Pankower Tor: Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs gekürt

Pankower Tor: Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs gekürt

Pankower Tor: Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs gekürt
Ein Entwurf für das Stadtquartier Pankower Tor. Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN

Ein neues Stadtquartier mit 2.000 Wohnungen soll das Pankower Tor werden. Doch das Projekt der Krieger Handel SE auf der Brache des ehemaligen Rangierbahnhofes Pankow ist seit Jahren umkämpft. Zuletzt waren die Bürger aufgefordert, sechs Entwürfe zu kommentieren. Der Sieger-Entwurf für das Wohnquartier am S-Bahnhof Pankow steht fest. Doch die Diskussion geht weiter.

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Um das Pankower Tor in Berlin wird seit elf Jahren heftig gerungen. Was auf dem Areal des ehemaligen Rangierbahnhofes Pankow gebaut werden soll, darüber sind sich der Investor Kurt Krieger, der Stadtbezirk Pankow und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung inzwischen einig:  ein neues Stadtquartier mit 2.000 Wohnungen. Doch wie wird es konkret aussehen? Das soll im Rahmen eines Wettbewerbes geklärt werden. Sechs Planvarianten stehen zur Wahl. Die Bürger konnten in einem Workshop-Verfahren die Entwürfe kommentieren und bewerten. Rund 200 Interessierte nahmen an einem digitalen Bürgerforum teil. Insgesamt gingen mehr als 600 Kommentare ein. Der Entwurf „Ein lebendiges Quartier mit Zukunft“ von NÖFER ARCHITEKTEN erhielt die höchste Bewertung mit vier von fünf möglichen Punkten. 

Die Hinweise aus dem Bürgerfeedback wurden inzwischen an alle sechs Planerteams weitergeleitet, damit sie ihre Konzepte anpassen und bis Ende April der Jury die überarbeiteten Entwürfe vorlegen können. Die Masterplanentwürfe werden im Mai von Sachverständigen geprüft, von der Jury bewertet und der Sieger dann Mitte Juni präsentiert.

Preiswerte Wohnungen im neuen Kiez "Pankower Tor"

Diese Brache soll zum Pankower Tor werden. Copyright: Fa. Krieger
Diese Brache soll zum Pankower Tor werden. Copyright: Fa. Krieger

Per Video zum Beteiligungsverfahren hatte der Bezirksbürgermeister Sören Benn noch einmal erklärt, worum es geht: „Auf dem ehemaligen Rangierbahnhof zwischen Pankow-Zentrum und Pankow-Süd wollen wir einen neuen Kiez errichten, einen neuen Stadtteil bauen – mit vielen preiswerten Wohnungen, mit öffentlichen Einrichtungen, mit Einkaufsmöglichkeiten und viel Grün.“ Einen Schwerpunkt bildet das Mobilitätskonzept. „In dem neuen Stadtteil können wir zeigen, dass Großstadt ohne viele Autos geht.“ Und der Baustadtrat Vollrad Kuhn betonte: „Das ist eines der wichtigsten Pankower Vorhaben.“

Der ehemalige Rangierbahnhof Pankow wurde 1996 stillgelegt, das rund 40 Hektar große Areal entlang der S-Bahngleise 2010 vom Möbelhändler Kurt Krieger erworben. Diskussionen um die städtebauliche Entwicklung und den Denkmalschutz der Lokschuppen folgten, 2018 wurde eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet. Zu Beginn des Workshop-Verfahrens Ende vergangenen Jahres erklärte Kurt Krieger erleichtert: „Wir kommen einen großen Schritt voran.“

Neue Straßenbahnlinie zwischen Pankow und Weißensee

Die Teams erhielten konkrete Vorgaben für ihre Entwürfe: Kein Durchgangsverkehr, ein Radschnellweg entlang der Bahntrasse und ein neuer Platz mit Aufenthaltsqualität am S- und U-Bahnhof Pankow an der Kreuzung Berliner Straße/Granitzstraße. Eine neue Straßenbahnlinie zwischen Pankow und Weißensee soll als Teil des Projektes bis zur Prenzlauer Allee führen.

Entwürfe sind eingereicht worden von den Teams um Allmann Sattler Wappner Architekten, 03 Architekten, Astoc Architects and Planners, Tchoban Voss Architekten, NÖFER ARCHITEKTEN und blocher partners. In der Bürgerbefragung wurde das Konzept „Ein lebendiges Quartier mit Zukunft“ von NÖFER ARCHITEKTEN am besten bewertet. Es zeichnet sich aus durch ein Wohnquartier mit Blockbauten in Berliner Tradition an einem großen Park. Zwei Hochhäuser setzen markante Punkte: Sie zeigen, dass hier etwas Neues entstanden ist. 

Der Nutzungsplan von den verantwortlichen Architekten. Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN
Der Nutzungsplan von den verantwortlichen Architekten. Klicken für Gesamtansicht! Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN

Denn die These von Tobias Nöfer lautet: „Wir können eine urbane und schöne Stadt neu bauen.“ Ziel sei es, etwas zu entwickeln, dass sich einfüge, aber auch etwas Besonderes habe. Für ihn sei das Pankower Tor wie der Klebstoff zwischen zwei gewachsenen Quartieren, von beiden Richtungen werde der neue Kiez erlebbar sein. Das Nöfer-Konzept sieht außerdem Läden vor, eine Bibliothek, zwei Kindertagesstätten, eine Schule und damit kurze Wege im Quartier. Der Verkehr wird reduziert, indem von den umliegenden Straßen die Zufahrt zu den Tiefgaragen möglich und damit Verkehr im Quartier kaum nötig ist. Ein Teilstück des geplanten, insgesamt 18 Kilometer langen Fahrradschnellwegs Panke Trail wurde integriert. Es soll vom Norden Pankows bis in die City führen.

Kurt Krieger und das Pankower Tor

Insgesamt 174 Teilnehmer kommentierten dieses Konzept online – die meisten mit positivem Tenor. So schrieb einer von ihnen: „Mir gefällt das Verkehrskonzept, das den Autoverkehr so weit wie möglich draußen hält.  Sehr schön die Idee, den Panke-Trail nicht einfach platt an der Bahntrasse zu führen, sondern ins Gebiet zu integrieren. Mir gefällt auch diese Lösung der geschützten Parkanlage abseits vom Autoverkehr und am Durchschlupf nach Norden“.  Ein anderer lobte: „Positiv an diesem Entwurf ist eine breitere, zusammenhängende Grünfläche mit Höhenunterschieden. Wir leben in einer platten Stadt – und brauchen Ausblicke!“

Mit Spannung erwartet der Investor Kurt Krieger, der in Pankow aufgewachsen ist, den Ausgang des Verfahrens. „Als Pankower möchte ich erleben, wie der Platz an der Berliner Straße fertig wird.“ Doch wann das sein wird, steht noch nicht fest. Die Arbeit am Bebauungsplan läuft parallel und wird auf Grundlage der Ergebnisse des Wettbewerbs fortgeführt.

Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbes für das "Pankower Tor" in Berlin gekürt

Update vom 14. September 2021: Die Anforderungen an das Areal sind immer mehr gestiegen. Das sagt Sören Benn (DIE LINKE), Bezirksbürgermeiser von Pankow. Er fasst mit diesem Satz das Drama um das Bauvorhaben des Investors und Möbelhausbetreibers Kurt Krieger zusammen, das sich seit rund elf Jahren in Berlin abspielt. „Immer mehr Bedarfe sind auf diesem Gelände gebucht worden. Notwendige Bedarfe. Das hat es besonders herausfordernd gemacht.“ Allein die Vorbereitung des städtebaulichen Wettbewerbes dauerte rund zwei Jahre. Doch jetzt steht der Sieger fest. Das neue Stadtquartier wird nach einem Masterplan des Teams um NÖFER-Architekten und CSKA I Christoph Kohl entwickelt.

Der Lageplan des Siegerentwurfes. Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN
Der Lageplan des Siegerentwurfes. Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN

Wünsche der Lokalpolitik erfüllt

Dieser Entwurf vereint nach Meinung der Jury alle Wünsche der Lokalpolitik, der Experten und der Bürger. Julia Tophof, Architektin und Jurymitglied, sagt: „Wir glauben, dass wir mit diesem Entwurf das Beste für Pankow, für den Standort und die Bürger ausgewählt haben.“ Außer den Vorgaben sind von den Planern viele Hinweise aus dem Bürgerfeedback eingearbeitet worden. Gefordert sind 2.000 Wohnungen, zwei Kitas, eine Schule, ein Platz mit Aufenthaltsqualität, ein Park.

Und der Panke-Trail, eine zwei Kilometer lange Fahrradschnellstraße. Das Viertel wird nach dem Prinzip der Schwammstadt konzipiert, Regenwasser also vor Ort in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung der Grünanlagen genutzt. Es soll autoarm sein, also ohne Durchgangsverkehr. Der veränderte NÖFER-Entwurf sieht einen weit längeren, naturbelassenen Park mit Wegen, einem Wasserbecken und Spielplätzen entlang der S-Bahntrasse vor. Dort verläuft auch der Panke-Trail, der nach Berlin-Mitte weiterführen soll.

Die Wohnhäuser wurden zu sechs großen Blöcken gruppiert, so dass größere Höfe mit mehr Grün entstehen als im Ursprungsentwurf vorgesehen. Torbögen schirmen die Innenhöfe vom Lärm der S-Bahn ab. An der Prenzlauer Promenade markiert ein Hochhaus den Beginn der Stadt. Am S-Bahnhof Pankow ist ebenfalls ein markantes Hochhaus geplant, das Areal mit einem Stadtplatz neugestaltet.

Dahinter schließen sich zwei Gebäude an, die einen elf Meter breiten Durchgang mit Ladenzeile eröffnen und der auf ein Gebäude zuführt, das es im ersten Entwurf noch nicht gab. Der Stadtplaner Christoph Kohl nennt es „Pedaleum“. Es soll als Zwischenstopp auf dem langen Trail dienen und alles vereinen, was der Fahrradfahrer braucht: vom Fahrradladen, über die Reparatur bis zu einer Teststrecke auf dem Gründach. „Der Entwurf ist deutlich besser geworden“, sagt er.

NABU klagt gegen das Projekt

Selten äußert sich Kurt Krieger persönlich zu dem Vorhaben. Es ist abgemacht, dass der Bezirksbürgermeister in seinem Namen spricht. Doch bei der Präsentation ergriff er das Wort. „Es ist ein weiterer, schöner Meilenstein in einer langen Geschichte“, erklärte er sichtlich erleichtert. Denn seit 2010 ist er mit der Stadt in Verhandlungen über die Bebauung des Areals. Erst waren keine Wohnungen geplant, dann 750 gefordert, dann 1.000, am Ende dann 2.000 und davon 30 Prozent Sozialwohnungen.

Er sei oft gefragt worden, warum das so lange dauere. Seine Antwort: „Man muss sich vorstellen, dass es ein komplexes Projekt ist, das viele Facetten hat.“ Dazu gehört neben geänderten politischen Prämissen auch die Diskussion, um die neue und inzwischen beschlossene Straßenbahntrasse nach Weißensee, die durch das Quartier führt, um den denkmalgeschützten Rundlockschuppen oder die Kreuzkröte.

Ein Blick ins Quartier am "Pankower Tor". Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN
Ein Blick ins Quartier am "Pankower Tor". Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN

Das Pankower Areal sei für die Kreuzkröte als Habitat nach Aussage von Experten nicht geeignet, sie werde dort sterben – auch wenn nicht gebaut werde. Kurt Krieger will die vorhandene Population nach Brandenburg umsiedeln lassen. Der Naturschutzbund (NABU) hat Klage gegen das Projekt eingereicht. Allen Ansprüchen zu genügen, sei eben nicht leicht, sagt der Investor.

Kurt Krieger gefällt der Sieger-Entwurf auch deshalb, weil er die Option biete, noch offene Fragen zu lösen. Etwa die Typologie der Bauten oder die Höhen der Hochhäuser. Er hoffe, der Drive werde nach der Entscheidung der Jury nicht nachlassen. Doch bis wirklich gebaut werden kann, vergehen mindestens zwei weitere Jahre. Der Stadtplaner Christoph Kohl betont: „Im Zuge des Bauleitverfahrens,  werden noch viele Gutachten und noch viele öffentliche und private Mitspieler im Zuge der Beteiligung dazukommen, so dass wir in der Zeit noch mal ein geschärftes oder verbessertes Projekt vorfinden.“

So geht es weiter am Pankower Tor

Wie es jetzt weitergeht, erklären die zuständigen Bezirkspolitiker. Vollrad Kuhn (Bü90/Die Grünen), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, skizziert das Verfahren: Der Entwurf werde noch mal überarbeitet, dann ein Modell erstellt, dann folge die architektonische Konkretisierung. „Ich will auch keinen Einheitsbrei.“ Der B-Plan werde weiter bearbeitet. Da die Bauordnung in Berlin novelliert wird, kommt ein neues Thema für das Projekt hinzu: die Recyclingfähigkeit des Baumaterials.

„Mein Gefühl sagt mir, wir werden 2023 damit durch sein. Das wünsche ich mir auch.“ Bezirksbürgermeister Sören Benn sagt: „Wir werden uns im Detail noch über viele, viele Sachen auseinanderzusetzen haben.“ Es werde viel Spaß machen, aber wahrscheinlich auch ein paar Nerven kosten. „Es liegen irgendwann Architekturentwürfe vor, die auch wieder Kontroversen auslösen. Aber alles mit dem Ziel, das Pankower Tor zügig zu bebauen.“ Kurt Krieger müsse sich keine Sorgen machen, dass das Tempo erlahme. „Wir wollen der Pankower Bevölkerung das Areal zum Leben und Wohnen sehr schnell zur Verfügung stellen.“

Aufmacherfoto: Ein Entwurf für das Stadtquartier Pankower Tor. Copyright: NÖFER ARCHITEKTEN

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