Modulbau in Deutschland: Der große Durchbruch steht noch aus

Modulbau in Deutschland: Der große Durchbruch steht noch aus

Modulbau in Deutschland: Der große Durchbruch steht noch aus
In einer Fabrik von Daiwa House Modular Europe entsteht ein Küchenmodul. Copyright: Daiwa House/ Foto Cojan van Toor

Der Modulbau gilt als Heilsbringer und kommt trotzdem nicht voran. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die erläutert unter anderem Andreas Göbel von Daiwa House Modular Europe, einem der größten Anbieter weltweit und mit einer eigenen Modul-Fabrik in Fürstenwalde.

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Für schnellen bezahlbaren Wohnraum braucht es den Modulbau

Modulbau verspricht Zeit- und Kostenersparnis, gerade in Krisenzeiten elementare Argumente. „Momentan gibt es aber noch zu viele Vorurteile“, sagt Andreas Göbel, Senior Projektentwickler und verantwortlich für den Vertrieb Deutschland bei Daiwa House Modular Europe. Der japanische Konzern ist nach eigenen Angaben der siebtgrößte Baukonzern der Welt. Und der ist nicht erst jetzt auf den Zug von Modulbau aufgesprungen, sondern hat diesen Zug mit entwickelt.

Andreas Göbel kann schlüssig weitere Vorteile aufzählen: bezahlbarer Wohnungsneubau mit einem Festpreis, Erfüllung von ESG-Anforderungen, hohe Qualität, Bedienung des Cradle-2-Cradle-Ansatzes. „Als Architekt muss ich auch die Optik hervorheben, die eben nicht mehr einer Platte 2.0 entspricht, sondern sehr individuell und vielfältig ist“, so Andreas Göbel.

Häuser und Wohnungen neu / mobil denken

Apropos Vorurteil: „Platte 2.0 muss aus den Köpfen raus“, sagt George Salden, CEO von Capital Bay. „Weder Architektur noch Innenausstattung sind minderwertig. Die Bauten kann man nicht mehr von einem ‚normalen‘ Bau unterscheiden.“ Das Unternehmen kooperiert mit Daiwa, beide treiben die Modul-Fabrik in Fürstenwalde voran. 3.000 Module hat das Joint Venture in der Umsetzung, etwa 8.000 in der Pipeline.Dass man eine Immobilie mobil denkt, sei der eigentliche Clou, so George Salden. Bei Daiwa legt man Wert auf Zirkularität, nach 50 Jahren wird deshalb bankverbürgt mit einem vorher diskutierten Preis das Gebäude zurückgenommen.

„Die Verbindung Stein mit Grundstück ist das Kernverständnis, hier hängt die Immobilienwirtschaft hinterher. Wir sehen es bei Tesla oder Intel: Der Bedarf an Wohnungen wächst sprunghaft. In Nordrhein-Westfalen oder anderswo stehen tausende Wohnungen frei. Wenn die modular wären, könnte man die Häuser abstapeln und dort wieder aufbauen, wo sie gebraucht werden. Damit wäre alles mobil.“

George Salden sieht dieses Konzept auch bei Investoren sehr weit vorn. Das liegt sicherlich an den folgenden Punkten: Die Kosten kann beispielweise Daiwa ungefähr um 1.000 Euro pro Quadratmeter senken, was die Finanzierungssituation natürlich verbessert. „Dazu ist der Modulbau grün, schafft es also sehr viele Interessen zu bedienen.“

Europas höchstes Gebäude in modularer Bauweise: Der Community Campus Bochum. Copyright: Daiwa House/ Foto Cojan van Toor
Europas höchstes Gebäude in modularer Bauweise: Der Community Campus Bochum. Copyright: Daiwa House/ Foto Cojan van Toor

Der Typenbau muss her

Doch so einfach ist es nicht: Es fehlen 9,4 Millionen Quadratmeter Wohnraum, im Zwei-Schicht-Betrieb und ohne Wochenende könnten in der Fabrik 20.000 Module entstehen. „Das sind nur fünf Prozent des Marktes“, so George Salden. Nächstes Thema, von ihm als „Treppenwitz“ bezeichnet: das ewige Leid mit den unterschiedlichen Bauordnungen der Bundesländer. „Bei einem Produkt, das sich nicht ändert, darf das nicht mehr sein. Wir können so nicht industrialisieren, brauchen eine Typen-Freigabe für jedes Bundesland und müssen aufhören den Modul- als Sonderbau zu begreifen.“

Die Grundidee des Modulbaus ist einfach, Andreas Göbel nennt sie „wie Lego oder Tetris spielen“. Der Vorfertigungsgrad im Werk liegt bei mehr als 90 Prozent. Das mache unabhängig und schnell und ermögliche eine zeitgleiche Erschließung des Grundstückes. „Zudem haben wir einen sehr hohen Qualitätsstandard, eben weil es immer ähnliche Produktionsbedingungen in der Halle gibt.“

Zudem wird vollständig BIM eingesetzt und es gibt Standard-Bausätze für ein oder mehrere Zimmer. Das Unternehmen hat bereits einen Großauftrag für ein ganzes Quartier der landeseigenen Gewobag in Berlin übernommen: Im Berliner Bezirk Lichtenberg sollen aus 3.000 Modulen mehr als 1.500 Wohnungen entstehen. Weitere Wohngebäude sind geplant in Düsseldorf, Magdeburg und Dortmund. Besonders hoch hinaus solle es in Hamburg gehen. Dort plant Daiwa ein Hotel mit 19 Stockwerken. In Bochum hat Daiwa House mit dem Community Campus schon Europas höchstes Gebäude in modularer Bauweise errichtet: zwölf Geschosse hat das Gebäude mit 737 Apartments. 

Andreas Göbel im Podcast über Modulbau

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