Neuvermietung im Mittel 7,00 Euro (+3 Prozent) für den Quadratmeter zahlen. Zwischen Leipzig und Dresden platziert sich die thüringische Landeshauptstadt Erfurt mit 7,60 Euro pro Quadratmeter. Ein Anstieg um einen Prozent im Vergleich zum Vorjahr (7,50 Euro pro Quadratmeter). 

Günstiger ist es in Chemnitz, wo die Miete um zwei Prozent auf 5,20 Euro pro Quadratmeter stieg, und in Halle, wo im  Vergleich zum Vorjahr der Quadratmeterpreis von 6,00 Euro gehalten werden konnte. In der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg wohnt man zum gleichen Preis wie in Halle. Auch hier konnte im Vergleich zum Vorjahr keine Veränderung des Quadratmeterpreises festgestellt werden. Ein Ausreißer im Osten ist Jena: Dort steigt das Preisniveau auf 9,30 Euro und ist damit zwei Prozent höher als 2019. In der Vergangenheit sorgten dort vor allem die vielen Studierenden für eine große Nachfrage nach Wohnraum und gehobene Mieten. Trotz Corona scheint das Niveau in der thüringischen Stadt derzeit noch nicht ausgereizt.

Trotz Mietendeckel steigen die Mieten in Berlin - In Potsdam fallen die Preise

Noch teurer ist es in Berlin, wo Mietwohnungen für 12,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Die Hauptstadt ist jedoch ein Sonderfall, denn dort soll der im Februar 2020 eingeführte Mietendeckel eigentlich einen weiteren Anstieg verhindern. Bestandswohnungen werden in der Tat günstiger, aber das Angebot schrumpft. Obendrein klettern die Mieten in unregulierten Neubauten (Baujahr ab 2014) nun umso stärker. Über das ganze Angebot betrachtet wachsen die Angebotsmieten daher auch in Berlin um fünf Prozent. 

In Potsdam hingegen fielen die Mieten von 10,40 auf 9,90 Euro pro Quadratmeter. Die Mieter der Universitätsstadt profitieren dabei von dem abfallenden Nachfragedruck ausbleibender Studenten. Siehe auch letzter Absatz dieses Artikels.

Millionenstädte verteuern sich weiter

In anderen bereits hochpreisigen Metropolen wird das Wohnen ebenso teurer. In Köln steigt das Preisniveau bei Neuvermietungen um sechs Prozent auf 11,50 Euro, in Hamburg um drei Prozent auf 12,10 Euro. Berlin verteuert sich wie oben gezeichnet. Auch in der teuersten Stadt München klettert das Mietniveau weiter: Der Quadratmeterpreis erhöht sich um zwei Prozent auf 18,60 Euro im Median.

Bis zu zwölf Prozent: heftige Zuwächse im Umland von Stuttgart

Die höchsten Anstiege verzeichnen Reutlingen mit zwölf Prozent (10,30 Euro) und Pforzheim mit neun Prozent (8,50 Euro). Beide sind nur knapp über der Marke von 100.000 Einwohnern, aber einerseits wirtschaftlich prosperierende Städte und andererseits unweit des Ballungsraums Stuttgart. In der Landeshauptstadt stieg der Preis auf 13,60 Euro (+3 Prozent). Reutlingen und Pforzheim waren schon immer auch für Pendler attraktiv. Diese Attraktivität dürfte angesichts steigender Home-Office-Quoten sogar noch steigen, da Wohnungssuchende mit Option auf Heimarbeit auch weitere Wege nicht scheuen, wenn sie nicht mehr täglich pendeln müssen.

Der Einzugsbereich von großen Ballungsräumen könnte so noch größer werden. Denn derzeit gilt: Hochpreisig ist und bleibt es vor allem dort, wo große Zentren von überregionaler Bedeutung in unmittelbarer Nähe sind: In Mainz steigt das Niveau auf 12,10 Euro (+5 Prozent), in Offenbach am Main auf 11,10 Euro (+5 Prozent) – beide sind bei Frankfurt am Main (14,60 Euro). In Augsburg macht sich bei 10,70 Euro (+7 Prozent) auch die Nähe zu München bemerkbar.

Kleinere Universitätsstädte beobachten Entlastung am Wohnungsmarkt

Eine verhaltene Entlastung auf dem Wohnungsmarkt stellt sich derzeit vor allem in kleineren Universitätsstädten ein. Weil es wegen Corona weniger Präsenzveranstaltungen an Hochschulen gibt, sind weniger Studenten auf Suche nach einer Bleibe. Ein leichter Rückgang der Angebotsmieten von drei Prozent ist in Heidelberg (11,60 Euro) und Erlangen (10,60 Euro) zu beobachten. In Münster sinkt das Niveau im Vorjahresvergleich um vier Prozent auf zehn Euro. Über 25.000 Studierende sind in Potsdam eingeschrieben. Nach zuletzt starken Anstiegen, auch wegen der Nähe zu Berlin, pendelt sich das Niveau mit einem Rückgang von fünf Prozent derzeit bei 9,90 Euro ein – ein Grund dürfte auch das Ausbleiben von Studienanfängern auf Wohnungssuche sein.

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