Modulare Ergänzungsbauten aus Holz machen Schule in Berlin

Modulare Ergänzungsbauten aus Holz machen Schule in Berlin

Modulare Ergänzungsbauten aus Holz machen Schule in Berlin
Dieser Schulergänzungsbau für die Bernhard-Grzimek-Schule in Berlin entstand in modularer Holzbauweise. Copyright: Mara Kaemmel

Die Hauptstadt wächst und braucht mehr Schulplätze – und das schnell. Der rot-rot-grüne Senat setzt dafür auch auf modulare Ergänzungsbauten aus Holz. Der erste Typenbau, ein dreigeschossiger Neubau hinter der Turnhalle der Bernhard-Grzimek-Schule, wurde jetzt eingeweiht.

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Dieses Schulgebäude riecht anders, fühlt sich anders an und ist auch anders. Im November vergangenen Jahres wurde der Grundstein für den ersten modularen Ergänzungsbau aus Holz (HoMEB) in Berlin gelegt. Nur zehn Monate später und pünktlich zum Schuljahresbeginn ist der dreigeschossige Neubau hinter der Turnhalle der Bernhard-Grzimek-Schule im Bezirk Berlin-Lichtenberg fertig.

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Schule, betonte bei der Einweihung: „Dass es so schnell geht, habe ich mir nicht vorstellen können.“ Das Gebäude misst 50 Meter in der Länge und 20 Meter in der Breite. Es bietet mit 16 Klassenräumen und acht Teilungsräumen Platz für rund 400 Schüler, dazu Sitznischen im Flur, zwei Lehrerzimmer und eine Mensa – eben alles, was für den regulären Schulbetrieb gebraucht und gewünscht wird. Und darüber hinaus – eine ganz besonders warme Atmosphäre und den Duft von frisch gesägten Brettern.

Modulare Ergänzungsbauten aus Holz als Teil der Berliner Schulbauoffensive

Modulare Schulbauten sind in Berlin schon seit einigen Jahren Teil der Schulbauoffensive, dem größten Investitionsvorhaben der Stadt in dieser Legislaturperiode. Im Rahmen des Großprojektes werden viele Schulen saniert, erweitert und neu gebaut. Denn bis 2025 müssen laut Prognose der Schülerzahlen rund 36.000 Plätze an Grundschulen und 25.000 Plätze an weiterführenden Schulen geschaffen werden.

Ein Klassenzimmer im hölzernen Ergänzungsbau der Bernhard-Grzimek-Schule. Copyright: Mara Kaemmel
Ein Klassenzimmer im hölzernen Ergänzungsbau der Bernhard-Grzimek-Schule. Copyright: Mara Kaemmel

Bis Ende vergangenen Jahres wurden deshalb bereits rund 68 herkömmliche modulare Ergänzungsbauten an bestehenden Schulstandorten errichtet. Die Bauzeit liegt in der Regel bei rund 15 Monaten, ein konventioneller Schulneubau dauert erheblich länger. Den Ausschlag auf eine Typenserie aus Holz umzusteigen, gaben die guten Erfahrungen beim Neubau dreier Schulen 2019 und 2020 aus Holz und der Wille generell nachhaltig zu bauen.

Rahmenvertrag für 32 weitere modulare Ergänzungsbauten aus Holz

Um den Bedarf an Schulplätzen zu decken, sind in den nächsten vier Jahren modulare Ergänzungsbauten aus Holz an 32 weiteren Standorten vorgesehen. Dazu wurde ein Rahmenvertrag mit der Firma Kaufmann Bausysteme aus Österreich mit einem Gesamtvolumen von rund 180 Millionen Euro abgeschlossen. Nach dem Projekt in Lichtenberg wird der nächste Ergänzungsbau im September in Spandau fertig, 14 weitere sind bereits in Planung.

Pro modularem Ergänzungsbau aus Holz werden 96 Module verbaut. Die Bruttofläche beträgt 2.956 Quadratmeter; die Nutzfläche inklusive aller Räume sowie Technik- und Verkehrsflächen liegt insgesamt bei 2.684 Quadratmetern. Die Module werden am Firmenstandort in Reuthe projektiert und im Werk Berlin-Köpenick gefertigt – voll ausgestattet mit Heizung und Elektrik, Treppen und Sanitärräumen. Nur der Fußboden wird nach der Montage vor Ort verlegt. Die Ausstattung der Module lässt sich bei allen Projekten an den Bedarf und die Gegebenheiten vor Ort anpassen.

Modulare Holzbauweise versus Containerschulen

Verantwortlicher Architekt ist Andreas Krawczyk vom Büro NKBAK-Architekten aus Frankfurt am Main. Seine Kollegin Nicole Kerstin Berganski und er hatten für die Europäische Schule in Frankfurt am Main einen ersten Ergänzungsbau aus Holzmodulen entwickelt, weil sie sich mit dem Konzept einer temporären Containerschule nicht anfreunden konnten. Die modularen Ergänzungsbauten aus Holz in Berlin zeichnen sich durch eine moderne Architektursprache aus. Die Fassade besteht aus rohem, unbehandeltem Fichtenholz und aus recyceltem Aluminium. Die Räume sind hell, die Wände mit zehn Zentimeter dicken Fichtenbrettern verkleidet. An den Decken liegen die Holzbalken frei.

Der Ergänzungsbau von außen. Copyright: Mara Kaemmel
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Im Ergänzungsbau der Lichtenberger Schule ist das Holz naturbelassen und fühlt sich rau an. Gebrauchspuren durch Berührungen werden bald sichtbar sein. Die natürliche Farbigkeit, auch das schlichte Grau des Bodenbelages sind bewusst gewählt. Die Grzimek-Schule habe sich gegen bunte Lasuren und farbige Böden entschieden, um die Inklusionskinder nicht zu überfordern, die diese Schule besuchen. „Die Wände sollen benutzt werden, auch mit Heftzwecken Bilder daran festgemacht werden“, sagt Andreas Krawczyk. Sollten die Wände eines Tages unansehnlich wirken, können sie abgeschliffen werden.

Von unzureichend ermittelten Bedarfen

Obwohl die Module im Werk bereits vorgefertigt werden, sind modulare Ergänzungsbauten aus Holz nicht billiger als konventionelle Schulbauten. Sie kosten rund 6,4 Millionen Euro. Mit allem drum und dran sind für das Lichtenberger Projekt rund 8,3 Millionen Euro veranschlagt. Der Gewinn liege im Bautempo, sagt Andreas Krawczyk.

Rund 5,5 Milliarden Euro hat der Senat insgesamt für die Berliner Schulbauoffensive veranschlagt. Die Kosten werden erheblich höher liegen. Der Rechnungshof von Berlin kritisierte in seinem Jahresbericht 2020, dass der Bedarf unzureichend ermittelt wurde und die vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsprüfung  nicht durchgeführt worden sei. Das Fazit der Prüfer lautet: Die Kosten der mit dem Programm insgesamt geplanten Schulbaumaßnahmen lägen aktuell bereits bei elf Milliarden Euro und damit doppelt so hoch.  „Schon jetzt ist absehbar, dass sich bei Weitem nicht alle für das Programm vorgesehenen Bau- und Sanierungsmaßnahmen innerhalb der nächsten zehn Jahre realisieren lassen.“

Video: Kurze Blicke in und auf den modularen Ergänzungsbau aus Holz

 

Schulergänzungsbauten in Modulbauweise als Reaktion auf steigende Schülerzahlen

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